Eine Unterrichtsstunde pro Woche mehr für Grundschullehrer. Eine höhere Mindestzahl von 24 Wochenstunden bei Antragsteilzeit. Streichung der Möglichkeit eines "Sabbatjahres" und vorzeitiger Ruhestand erst ab 65: Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will auch mit dienstrechtlichen Maßnahmen eine drohende Lücke in der Lehrerversorgung an Grund-, Mittel- und Förderschulen abwenden.
Drohende Versorgungslücke von rund 1400 Lehrerstellen
"Die Maßnahmen sind für die betroffenen Lehrer nicht erfreulich", räumte Piazolo ein. Die zusätzliche Belastung solle jedoch möglichst gering bleiben: So soll etwa die Extra-Stunde der Grundschullehrer auf einem Arbeitszeitkonto angespart und in fünf Jahren wieder ausgeglichen werden. Piazolo hofft zudem durch freiwillige Maßnahmen wie dem Aufschub des Ruhestandes oder einer vorzeitigen Rückkehr aus Teilzeit oder Beurlaubung weitere Maßnahmen vermeiden zu können.
Nach Berechnungen des Kultusministeriums werden ab Herbst bayernweit rund 1400 frei werdende Vollzeitstellen an den drei Schularten nicht besetzt werden können. Als Gründe für die Lehrer-Lücke nannte Piazolo steigende Geburtenzahlen, den anhaltenden Zuzug nach Bayern sowie eine überraschend große Nachfrage nach Teilzeit bei den Lehrern. So liege der Anteil der Teilzeit-Lehrer an Grundschulen inzwischen bei rund 60 Prozent.
BLLV: Lehrerversorgung in Unterfranken nicht garantiert
Auch in Unterfranken sei man derzeit von einer optimalen Lehrerversorgung weit entfernt, sagt Gerhard Bless vom Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Bereits jetzt sei die Sicherstellung der Grundversorgung nur durch drastische Sparmaßnahmen wie der Teilzeit-Aufstockung und der Verkürzung der Elternzeit möglich. Zukünftig sei daher auch in Unterfranken die ausreichende Lehrerversorgung nicht garantiert: "Wenn sich bald nicht grundlegend etwas ändert, rechne ich in ein paar Jahren auch in Unterfranken mit großen Problemen und erheblichen Einschnitten in den Schulen", so Bless.
Eine Alternative zu den nun angekündigten Zwangsmaßnahmen sieht Minister Piazolo unterdessen nicht: Eine von Lehrerverbänden geforderte bessere Bezahlung von Grund- und Mittelschullehrern hält Piazolo derzeit nicht für realistisch. "Wir sprechen hier über eine dreistellige Millionensumme jährlich", sagte er. Der Lehrerberuf sei in Bayern auch heute schon "hoch attraktiv und krisensicher".
Lehrerverband BLLV kündigt Widerstand gegen Piazolos Pläne an
Auch eine Vergrößerung der Klassen sei "für Bayern keine Option". Und die in anderen Bundesländern praktizierte Einstellung von Nicht-Pädagogen als Quereinsteiger in den Schulen lehnt der Kultusminister ebenfalls ab. Denkbar sei dies nur in Fächern wie Sport oder Musik. Bless sieht das ähnlich: Die Frage nach der Qualifizierung sei hierbei extrem problematisch, mahnt er.
Der Lehrerverband BLLV kündigte postwendend Widerstand gegen Piazolos Pläne an: Das Schulministerium habe jahrelang Vorschläge zur Bekämpfung des Personalmangels ignoriert: "Dass nun die Lehrkräfte dafür büßen sollen, akzeptieren wir nicht", sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann. Auch die SPD-Bildungspolitikerin Simone Strohmayr nannte die Pläne des Kultusministers "verfehlt und für Lehrer demotivierend".
Piazolo zeigte sich gesprächsbereit: "Ich bin für andere Ideen immer offen", erklärte er. Allerdings halte er den Spielraum für kurzfristige Alternativen "für nicht sehr groß".
Mein Onkel sagte zu solchen Menschen immer: "Hätt'st halt was G'scheits gelernt!" Wie recht er hatte.
1) der Beruf ist definitiv nicht attraktiv, wenn man oft jahrelang auf eine Verbeamtung (= Festanstellung) warten muss, Zeitverträge erhält, die dann aber immer nur von September bis Juli gelten, den August sind viele Lehrer arbeitslos, bekommen aber dann auch kein ALG, weil sie ja nicht ein ganzes Jahr am Stück gearbeitet haben)
2) das allgemeine (Nicht-)Ansehen des Lehrerberufs - und seine Folgen. Es gibt Untersuchungen, dass inzwischen eine Lehrkraft 20-30% der Unterrichtszeit für disziplinarische Probleme aufwenden muss - das macht ca. 10 Minuten pro Unterrichtsstunde - bei sechs Unterrichtsstunden am Tag SECHZIG MINUTEN, also 1 1/3 Unterrichtsstunden, die einfach so flöten gehen!
Und wenn dann mal jemand wirklich versucht, durchzugreifen, stehen die Eltern, die mit ihrem eigenen Nachwuchs überfordert sind, aber mit dem Anwalt vor der Tür, weil ihr Kind gemobbt, vom Lehrer unterdrückt - und was weiß ich noch alles wird!
Sehr kreativ. Liebe MP: ist das von Euch? Das in etwa so wie Dunkelhell. Oder früher zu spät kommen.
Zum Thema:
Ich beneide die Lehrer nicht wirklich um ihren Job. Wenn man das so liest, könnte man meinen, der "Vorruhestand" wäre bei Lehrern der Normalfall statt die Ausnahme. Wahrscheinlich ist es auch so. Wenn es so wäre, läge der Fehler aber im System. Warum sind die Leute so früh nicht mehr arbeitsfähig (die Arbeitsunwilligen schließe ich jetzt mal aus)? Da sollte sich das selbstherrliche Kultusministerium mal überlegen, warum das so ist. Ob wirklich alles so Gold ist, wie man es gerne nach außen darstellt. Konkurrenz hat man ja nicht wirklich. Bei einem Arbeitgeber aus der Wirtschaft jedenfalls würden da sämtliche Alarmglocken läuten!
Korrekturen sollten im Lehrerzimmer stattfinden, als nachgewiesene Arbeitszeit gelten, und nicht Zuhause wenns passt.
Ferien, ein gutes Stichwort. Davon gibt es tatsächlich viel zu viel. Da sollte dringend gekürzt werden zumal ständig über den Druck gejammert wird weil Schule angeblich in zu kurzer Zeit so viel verlangt. Das könnte man mit 4 Wochen mehr Unterricht locker kompensieren.
Ein Jahr frei nehmen? Gehört abgeschafft! Wer nachweislich krank ist gehört in den Krankenstand. Mit allen finanziellen Konsequenzen.
Bei der Wochenarbeitszeit muss man natürlich schon etwas anders rangehen. Der Unterricht will vor- und nachbereitet werden. Da kommt sicherlich das Doppelte an Stunden zusammen.
Letztlich ist eine Stunde mehr für die Lehrer vermutlich verkraftbar - im Hinblick auf die Ferien, die ein völlig anderes Familien- und Freizeitverhalten ermöglichen.
also mich deucht, wäre der Lehrerberuf so attraktiv wie der Minister meint, so bräuchten wir uns sicher nicht über Lehrkräftemangel zu unterhalten.
Außerdem braucht es hierfür mMn eine bestimmte Persönlichkeit, und wer die nicht hat, ist in diesem Beruf fehl am Platz (ich z. B. bin froh, dass ich kein Lehrer bin). Allerorten heißt es, Bildung wäre das Allerwichtigste - aber als Lehrkraft ist man doch eher dicht am Titel "A### der Nation". Die Lehrpläne werden "von oben" vorgegeben, aber wenn die Eleven bei Pisa o. ä. schlecht abschneiden, kann ja nur der Lehrer schuld sein - in den Augen von Schülern, Eltern, Vorgesetzten und der Politik.
Ich frage mich, ob ich dem Herrn Minister wünschen soll, dass es in Zukunft (aufgrund der "Super-Perspektiven") noch viel weniger Lehrernachwuchs gibt als derzeit, damit er sich selber hinstellen und Deutsch, Mathe, weißnichwas mit den Kids bimsen muss, aber ich fürchte, das wäre wenig hilfreich...
Des Weiteren sollte man sich mal mit den Versicherern unterhalten, wie hoch die BurnOut-Rate von Lehrern ist oder zumindest die Möglichkeit aus psychischen Gründen Dienstunfähig zu werden.
Wenn man sich benachteiligt fühlen sollte, Kann man jederzeit Umschulen...es werden Lehrkräfte dringender denn je gesucht. Ein schlauer Kopf sagte mal: „Augen auf bei der Berufswahl“.
die Bezahlung der Angestellten richtet sich nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L).
Nach E11 von 3.129€ bis 4.613€.
Ein verbeamteter Grundschullehrer, Besoldungsgruppe A12, verdient in Bayern ein Grundgehalt je nach Eingruppierung und Dienstalter zwischen 3.521 und 4.577 Euro brutto.
Sonst noch Fragen?
Gruß
Herr bogus wusste offensichtlich nicht, was ein Grundschullehrer verdient.
Deshalb.
Gruß
damit haben Sie (ähnlich wie die Fa. "Winzigweich") eine Information geliefert, aber keinesfalls die Frage von bogus beantwortet, die da (zusammengefasst) lautete, wenn doch der Beruf so attraktiv und krisensicher sei, warum dann ein akuter Lehrermangel bestünde.
Ich vermute mal, in die Gehaltstabellen kucken können auch die Leute, die sich überlegen, ob sie den Job machen wollen (aber wenn es nur danach ginge, wäre es sowieso schade) und stelle die Behauptung auf, das Argument "Bezahlung" sticht offenbar nicht hinreichend, wenn die Leute gewichten, was sie dafür zu bringen (und hinzunehmen...) haben. Soviel zum Thema "Attraktivität"!