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WÜRZBURG/SCHWEINFURT
Gibt es einen Babyboom in Unterfranken?
Babyboom an Universitätsfrauenklinik in Leipzig       -  Gibt es einen Babyboom in Unterfranken? Vieles spricht dafür.
Foto: Waltraud Grubitzsch, dpa | Gibt es einen Babyboom in Unterfranken? Vieles spricht dafür.
Julian Rohr
Julian Rohr
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:53 Uhr

Die Missionsärztliche Klinik in Würzburg platzt aus allen Nähten: Seit Anfang des Jahres sind dort rund 1280 Kinder zur Welt gekommen – das sind rund 100 Geburten mehr als zwischen Januar und Juli des vergangenen Jahres. Bereits 2017 ist die Zahl der Geburten erheblich gestiegen– und eine Nachfrage bei den unterfränkischen Kliniken zeigt: Der Trend setzt sich fast in der ganzen Region fort.

Neuer Kreißsaal soll gebaut werden

Um der hohen Nachfrage auch zukünftig gerecht zu werden, habe die Klinik bereits ihre Kapazitäten erweitert, erklärt Dr. Hanns-Jörg Grimminger, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. Das heißt: Verstärkung des Personals sowie Hebammen und Ärzte, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Die Räumlichkeiten seien ausgebaut worden, sodass zukünftig mehr Plätze auf Wochenbettstation zur Verfügung stehen. Die Gelder für den Bau eines zusätzlichen Kreißsaals seien bereits genehmigt.

Geburtsspitzen, wie sie derzeit zu beobachten sind, würden die Geburtshilfekliniken aber durchaus „noch ins Schwitzen bringen“, so Grimminger. Daher arbeite man mit den umliegenden Einrichtungen zusammen – insbesondere mit der Universitätsklinik in Würzburg. Auch dort gebe es „aktuell sehr viele und auch vermehrt Geburten“, heißt es auf Anfrage. „Damit bestätigt sich der kontinuierliche Aufwärtstrend der vergangenen Jahre“, sagt ein Sprecher.

Das Geburtenbuch des Kreißsaales im Klinikum Aschaffenburg-Alzenau verzeichnet indes bis Juli rund 1230 Geburten. Vor genau einem Jahr betrug der Stand 1166 Geburten. „Da mag man schon von einem erheblichen Anstieg sprechen, heißt also: Der Trend setzt sich fort“, sagt eine Sprecherin des Klinikums.

Wohlstand fördert Familienplanung

Während andere unterfränkische Kliniken sich mit dem Begriff „Babyboom“ noch zurückhalten, ist sich das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt sicher: „Bei uns hat der Geburtenboom bereits letztes Jahr eingesetzt.“ Im vergangenen Jahr habe es dort bereits über 900 Geburten gegeben – eine Steigerung um fünf Prozent zum Vorjahr.

Im St. Josef führt man die Geburtenzunahme zum Teil auch auf die Schließungen von Geburtsstationen in der Region (2014 in Werneck und 2015 in Bad Kissingen) zurück. „Ein weiterer Grund für die steigende Zahl der Geburten ist die steigende Zahl der Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung in Schweinfurt“, so eine Sprecherin des Krankenhauses.

Auch am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt setze sich der Trend alljährlich steigender Geburtenzahlen fort. Mit 901 Geburten seien bis Juli bereits schon jetzt 60 Kinder mehr geboren als im Vorjahreszeitraum, heißt es dort. Ob man von einem „regionalen Babyboom“ sprechen kann, da will sich Michael Weigel, Chefarzt der Frauenklinik und Geburtshilfe, nicht festlegen. Der stetige Anstieg der Geburtenzahlen im Leopoldina lasse sich allerdings nicht mehr vollumfänglich durch die Schließung umliegender Geburtshilfen begründen. Dann schon eher mit der „wirtschaftlichen Situation der Region, die im Gegensatz zu unsichereren Zeiten eine Familienplanung fördert“, so der Chefarzt.

Kein Anstieg in Klinik Kitzinger Land

Unterdessen kann die Klinik Kitzinger Land nicht von einem Anstieg sprechen. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren hat die Zahl der Geburten sogar leicht abgenommen. Laut Uwe Pfeiffle, stellvertretender Vorsitzender der Klinik, ist die Geburtenrate seit Beginn der Flüchtlingskrise jedoch allgemein deutlich höher. Bis zum Ende des Jahres rechnet das Krankenhaus mit rund 500 Neugeborenen – etwas weniger als in den beiden Jahren zuvor.

Im Gegensatz dazu bestätigt sich der Trend von steigenden Geburtenzahlen am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). Hier spricht man immerhin von einem „geringfügigen“ Anstieg: Im ersten Halbjahr wurden dort insgesamt 218 Kinder geboren – dies sei vergleichbar mit den Geburtenzahlen von 2017. Damals kamen in der Kreisklinik insgesamt 457 Kinder zur Welt – 20 mehr als im Jahr 2016. „Wir freuen uns, falls sich dieser Trend fortsetzen sollte“, so eine Sprecherin des Klinikums. Noch vor wenigen Monaten war die Schließung der Geburtenstation zum 1. Mai im Gespräch.

Fortbestand hängt von Geburtenzahl ab

Ebenso bei den Haßberg-Kliniken, wo die Geburtenzahl ebenfalls leicht ansteigt. Ein starker Anstieg wird dort allerdings im Juli registriert: 48 Kinder kamen im laufenden Monat dort zur Welt – zehn mehr als im Vorjahresmonat. Weil die verhältnismäßig kleine Geburtsstation der Klinik aufgrund der geringen Entbindungen nicht wirtschaftlich genug war, sollte sie gegen Ende des Jahres geschlossen werden. Wenn die Geburtenzahlen des Krankenhauses bis dahin jedoch hoch genug sind, könnte ein staatlicher Zuschuss das Überleben der Geburtshilfe sichern.

 
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  • A. S.
    Kein Wunder werden doch viele kleine Geburtskliniken geschlossen und Hausgeburten gibt es aufgrund der sehr teuren Hebammenversicherung kaum noch.
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