
Wenn beim Training der FIT/One Würzburg Baskets wieder die im etwas helleren Orange gehaltenen Spielbälle der Basketball Champions League (BCL) zum Einsatz kommen, ist klar: Es steht wieder ein Spiel im zweithöchsten europäischen Wettbewerb an. Die Euroleague – anders als im Fußball, im Basketball der höchste europäische Wettbewerb – ist aber eher mit dem Modell der im Fußball noch verhinderten "Super League" zu vergleichen.
Heißt: Ein Großteil der Teilnehmer steht fest, sportliche Kriterien spielen dabei nicht wirklich eine Rolle. Klubs wie Real Madrid, der FC Barcelona oder Fenerbahce Istanbul sind große Namen, die Jahr für Jahr durch eine A-Lizenz in der Euroleague gesetzt sind. Aus deutscher Sicht hat der FC Bayern München diese A-Lizenz, Alba Berlin tritt dort mit einer Wildcard an.
Weil der Basketball-Weltverband FIBA dies nicht gutheißen wollte, hat er 2015 eine Konkurrenz ins Leben gerufen. Für Verwirrung sorgt dabei, dass der Verband dafür als Namen "Basketball Champions League" gewählt hatte, sicherlich auch in der Hoffnung, die Euroleague irgendwann abzulösen oder, mit Blick auf Budget und Spielniveau, zu überholen.
Zum ersten Mal treten die Würzburg Baskets in dieser Saison in der BCL an. Für die Fans ist das eine willkommene Abwechslung zur Bundesliga, für das Team bedeutet es mehr Spiele und mehr Englische Wochen und Reisen. Und auch, wenn die Spiele in beiden Wettbewerben nach offiziellen Basketball-Regeln gespielt werden, ist die Verwendung eines anderen Spielballs nicht der einzige Unterschied zur Bundesliga. Vor dem ersten Spiel der Zwischenrunde gegen den italienischen Vertreter Bertram Derthona hat Trainer Sasa Filipovski über diese Unterschiede gesprochen:
1. Das Spiel in der Champions League ist sauberer
Natürlich würde Filipovski nie direkte Kritik an den Schiedsrichtern üben, was er aber sagt: In den Spielen auf europäischem Niveau werden die Regeln strenger durchgesetzt. Natürlich ist der Slowene dabei auch von der knappen 66:68-Niederlage gegen Hamburg beeinflusst, als gerade gegen die ballführenden Spieler viel körperliche Härte zugelassen wurde. "In der Champions League wird deshalb sauberer Basketball gespielt", meint der 50-Jährige. Die Statistik zeigt aber: In der BBL werden sogar mehr Fouls gepfiffen. Filipovski erklärt das damit, dass die Teams in Europa erkennen würden, was erlaubt ist und sich anpassen, während das physische Spiel in der BBL geradezu belohnt werde. Basketball-Virtuosen, wie die beiden Ex-Würzburger Luciano Parodi oder Aigars Skele, die in anderen Ligen starke Statistiken auflegen, kämen in der BBL nicht zurecht.
2. Rebounds gewinnen das Spiel, vor allem für die Baskets
Statistisch gesehen, holen die Würzburger sogar im europäischen Wettbewerb mehr Rebounds als in der Bundesliga. Vor allem sind die Baskets aber in beiden Bereichen absolute Spitze im Verhältnis zu den Gegnern. Der große Unterschied ist laut Filipovski: In der Zwischenrunde der Champions League treffen die Domstädter nun auf viele gute Athleten, teilweise mit einer Vergangenheit in der Euroleague. In der BBL können mit München und Berlin eigentlich nur zwei der 17 Teams Spieler auf diesem Niveau aufbieten.
3. Die Spielgeschwindigkeit ist eine andere
Natürlich können die Würzburger Spieler nicht auf einmal schneller laufen, nur weil sie in einem europäischen Wettbewerb auf dem Parkett stehen. Dafür ist die Spielgeschwindigkeit aber eine ganz andere. Teams in der Champions League schließen ihre Angriffe innerhalb der 24-sekündigen Angriffszeit früher ab. So bekommen beide Teams nicht nur mehr Abschlussmöglichkeiten pro Spiel, das Spiel wird auch deutlich schneller.
4. In der Champions League wird taktischer gespielt
Weil in der BCL viele Teams aus Israel spielen, gehe es sehr taktisch zu, meint Filipovski. Auch in der italienischen Liga werde versucht, mit taktischen Kniffen wie Ball-Raum-Verteidigungen oder Pressverteidigungen noch mehr herauszuholen. Die BBL sei dagegen mehr auf Schlagen, Kratzen und Beißen ausgelegt, was Filipovski auch auf die Leitung der Spiele zurückführt. "Die Richter müssen die Regeln anwenden, denn dadurch formt sich die Gesellschaft", nutzt Filipovski hier eine philosophische Metapher aus der Rechtslehre.