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München/Würzburg
Lehrermangel: Drohen Stunden-Streichungen an Bayerns Schulen?
Während Bayerns Schulminister Piazolo keinen Lehrermangel sieht, warnen Lehrer-Verbände vor drohenden Besetzungslücken – mit schwerwiegenden Folgen für den Unterricht.
Lehrermangel könnte an Bayerns Schulen schon bald zu Stunden-Streichungen führen, warnen Lehrerverbände. Schulminister Piazolo sieht dagegen keine Probleme bei der Stellenbesetzung.
Foto: Caroline Seidel, dpa | Lehrermangel könnte an Bayerns Schulen schon bald zu Stunden-Streichungen führen, warnen Lehrerverbände. Schulminister Piazolo sieht dagegen keine Probleme bei der Stellenbesetzung.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Manche Gepflogenheiten der bayerischen Bildungspolitik haben offenbar selbst die Corona-Krise überlebt: So beteuert Bayerns Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) derzeit wieder gebetsmühlenhaft, es gebe keinen Lehrermangel in Bayern. Auch in diesem Herbst werde in jedem Klassenzimmer ein Lehrer stehen. Mehr noch: Brückenkurse und Sommerschulen sollen helfen, Corona-Lücken der Schüler zu schließen. Dafür werde es weder am Geld noch am Personal fehlen, verspricht der Minister: "Zudem werden wir für das nächste Schuljahr über tausend Lehrkräfte zusätzlich einstellen."

"Euros machen keine Bildung, dafür braucht man Menschen."
Simone Fleischmann vom Lehrerverband BLLV zum Lehrermangel

Bei den Lehrerverbänden reagiert man – wie schon vor Corona –allergisch auf Piazolos Beschwichtigungen: "Euros machen keine Bildung, dafür braucht man Menschen", schimpft etwa Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrer-Verband (BLLV). Doch vor allem an Grund-, Mittel- und Förderschulen fehle es schon jetzt am Personal zur Aufrechterhaltung des Regelunterrichts – ganz zu schweigen von den Extra-Angeboten zur Corona-Förderung. Rund 650 Stellen könnten im September offen bleiben, befürchtet Fleischmann – eine Lücke, die nicht zu kaschieren sei.

Bereits kurz vor der Corona-Krise im Januar 2020 hatte Piazolo einräumen müssen, dass im folgenden Herbst rund 800 Lehrer-Stellen an den drei Schul-Typen nicht mit qualifizierten Bewerbern besetzt werden können. Damals wurde die Lücke mit dienstrechtlichen Maßnahmen für die Lehrer wie einer Stunde Mehrarbeit und der Streichung des vorzeitigen Ruhestands geschlossen, was unter anderem auch in Würzburg zu lautstarken Lehrer-Protesten führte.

Bei Personalmangel könnten ganze Fächer wie Kunst oder Sport wegfallen

Jetzt wird im Ministerium offenbar darüber nachgedacht, auch bislang in Bayern verpönte Quereinsteiger ohne Lehramt-Studium für den Schuldienst zu gewinnen. Darüber hinaus könnte laut BLLV aber auch das pädagogische Angebot zusammengestrichen werden: Lehrerstunden für den gebundenen Ganztag seien bereits gekürzt worden. Bei Personalmangel könnten zudem Förderangebote, Schul-AGs oder Fächer wie Kunst, Sport oder Musik wegfallen, um den Unterricht in den Hauptfächern sicherzustellen. Der "Schwarze Peter" werde zudem den Schulen zugeschoben, die sich selbst um zusätzliches Personal kümmern sollen. Gar von "pädagogischen Schweinereien" spricht Fleischmann. Denn die Ursache für die aktuellen Probleme liege in der jahrelangen Personal-Fehlplanung des Kultusministeriums.

"Der Unmut unter den Lehrern ist sehr groß", glaubt auch Jörg Nellen von der Bildungsgewerkschaft GEW in Unterfranken. Denn in jeder Schule in der Region fehle schon jetzt mindestens ein Lehrer. Diese Lücken nun mit Quereinsteigern schließen zu wollen, sei aber nur Augenwischerei, kritisiert Nellen: "Man erwartet da von Leuten etwas, was sie gar nicht leisten können." Qualifiziertes Personal zu finden, sei für die Schulen ohnehin fast unmöglich: "Diese Zitrone ist schon am Anfang des Schuljahres ausgequetscht worden", warnt er: "Hier nochmal Druck auszuüben, wird keinen zusätzlichen Saft geben."

Kultusministerium: Lehrerbedarf kann in allen Schularten gedeckt werden

Im Kultusministerium kann man den Unmut an den Schulen nicht verstehen: Man gehe davon aus, "den Lehrkräftebedarf in allen Schularten entsprechend decken zu können", heißt es dort. Zumal die Lehrerverbände den Personalbedarf deutlich überzeichneten: Aktuelle Schüler-Prognosen zeigten, dass gerade an Grund-, Mittel- und Förderschulen ab Herbst "deutlich weniger Lehrkräfte benötigt werden als man bislang erwarten musste".

 
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  • Albatros
    Solange wir uns derart sprachlose Schwätzer wie Herrn Piazolo leisten können, so lange werden wir mit solch gravierenden Defiziten leben müssen. Hat Herr Söder keinen gestanden Lehrer in seinen Reihen, der weiß wovon er spricht. Warum stehen Leute wie Piazolo Ministerien vor, von denen sie keine Ahnung haben?
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  • Lebenhan1965
    @ Albatros

    Herr Piazolo hat von der CSU ein unterirdisch verwaltetes Ministerium übernommen.

    Ihn jetzt zum Sündenbock für jahrzehntelanges Missmanagement der Vorläufer aus der CSU zu machen ist schlichtweg unfair.

    Dass er jetzt auch noch die Pandemie an der Backe hat und damit sich nicht auf die Aufarbeitung der übernommenen Defizite konzentrieren konnte ist natürlich für die FW doppeltes Pech.
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  • 1958kosb
    Der Mann ist ein Grund die FW nicht zu wählen. So viel Inkompetenz an einem Stück habe ich noch nicht erlebt.
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  • Arcus
    Nicht nur der jetzige Kuminister der Opflsoftpartei ist mit seinen Aufgaben ist überfordert. Auch seine Vorgänger*innen von der CSU gefielen sich im Verwalten des Stillstandes.
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  • Neugiersnase
    Das System bricht schon sooooo lange nur deshalb nicht zusammen, weil vor Ort engagiert und noch mehr gearbeitet wird - buchstäblich immer häufiger bis zum Zusammenbruch.
    Wobei sich Piazolo nun als Totengräber erweisen könnte …. .
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  • DieSteffi
    Schule ohne Musik, Kunst und Sport. Ganztags. Na prima. Wer der Damen Herren im Kultusministerium wäre da noch gern Schüler?
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  • jutta.noether@web.de
    Aber wenigstens Religion wird weiter unterrichtet - wie heilig!
    (Ironie!!)
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  • Mainkommentar
    Na ja mal ganz ehrlich. Bei den meisten Kidies ist eh schon alles zu spät. Da würden selbst tausende Lehrer nichts mehr bringen. Da ist eh schon alles gelaufen.
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  • info@gerbrunn.de
    Selten so einen Unsinn gelesen. Wie kommt man auf die Idee eine ganze Generation aufzugeben. Die bayerische Schulpolitik ist seit Jahren unterirdisch und ein Versuchsfeld für überforderte Kultusminister von Hohlmeier bis Piazolo samt teurer Beratungsfirmen und einer weltfremden Ministerialbürokratie.
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