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Würzburg/Triest
Sein Weggang aus Würzburg hat Aufsehen erregt: Nun verrät Dirigent Enrico Calesso, wie es für ihn weitergeht
Generalmusikdirektor Enrico Calesso vom Mainfranken Theater hat im Juli bekanntgegeben, dass er seinen Vertrag in Würzburg nicht verlängern will. Das ist seine nächste Station.
Enrico Calesso, hier mit der Sopranistin Marlis Petersen beim Mozartfest 2023 im Kaisersaal der Würzburger Residenz.
Foto: Fabian Gebert | Enrico Calesso, hier mit der Sopranistin Marlis Petersen beim Mozartfest 2023 im Kaisersaal der Würzburger Residenz.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:17 Uhr

Nach zwölf Jahren als Generalmusikdirektor des Mainfranken Theaters in Würzburg hatte Enrico Calesso, 48, im Juli bekannt gegeben, dass er seinen Vertrag mit der Stadt Würzburg, der noch bis 2025 läuft, nicht verlängern werde. Eine Entscheidung, die auf großes Bedauern bei Kolleginnen und Kollegen, bei Weggefährten und Publikum stieß.

Bei der Verleihung des Theaterpreises 2019 an Calesso hatte der Musikforscher Ulrich Konrad den Dirigenten als unermüdlichen und herausragenden Künstler mit intellektueller Doppelbegabung gewürdigt. Und ausdrücklich begrüßt, dass dieser sich nach dem Parallelstudium der Musik und der Philosophie ganz dem Dirigieren verschrieben habe: "Gute Philosophen gibt es in Würzburg einige, Dirigenten vom Rang eines Calesso keinen."

Im Juli wollte Enrico Calesso noch nichts über seine weiteren Pläne verraten, nun steht nach Prüfung mehrerer Optionen fest: Er wird - zunächst für vier Spielzeiten - Chefdirigent der Oper in Triest. Direttore musicale stabile, lautet der Titel. Das Teatro Giuseppe Verdi, 1400 Plätze, gegründet 1801, gehört mit Mailand, Venedig, Genua oder Neapel zu den elf Top-Opernhäusern Italiens, die über Stiftungen finanziert werden, die der italienische Staat eingerichtet hat. Diese "Fondazioni Lirico-Sinfoniche" sollen den Bestand von national relevantem Kulturerbe und -leben sicherstellen.

Enrico Calessos neuer Arbeitsplatz: Das Teatro Verdi in Triest.
Foto: Fabio Parenzan | Enrico Calessos neuer Arbeitsplatz: Das Teatro Verdi in Triest.

Enrico Calesso, der bereits mehrfach als Gast in Triest dirigiert hat, wird bereits am 22. Dezember ein Sinfoniekontert leiten und ab 16. Februar die Richard-Strauss-Oper "Ariadne auf Naxos". Ab 2024 will er parallel in Triest und Würzburg arbeiten: "Ich stehe auf jeden Fall bis zum Ende meines Vertrags 2025 zur Verfügung", sagt er.

Die Familie hatte schon länger über eine Rückkehr nach Italien nachgedacht

Die Entscheidung, Würzburg zu verlassen sei ihm sehr schwergefallen. "Aber ich ich musste sie jetzt treffen. Man muss versuchen, sich immer weiterzuentwickeln, und das geht nicht am immer gleichen Ort." Die Hafenstadt Triest, übrigens Geburtsort von Luigi Malipiero, Gründer des Sommerhäuser Torturmtheaters, ist Hauptstadt der Region Friaul-Julisch Venetien. Mit gut 200.000 Einwohnern liegt sie im äußersten Osten Italiens an der Grenze zu Slowenien. Und damit nur knapp 150 Kilometer von Calessos Heimatstadt Treviso. Die Familie habe schon länger an eine Rückkehr nach Italien gedacht, sagt der Dirigent.

Typisch italienische Pracht: das Teatro Giuseppe Verdi in Triest mit seinen 1400 Plätzen.
Foto: Fabio Parenzan | Typisch italienische Pracht: das Teatro Giuseppe Verdi in Triest mit seinen 1400 Plätzen.

Das Theater, an dem seit jeher die größten Namen der Branche gastieren, ist ein prachtvoller klassizistischer Bau direkt am Meer im Herzen der Stadt. "Man darf einen solchen Standort nicht unterschätzen", sagt Calesso, "die Oper ist ein Symbol für die Bedeutung dieser  Stadt."  Triest erlebe derzeit einen kulturellen und touristischen Boom. Vor allem aber lockt den Dirigenten die Zusammenarbeit mit Intendant Giuliano Polo, der ihn schön länger umworben habe. "Er will dem Haus eine breite mitteleuropäische Bedeutung geben. Und das heißt, dass es neben dem italienischen auch vermehrt deutsches und slawisches Repertoire geben wird."

Calesso wird seiner Liebe zu Bruckner, Mahler und Wagner auch in Italien frönen können

Für Calesso heißt das, dass er seiner Liebe zu Bruckner, Mahler und nicht zuletzt Wagner auch in Italien wird frönen können. "Wagner ist ja in der Blauen Halle in Würzburg nicht möglich - das ist eine Tragödie", sagt er. Entgegen der deutschen Vorstellung spielen italienische Orchester übrigens durchaus nicht immer flockig-elegant, sondern gehen im Gegenteil gerade das vertraute Repertoire eher sinfonisch an. Das gelte auch für das deutsche - "da ist dann allerdings die Gefahr, dass sie es zu sehr zelebrieren", sagt Calesso.

Italienische Opernhäuser spielen nach dem Stagione-System: Jede neue Produktion wird mehrfach direkt hintereinander aufgeführt und gilt dann als abgespielt. In Deutschland wird nach dem Repertoire-System gespielt: Die Produktionen werden über die Spielzeit verteilt und wechseln einander ab. In Triest gibt es drei Spielzeiten pro Jahr: eine Konzertsaison mit acht Sinfoniekonzerten im Herbst, eine Opernsaison mit acht  Neuproduktionen im Winter und Frühjahr und eine Sommerbespielung mit Italiens einzigem Operettenfestival.

 
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Kommentare
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  • Hans Sartoris
    Tolle Sache , viel Erfolg und Spass in Triest

    Hans Sartoris
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