Hochzeitseinladungen wurden versendet, Ringe graviert, Fotograf und Videograf sind gebucht und die Hochzeitstorte ist bestellt. Bei der Vorstellung hüpft normalerweise das Herz einer jeden künftigen Braut. Doch in Zeiten von Coronavirus und Ausgangsbeschränkung sorgen Hochzeiten im Jahr 2020 eher für Bauchschmerzen. Viele Brautpaare mussten ihre Feier bereits absagen oder verschieben. Die Corona-Krise hat dementsprechend negative Auswirkungen auf die Hochzeitsdienstleister. Sie sind von den oben genannten Buchungen abhängig.
Generell sind die Hochzeitsdienstleister aber an einer passenden Lösung für alle Beteiligten interessiert. Wir haben mit diesen fünf Dienstleistern aus Franken gesprochen:
- Konditor: Julia Sitter von der Konditorei & Patisserie Sitter aus Pretzfeld in Oberfranken.
- Papeterie: Selina Reichenberger von Sellerina Design aus Hof in Oberfranken.
- Hochzeitsfotograf: Axel Link von Axel Link Photography aus Würzburg in Unterfranken.
- Videograf: Magdalena Steinruck von MKay Videografie aus Reichenberg in Unterfranken
- Schmuck: Barbara Hartmann vom Fachgeschäft Blickwinkel für Uhren und Schmuck aus Karlstadt in Unterfranken.
Sie haben mit uns über ihren Umgang mit den Folgen des Coronavirus, Sonderkonditionen für betroffene Brautpaare und ihre Tipps gesprochen.
1. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Geschäft von Hochzeitsdienstleistern aus?
Durch Covid-19 dürften sämtliche Unternehmen wirtschaftliche Schäden davon tragen. Neben der Tourismusbranche bekommen das insbesondere Hochzeitsdienstleister zu spüren.
Das kann Axel Link (Axel Link Photography) nur bestätigen. „Die Situation trifft mich als Hochzeitsfotograf in einer extrem ungünstigen Zeit. Meine letzte Hochzeit war im Oktober. Nach einer langen Winterpause ohne Einnahmen sind die ersten Hochzeiten finanziell schon wieder verplant und notwendig für beispielsweise Steuervorauszahlungen.“ Denn laufende Rechnungen machen auch vor der Corona-Krise kein Halt.
Videografin Magdalena Steinruck aus Reichenbrg (Lkr. Würzburg) dreht als Nebentätigkeit Hochzeitsvideos. Ihre erste gebuchte Hochzeit ist Mitte Juli. „Bis dahin hoffen wir alle, dass die Hochzeiten wieder wie geplant stattfinden dürfen. Ich bleibe mit meinen Brautpaaren in engem Kontakt und versuche sie auch in dieser Zeit bestmöglich zu unterstützen.“
Abgesagte Hochzeiten sind existenzbedrohend
„Für uns ist es im Moment natürlich sehr schwierig, da unser Laden bekanntermaßen geschlossen sein muss“, erläutert Barbara Hartmann. Sie ist die Inhaberin des Schmuckgeschäfts Blickwinkel in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). „Wir haben wie so viele Einzelhandelsgeschäfte Kurzarbeit beantragt.“
Braut und Bräutigam dürften bei allen Dienstleistern im Fall einer Terminabsage auf großes Verständnis stoßen. Die Konditorin Julia Sitter ist sogar doppelt betroffen: „Ich bin gerade in der gleichen Situation. Unsere Hochzeit ist im Juni geplant. Da ist mein Mitgefühl und Verständnis für die Enttäuschung und Sorgen natürlich sehr groß.“
Kreative Ideen der Dienstleister während Corona-Krise
Trotz der Corona-Krise versuchen die Hochzeitsdienstleister so viel Normalität in diesen Zeiten beizubehalten wie möglich. „Unser Online-Shop, telefonische Bestellungen von Gutscheinen oder Schmuckstücken sowie deren Auslieferung sind weiterhin ein selbstverständlicher Service unseres Hauses“, berichtet Barbara Hartmann. Bei der Konditorei Sitter in Pretzfeld (Lkr. Forchheim) kann das Geschäft sogar weiterproduzieren. Kuchen und Gebäck gibt es dann ausschließlich zum Mitnehmen. Dennoch wird derzeit nicht alles verkauft. Aber Julia Sitter hat auch dafür eine Lösung gefunden: „Vor allem sonntags bleiben sehr viele Torten übrig. Die verteilen wir kostenlos an Mitarbeiter in Krankenhäusern. So können unsere Leckereien noch einen kleinen, positiven Beitrag leisten.“
Dort, wo es möglich ist, konzentrieren sich Dienstleister auf andere Bereiche. So macht es beispielsweise Selina Reichenberger von Sellerina Design mit ihrer Papeterie. „Ich beschäftige mich momentan mit der Erstellung meiner Produkte außerhalb des Hochzeitsthemas. Dadurch sind zwei neue Postkarten zum Thema ‚Stay at home‘ entstanden.“
2. Gibt es Sonderlösungen für Brautpaare, die ihre Hochzeit verschieben müssen?
Generell sind die Dienstleister aufgeschlossen besondere Lösungen für betroffene Paare in der Corona-Krise zu finden. Selina Reichenberger gestaltet für bereits gedruckte Einladungen kleine Einleger, auf denen das neue Datum steht. Oder sie legt den Karten einen Hinweis bei, dass der Termin möglicherweise verschoben werden muss. Und was ist mit bereits versendeten Hochzeitseinladungen? „In dem Fall bietet sich an, die neuen Infos digital zu versenden. Auch dafür gestalte ich gerne im jeweiligen Design eine passende Datei“, sagt die Hoferin.
Häufig werde auch auf Menükarten und Willkommensschilder das Datum gedruckt. Darauf verzichtet die gelernte Mediengestalterin derzeit. So könne die Papeterie zu einem neuen Termin problemlos verwendet werden.
Eheringe können ausgebessert werden
Und wie sieht es mit Eheringen aus? Dort wird häufig das Datum eingraviert. Barbara Hartmann kann Brautpaare beruhigen. Man könne die Gravur in der Regel problemlos ausbessern. „Wir bieten unseren Trauringpaaren an, dass wir die bei uns gravierten Eheringe kostenlos neu gravieren. Es wurde auch schon der Wunsch geäußert, dass wir das neue Datum zusätzlich eingravieren. Auch das machen wir selbstverständlich kostenfrei. Oft hat das ursprünglich geplante Datum eine Bedeutung für das Paar.“
Für die Konditorei & Patisserie Sitter, MKay Videografie sowie Axel Link Photography ist eine verschobene Hochzeit zunächst kein Problem, sofern der neue Termin noch frei ist. „Wir haben die bestehenden Bestellungen einfach ein paar Monate verschoben, sofern das unsere Kapazitäten noch für 2020 erlauben. Selbstverständlich zum selben Preis. Es wurden aber auch schon Hochzeiten auf nächstes Jahr verschoben“, berichtet Julia Sitter von ihren bisherigen Erfahrungen.
Videografin Magdalena Steinruck handhabt es ähnlich: „Da in meinem Fall vorab noch nicht außerordentlich viel geleistet wurde und ich finanziell nicht in Vorleistung gehe, bin ich da aufgrund der Ereignisse nicht so streng.“ Genauso sieht es Hochzeitsfotograf Axel Link: „Wenn ich beim nächsten Termin weiterhin gebucht bin und noch frei bin, bleibt alles beim Alten. Die Reservierungsgebühr gilt einfach für den neuen Termin.“
Aber was passiert, wenn die Dienstleister zum neuen Termin keine Zeit haben? Vor allem bei Fotograf und Videograf muss für viele Paare die Chemie stimmen. Der Würzburger schlägt den Verliebten dann einen anderen Ausgleich vor. „Ich biete meinen Paaren an, stattdessen die standesamtliche Trauung zu begleiten oder ein After-Wedding-Shooting zu machen. Auch ein Familienshooting ist möglich.“
3. Entstehen für das Brautpaar Extra-Kosten durch die Corona-Krise?
Extra-Kosten für das Brautpaar aufgrund des Coronavirus wollen die Dienstleister vermeiden. Jeder von ihnen hat Verständnis für die schwierige Situation. „Es findet sich zu jedem Problem eine passende Lösung“, weiß Selina Reichenberger.
Sollten allerdings bereits Leistungen erbracht worden sein, zum Beispiel Beratungsgespräche oder Testexemplare, müssen die Kosten trotzdem bezahlt werden. Magdalena Steinruck erklärt das so: „Wenn ich an dem neuen Termin nicht verfügbar bin, dann erhalten Paare ihre Anzahlung zurück, mit einem kleinen Abzug für zum Beispiel ein Erstgespräch oder bereits bestellte Dinge wie eine personalisierte Holzbox. Im Normalfall behalte ich die Anzahlung bei einer Hochzeitsabsage in voller Höhe ein. Unter diesen Umständen fände ich dies aber unfair.“
Werden Anzahlungen einbehalten?
Falls ein Dienstleister eine Gebühr dennoch einbehält, bittet Axel Link um Verständnis. Die Mehrheit seien keine vermögenden Unternehmer. Vielmehr handle es sich um kleine Selbstständige, die nicht viele Rücklagen bilden können. „Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass eine Rückzahlung der Anzahlung nicht immer ohne weiteres möglich ist. Nicht, weil wir das nicht total verstehen und gerne machen würden, sondern weil wir auch eine Familie zu ernähren und Rechnungen zu bezahlen haben. Es geht bei uns ja nicht um eine einmalige Anzahlung sondern um 20 bis 30 davon. Das sind Summen, die existenzbedrohend sein können.“
4. Welche Tipps haben die Dienstleister für Brautpaare, die während der Corona-Krise heiraten wollten?
Brautpaaren mit Hochzeitstermin ab Juni und Juli 2020 empfiehlt der Bund deutscher Hochzeitsplaner abzuwarten. Und welchen Rat haben die fünf Hochzeitsdienstleister aus Franken?
Magdalena Steinruck weiß aus Erfahrung, dass sich manche Punkte einer Hochzeitsfeier leichter verschieben lassen als andere. Deshalb sollten die Paare stets im Austausch mit ihren Dienstleistern sein und über eine mögliche Verschiebung sprechen. „Sprecht mit allen Dienstleistern, was im Worst Case der Plan B sein könnte. Blumen, Catering, Brautkleid und Hotel lassen sich problemlos verschieben. Wahrscheinlich werden Location, Fotograf und Videograf eine Herausforderung. Deshalb rate ich, mit Fotograf und Videograf in engem Kontakt zu bleiben.“
Dem stimmt auch Hochzeitsfotograf Axel Link zu. Er ist sich sicher, dass sich in jedem Fall eine Lösung finden lasse, mit der alle Beteiligten zufrieden sein können. Er findet, dass in dieser einmaligen Situation besonders „Nächstenliebe und Verständnis“ wichtig seien.
Auch in Zeiten der Corona-Pandemie stehen alle Hochzeitsdienstleister beratend zur Seite. Das Brautpaar könne die Zeit nutzen, um sich telefonisch oder per E-Mail über verschiedene Angebote zu informieren. „Lassen Sie sich inspirieren“, rät Selina Reichenberger. „Es gibt so viele tolle Dienstleister in der Region, die nur darauf warten von Ihnen zu hören.“
Barbara Hartmann macht den Brautpaaren Mut: „Die Paare sollten zuversichtlich in die Zukunft schauen. Die Hochzeit kann definitiv nachgeholt werden.“ Konditorin Julia Sitter blickt ebenfalls hoffnungsvoll nach vorne: „Wir hoffen und glauben ganz fest daran, wenn wir alle unseren Beitrag leisten und Rücksicht nehmen, dann wird sich die Situation hoffentlich bald wieder entspannen!“
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