
Erstmals seit vier Jahren hat das Mainfranken Theater wieder einen "Auftakt!" gefeiert: Corona und bauliche Unsicherheiten hatten den traditionellen bunten Abend immer wieder verhindert, am Sonntag aber fand er in der Blauen Halle wieder statt, der unterhaltsame Rundumschlag mit kurzen Ausblicken auf die kommende Saison. Das Motto dieser Spielzeit "Licht ins Dunkel" verweist auf die Aufklärung, also eine Zeit, in der - so zumindest die Hoffnung - die Vernunft die Herrschaft von Glauben und Aberglauben ablösen sollte.
Dass es die Menschen dieser Tage allerdings nicht so sehr nach Licht, sondern eher nach Trost verlangt, legt der ultrakurze Ausschnitt aus dem Ernst-Jandl-Stück "Calypso" nahe, der den Abend eröffnet: "Ich möcht so was für meine Sorgen, so was Schönes für mein Gemüt, so was, was sagt: Morgen wird alles besser", seufzt Pippa Fee Rupperti im grellen Riesenkostüm, und Nina Mohr sekundiert mit nasalem "Aha".

Was fürs Gemüt liefert auf jeden Fall die Operette "Die lustige Witwe", deren Evergreen "Lippen schweigen" den Abend beschließt. Orchester, Chor, Tanzcompagnie und Schauspielensemble vereinigen sich mit den Neuzugängen im Musiktheaterensemble - der Sopranistin Milena Arsovska und dem Bariton Leo Hyunho Kim - zu einem lustvoll sentimentalen Schlussbild.
Die Neuzugänge
Überhaupt, die Neuzugänge. Sie erhalten reichlich Gelegenheit, sich zu präsentieren. Herausragend dabei Milena Arsovska und Vero Miller mit makellosen Ausschnitten aus "Don Giovanni" (Premiere: 4. Februar), der ersten Mozart-Regie überhaupt von Intendant Markus Trabusch, der den Abend moderiert.
Charismatisch Zlatko Maltar und Nils Bannert, neu im Schauspielensemble, in der "Elektra"-Collage aus Versatzstücken von Euripides, Sophokles und Hugo von Hofmannsthal. Letztere Passage wird ab 8. Oktober in der von Richard Strauss geschaffenen Opernfassung zu hören sein - an diesem Abend aber spielen Nina Mohr und Pippa Fee Rupperti mit den Neuzugängen Daria Lik, Laura Storz und Eva-Lina Wenners die beklemmend Szene, in der die trauernde Elektra verhöhnt wird.

Einen Neuzugang am Dirigentenpult wird es übrigens spätestens in der Saison 2025/2026 geben - Generalmusikdirektor Enrico Calesso wechselt als Chefdirigent ans Teatro Verdi ins norditalienische Triest. Die Suche nach einem Nachfolger soll demnächst beginnen.
Der Neubau
Am 2. Dezember wird endlich das neue Kleine Haus am Faulhaber-Platz eröffnet - mit zwei Stücken des deutschen Erfolgsautors Roland Schimmelpfennig. Die Ausschnitte aus "Der Kreis um die Sonne" und "Der Riss durch die Welt" versprechen zugängliches Gegenwartstheater, mit Schlaglichtern auf eine Gesellschaft, deren innerer Zusammenhalt immer mehr hinter individuellen Befindlichkeiten und nicht zuletzt individueller Gier zurückweicht.

Mit dem Ballettsaal im Neubau bekommt auch die Tanzcompagnie ein eigenes Zuhause. Deren große Produktionen werden allerdings weiterhin in der Blauen Halle zu sehen sein. Das Erfolgsstück "Chaplin" wird wiederaufgenommen, die Weltkugel-Szene ist auch an diesem Abend ein Publikumsrenner. Ganz anders wird wohl "Vier Jahreszeiten" werden (Premiere: 4. November). Eine kleine Kostprobe weckt Vorfreude: Das Ensemble agiert zur Musik (Vivaldi nachkomponiert von Max Richter) wie ein einziges vielgliedriges und vielköpfiges Wesen.
Auch Oper in kleinerem Format wird im Kleinen Haus stattfinden, so wird hier am 6. April endlich "Karl und Anna" uraufgeführt. Das Auftragswerk nach der Novelle von Leonhard Frank des Komponisten Christoph Ehrenfellner zu einem Libretto von Roland Schimmelpfennig verschmilzt tonale Klänge mit dissonanten Reibungen, die die Not der beiden Kriegsgefangenen spürbar werden lässt - das legt zumindest der Ausschnitt mit Chor und Orchester nahe.
Das Motto
Wie schlägt sich nun das Spielzeitmotto "Licht ins Dunkel" in all diesen Stücken nieder? Intendant Markus Trabusch überstrapaziert es in seiner Moderation nicht, an vielen Stellen sind die Bezüge ohnehin offensichtlich. So etwa im "Don Giovanni", dessen fallender Held ja ein Vertreter des Ancien Régime ist. Oder in der Italienischen Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy, die - ganz wörtlich - durchflutet von südlichem Licht ist.
Oder in Felicia Zellers Stück "Kaspar Häuser Meer", das einen gerne ignorierten dunklen Fleck unserer Gesellschaft ausleuchtet: die hoffnungslose Überforderung der dramatisch unterbesetzten Jugendämter, ihrer explodierenden Fallzahlen Herr zu werden.
Vorverkauf: Theaterkasse auf dem Vorplatz des Neubaus, geöffnet Di., Mi., Fr., Sa. 10 bis 15 Uhr, Tel. (09321) 3908-124, karten@mainfrankentheater.de