Als Felix Magath bei seiner Vorstellung als Head of Global Soccer im siebten Stock der Flyeralarm-Firmenzentrale am 20. Januar 2020 gefragt wurde, wie lange sein Vertrag als Fußball-Chef des Druckunternehmens, das Investor bei den Würzburger Kickers ist, gilt, sagte der Ex-Meistertrainer: "Ich gehe davon aus, dass die Tätigkeit hier erst endet, wenn alle zufrieden sind." Von Zufriedenheit ist nach dem Zweitliga-Abstieg bei den Rothosen wenig zu spüren. Trotzdem ist dieses Kapitel nun ein für allemal beendet.
Beim Start eines solchen Projekt sei die Zukunft "nicht immer exakt planbar bzw. kalkulierbar. Vor allem nicht in Zeiten der Pandemie", schreiben Magath und Flyeralarm-Boss Thorsten Fischer in einer gemeinsamen "Persönlichen Erklärung", die am Pfingstmontag verbreitet wurde. Exakt 490 Tage nach dem Start ist Global Soccer Geschichte. Die Kickers sind wieder dort angekommen, wo sie damals im Januar 2020 schon waren: in Liga drei.
"Vom Erfolg überrollt" worden sei der Verein im vergangenen Sommer, stellen Fischer und Magath rückblickend auf den Zweitliga-Aufstieg fest: "Sei es von der Infrastruktur, Personaldecke oder Aufstellung des Vereins. Der FWK war darauf natürlich nicht optimal vorbereitet und ausgerichtet. Mit vereinten Kräften haben wir uns gegen den Abstieg gestemmt – leider chancenlos." Daran hätten freilich auch die ungleiche Verteilung der TV-Geld-Erlöse und die vielen falschen Pfiffe der Schiedsrichter ihren Anteil, führen Magath und Fischer aus: "Bis dato gab es seit Gründung der Bundesliga gegen keinen Verein derart viele 'spielentscheidende Fehlentscheidungen durch die Schiedsrichter.' Für einen Klub, der ohnehin schon mit vielen Handicaps in eine höhere Liga startet, ein weiterer Stein im Rucksack."
Auch sie hätten Fehler gemacht, schreiben Magath und Fischer in einem kurzen Satz. Allzu viel Selbstkritik ist aber nicht zu lesen. Magath, der zwischenzeitlich von der "Vision Europapokal" im Zusammenhang mit den Kickers sprach, und Fischer werben vielmehr um Verständnis für ihr Tun: "Ihr könnt versichert sein, dass wir mit bestem Wissen und Gewissen für unseren Verein Entscheidungen – auch wenn sie in der Öffentlichkeit nicht immer nachvollziehbar waren und teilweise auch falsch dargestellt wurden - getroffen haben. Deshalb bitten wir an dieser Stelle auch bei Euch um einen unserer Werte der Zusammenarbeit: Respekt!"
Zu Magaths (Mit-)Wirken bei sportlichen Entscheidungen und den Trainerwechseln während seiner Zeit als Head of Global Soccer in Fischers Unternehmen Flyeralarm steht nichts in der Mitteilung. Magath war mit dem Anspruch angetreten, "Vereine zu entwickeln". Mit dem zweiten Klub, bei dem das Würzburger Druck-Unternehmen Flyeralarm beteiligt ist, dem österreichischen Erstligisten Admira Wacker, arbeitet Magath bereits seit einigen Monaten nicht mehr zusammen. Trotzdem ist offenbar für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit mit dem Klub aus der Wiener Südstadt, der am Montag Ex-Bundesliga-Profi Andreas Herzog als Trainer vorstellte, geplant.
Kurz nach Veröffentlichung des Magath-Fischer-Briefes nannten die Kickers auch ihren neuen Trainer: Torsten Ziegner. Ein Mann mit einem klaren Drittliga-Profil. Auch das war ein klares Zeichen. Global Soccer - das war einmal.