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Maßbach
Wenn wilde WG-Zeiten wieder aufleben
"Wir sind die Neuen" feiert Premiere in Maßbach und zeigt auf amüsante Weise einfache Lösungen für Nachbarschafts- und Generationenkonflikte auf.
Wir sind die Neuen” steht bis Ende Juli in Maßbach auf dem Spielplan. 
Foto: Sebastian Worch | Wir sind die Neuen” steht bis Ende Juli in Maßbach auf dem Spielplan. 
Sabine Dähn-Siegel
Sabine Dähn-Siegel
 |  aktualisiert: 01.07.2019 02:11 Uhr

Das könnte eine ganz reizvolle Option sein: Im (nahenden) Alter die wilde WG-Zeit erneut aufleben lassen, mit Mitbewohnern von damals zusammenziehen, wieder feiern, am Küchentisch diskutieren, Essen und Trinken, Leben und (Lebens-)Lust miteinander teilen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen – nichts auf der hohen Kante, Angst vor dem Alleinsein, vor Krankheit – wagen die Singles Anne, Eddi und Johannes, alle Anfang 60, das Experiment. Das Oldie-Trio sucht den Kontakt zu der Studenten-WG nebenan – und trifft auf Nachbarn, deren Vorstellungen, Lebensstil und -ziel den ihren völlig konträr sind. Katharina, Barbara und Thorsten sind für ihre Jugend erschreckend spießig, auf den Abschluss ihres Studiums konzentriert. Und empfindlich gegen den Lärm der Alten. Brüsk erklären sie den Hausbewohnern, nicht nur die Hausordnung, sondern auch „keine Kapazitäten“ für Feiern und Altenhilfe (Handymenü erklären, Apothekendienste leisten) zu haben. Die verschiedenen Lebenswelten prallen aufeinander, der Clinch der WGs ist unausweichlich. „Wir sind die Neuen“, die Filmkomödie von Ralf Westhoff aus dem Jahr 2014, lieferte den Stoff für die Eröffnung der Open-Air-Saison im Theater Schloss Maßbach.

Nicht ganz ausverkaufte Ränge

Raum für Spekulationen ließ die diesmal vor nicht ganz ausverkauften Rängen stattfindende Premiere: Lag? am etwas unbeständigen Wetter oder der Dialoglastigkeit des Stücks? Diese Eigenart der Vorlage, die den Generationenkonflikt umdreht, dabei zugleich mit Klischees spielt und Probleme der unterschiedlichen Altersgruppen spiegelt, findet sich auch in der Inszenierung von Rolf Heiermann wieder. Auch auf der Maßbacher Bühne kommen die Oldies sympathischer rüber als die verbiesterten Studenten, deren Engstirnigkeit, durchorganisierte Ordnung – Schuhe in Kartons mit Fotos drauf, Puschen für die Besucher –, klägliches Versagen in praktischen Alltagsdingen etwas dick aufgetragen wirkt. Mögen manche Szenenwechsel etwas lang gedauert haben – aus der im Programmheft angekündigten zweistündigen Aufführung inklusive Pause wurden zweieinhalb Stunden.

Die Alten sind laut und hilfsbereit

Die Dialoge funktionierten so gut wie die Besetzung der Rollen: Das Veteranen-Trio besteht aus Susanne Pfeiffer (Anne), Marc Marchand (Johanes) und Ingo Pfeiffer (Eddi). Schön, wie sie in ihre Lebensfreude immer wieder ein bisschen Melancholie über verpasste Chancen einfließen ließen, wie sich die ab und zu an ihnen nagenden Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Handels und der eigenen Lebensentwürfe in den Mienen spiegelten. Dass die Alten nicht nur laut, sondern auch hilfsbereit sind, als sie merken, dass die Nachbarn Unterstützung brauchen, kommt den Jüngeren zugute. Lukas Redemann und Anna Schindlbeck spielen Thorsten und Katharina, die Jurastudenten im Prüfungsstress. Deren dritte Mitbewohnerin ist die unglücklich verliebte/verlobte Barbara, tränenreich dargeboten vom Maßbacher Neuzugang Alena von Aufschaiter. „Wir sind die Neuen“ zeigte auf amüsante Weise einfache Lösungen für Nachbarschafts-Generationenkonflikte: aufeinander zugehen, miteinander sprechen, zusammen feiern!

 
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