Augsburg
Das können Sie tun, um die Energiekrise gut zu überstehen
Die Preise für Gas, Strom, Öl und Sprit steigen derzeit kräftig an. Wie lässt sich am besten Energie – und damit Geld – sparen? Einige Tipps und Tricks im Überblick.
Bürgerinnen und Bürger brauchen schon seit längerem ein dickes Fell, wenn es um das Thema Energiekosten geht. Denn vor allem seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine stiegen die Preise für Sprit, Strom, Gas und Öl merklich an. Maßnahmen wie der Tankrabatt oder die Energiepauschale in Höhe von 300 Euro waren zuletzt zwar eine willkommene Hilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher, können die Kostensteigerungen aber nur zeitweise abfedern. Daher liegt es auch an jedem selbst, Energie ein- und damit Geld zu sparen. Wie das am besten geht? Ein Überblick.
Heizkosten sparen
- Richtiges Lüften ist unerlässlich. Am besten sollte mehrfach am Tag stoßgelüftet werden, anstatt Fenster dauerhaft zu kippen.
- Heizkörper sollten nicht mit großflächigen Möbelstücken wie Sofas oder Schränken verdeckt werden. Grundsätzlich wird ein Heizkörper so warm, dass er allein in der Lage ist, einen ganzen Raum zu erwärmen, sagt Marcel Neberich, der mit seinem Büro AE studio als Energieberater in Nürnberg und München sowie freiberuflich für die Bayerische Verbraucherzentrale tätig ist. Das funktioniere allerdings nur in vollem Umfang, wenn die Luft gut zirkulieren kann. Falsch platzierte Möbelstücke stehen dem im Weg, sie sollte man umstellen.
- Zudem sollten Heizkörper sauber gehalten werden, da Staubablagerungen die Heizleistung verringern können.
- Wenn Heizkörper nicht einwandfrei funktionieren oder gluckernde Geräusche zu hören sind, kann es sein, dass es einer Entlüftung bedarf. Das geht mit einem Entlüftungsschlüssel. Laut Neberich ist das aber eher selten ein Problem.
- Darüber hinaus macht es Sinn, den Stromverbrauch genau im Blick zu behalten und zu reduzieren, da ein Teil des Gases, mit dem viele Häuser geheizt werden, zur Stromproduktion genutzt wird. Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) wurden 2021 in Deutschland 10,4 Prozent des Stroms mit Erdgas erzeugt.
Strom sparen
- Im Bereich Unterhaltung und Kommunikation verbrauchen Bürgerinnen und Bürger besonders viel Strom. Darunter fallen zum Beispiel Fernseher, Computer, Spielekonsolen und Smartphones. Durchschnittlich ein Drittel des Stromverbrauchs eines Haushalts gehen laut Verbraucherzentrale auf Kosten dieser Sparte.
- Um den Verbrauch zu senken können etwa Spielekonsolen ausgeschaltet werden, da diese im Stand-By-Modus Strom ziehen, um beispielsweise Updates zu installieren. Des Weiteren kann Energie gespart werden, indem Fernseher- und Computerbildschirme nicht auf voller Helligkeit genutzt werden. Bei der Verwendung des Laptops oder Computers lohnt es sich, den "Energiesparmodus" oder "Ruhezustand" zu nutzen, vor allem wenn der Arbeitsplatz häufiger verlassen wird. Ebenso lässt sich nachts das WLAN des Routers ausschalten. Auch beim Smartphone lohnt nachts ein Wechsel in den Flugmodus, da es so weniger oft aufgeladen werden müsse, sagt die Verbraucherzentrale.
- Darüber hinaus zählen alte, weiße Haushaltsgeräte wie Wasch- und Spülmaschinen sowie Kühlschränke zu typischen Stromfressern. Kühlschränke sollten weder an einem Platz stehen, wo sie direkt Südsonnenlicht abbekommen, noch neben anderen Geräten, die warm werden, betont Energieexperte Neberich. Spülmaschinen und Herde seien zwar isoliert, das aber meist nicht sonderlich gut.
- Zudem verbraucht ein voller Kühlschrank paradoxerweise weniger Energie als ein leerer, da sich in ihm weniger Luft befindet, die beim Öffnen entweichen kann. Folglich wird auch weniger Energie benötigt, um wieder auf das entsprechende Kühlniveau zu kommen. Neberichs Tipp: Kühlschränke, in denen Platz ist, mit leeren Tupperdosen auffüllen. So wird mehr Volumen erzeugt und es kann weniger kalte Luft entweichen, denn Lebensmittel - oder in den Fall die Dosen - wirken wie ein Kältespeicher. Außerdem sollte warmes Essen erst vollständig abkühlen, bevor es in die Kühlung gestellt wird. Zudem komme es auf die richtige Temperatureinstellung an, sieben Grad reichten aus, bereits ein Grad weniger erhöhe den Stromverbrauch um sechs Prozent, teilt die Verbraucherzentrale mit.
- Bei Spülmaschinen gilt: Möglichst voll räumen und das Eco-Programm nutzen. Das dauert zwar länger, so kann aber Wasser und Energie gespart werden. Ähnliches sollte bei Waschmaschinen und Trocknern berücksichtigt werden. Noch besser: Die Wäsche – auch im Winter – an der Luft trocknen.
- Laut Neberich ist in Sachen Beleuchtung eine Umstellung auf LED sinnvoll, da Glühbirnen über 90 Prozent der Energie als Wärme abgeben und nicht als Licht.
- Wie kann nun jede Privatperson seine persönlichen Stromfresser finden? Lohnen kann sich hierfür ein Stromverbrauchsmessgerät, das man sich oft kostenlos beim eigenen Energieversorger leihen kann.
Sprit sparen
- Für Menschen, die auf ihr Auto angewiesen sind, hat ADAC-Sprecherin Katharina Lucà angesichts des weggefallenen Tankrabatts und der wieder gestiegenen Spritkosten einen Tipp. Es komme normalerweise darauf an, günstige Tageszeiten abzuwarten. Die Regel „morgens teuer, abends billig“ gelte derzeit aber nicht mehr unbedingt, so Lucà. „Der Sprit kann auch zwischendrin mal günstiger sein, daher heißt es: Augen offen halten, spontan an die Tankstelle fahren und das Auto mit ein paar Litern befüllen. Es sollte sukzessive mit günstigerem Sprit getankt werden“, sagt die ADAC-Sprecherin. Im Zuge dessen mache es Sinn, die Spritpreise über eine entsprechende App zu vergleichen, so Lucà.
- Sprit sparen klappt auch, indem Autofahrer das Tempo reduzieren. Berechnungen des Umweltbundesamtes haben ergeben, dass ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen 1,5 Millionen Tonnen an CO2 und damit 600 Millionen Liter Sprit einsparen würde.
- Wer nicht zwangsweise auf das Auto angewiesen ist, kann viele Strecken mit dem Fahrrad oder, sofern möglich, mit dem ÖPNV zurücklegen. Denn nach Untersuchungen des Umweltbundesamts führen 40 bis 50 Prozent der Autofahrten in deutschen Großstädten über eine Strecke von weniger als fünf Kilometern Länge. Damit liegen sie in einem Entfernungsbereich, in dem das Fahrrad sogar das schnellste Fortbewegungsmittel sei.
- Gerade im ländlichen Raum kann aber oft nicht auf das Auto verzichtet werden. Hier bieten sich zum Beispiel Fahrgemeinschaften an. Dem Bundestag zufolge sitzen durchschnittlich nur 1,46 Personen in Pkws, die auf deutschen Straßen unterwegs sind, obwohl meist bis zu fünf Personen Platz finden. Zu mehreren zur Arbeit fahren bedeutet in Summe weniger CO2-Emissionen und einen geringeren Spritverbrauch.
- Wie sich die Spritpreise seit Kriegsbeginn genau entwickelt haben, können Sie folgender Grafik entnehmen:
Energie-Alternativen
- Eine Senkung der Preise für Gas, Öl, Strom und Sprit ist auf lange Sicht nicht abzusehen. Neben den Energiespartipps lohnt es sich daher, einen Blick auf langfristige Alternativen zu werfen. "Der erstrebenswerteste Weg ist es, das Haus mit einer Wärmepumpe zu beheizen", sagt Energieexperte Neberich. Mithilfe dieses Systems wird die Umweltwärme aus Erdreich, Grundwasser oder Luft genutzt. Allerdings ist nicht jedes Haus dafür geeignet, denn es müssten Parameter wie etwa die Heizlast und Vorlauftemperatur stimmen, so Neberich.
- Denkbar ist auch der Einsatz einer Pelletheizung. Hier wird die Energie für Heizung und Warmwasser aus der Verbrennung von Holzpellets gewonnen. Auch eine Photovoltaikanlage sei sehr sinnvoll, betont Neberich und fasst zusammen: "Der Umstieg auf ein nachhaltiges Heizsystem auf Basis erneuerbarer Energien, ergänzt um eine Photovoltaikanlage, hat aus meiner Sicht heutzutage oberste Priorität."
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