Patrick Sontheimer war und ist, das darf man getrost so behaupten, kein Spieler wie jeder andere. Aus der Masse an jungen Profifußballern sticht der 23-Jährige heraus. Sicherlich nicht wegen seiner Größe – aber der 1,68 Meter große Mittelfeldwirbler macht auf und neben dem Rasen viele Dinge etwas anders als der Rest. Gibt es den passenden Anlass, feiert er genauso wild, wie er Fußball spielt. Inzwischen tut er das in Köln. Vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub – am Sonntag (14 Uhr) treten die Würzburger Kickers mit dem neuen Trainer Danny Schwarz bei Viktoria Köln an – plauderte der Allgäuer ein bisschen aus dem Nähkästchen und darüber, weshalb er sich entschieden hatte, Würzburg zu verlassen.
Als Mitte Juni diesen Jahres feststand, dass Sontheimer keinen neuen Vertrag bei den einen Monat zuvor aus der Zweiten Bundesliga abgestiegenen Kickers mehr unterschreiben wird, war unklar, wohin es ihn ziehen wird. Es kursierten Gerüchte, dass sich Hannover 96 um ihn bemüht hätte. Heute sagt er dazu: "Ich hatte ein Telefonat, aber nicht direkt mit Hannover. Das lief über eine dritte Person. Wirklich konkret wurde es aber nicht." Wäre es das geworden, Sontheimer hätte wohl umgehend zugesagt. "Mein Ziel war es, in der Zweiten Liga zu bleiben", erklärt er rückblickend seine Strategie im zurückliegenden Sommer.
Der Plan ging nicht auf. Einen Monat später, Mitte Juli, stand fest: Sontheimer läuft künftig für den FC Viktoria Köln auf. Statt Liga zwei also Dritte Liga bei einem Klub, dem schon vor Saisonbeginn keine Favoritenrolle zugeordnet wurde. Der Transfer sorgte bei denjenigen, die es mit den Kickers halten, mindestens für hochgezogene Augenbrauen. "Ich habe klar kommuniziert: Sollte das mit der Zweiten Liga nicht klappen, will ich mir die Tür bei den Kickers offenhalten. Ich hatte mir in Würzburg etwas aufgebaut und durch den Aufstieg schon etwas erreicht", erzählt Sontheimer am Telefon. "Das aufzugeben war nicht so leicht." Die Umstände hätten aber schlicht nicht mehr gepasst. "Der Verein wollte Planungssicherheit und zu einem frühen Zeitpunkt eine Entscheidung von mir. Ich hatte mich auf ein langes Transferfenster eingestellt, hatte aber dann die Pistole auf der Brust. Ich wollte noch abwarten, was auf dem Transfermarkt passiert."
Sontheimer hatte sich verzockt. Heute, mit ein paar Monaten Abstand, klingt er aber nicht verbittert, wenn er darüber spricht. Man müsse damit professionell umgehen, meint er. "Klar hatte ich mir vorgestellt, in der Zweiten Liga zu bleiben. Aber mir war auch bewusst, dass das nicht klappen könnte", sagt er. "Ich bin zufrieden mit Viktoria Köln, und ich glaube, dass hier in der Zukunft viel möglich ist." Fakt ist jedoch: Viktoria Köln hat nur zwei Punkte mehr auf dem Konto als die Kickers und steckt ebenfalls mitten im Abstiegskampf der Dritten Liga. Die Partie am Sonntag ist schon früh in dieser Saison ein echtes Kellerduell.
Vielleicht hatte aber auch diese Zweitligasaison, die Magath-Saison, ihren Anteil an Sontheimers Entscheidung, Würzburg zu verlassen. Oder konkreter gesagt: die Entlassung von Michael Schiele. Der Aufstiegs- und Ex-Coach der Rothosen war und ist wohl bis heute der wichtigste Trainer in Sontheimers Zeit als Profi gewesen. Im Januar 2019, am letzten Tag des Wintertransferfenster, holte ihn Schiele von Greuther Fürth an den Dallenberg. Von seiner Arbeit als Co-Trainer unter Stefan Ruthenbeck kannte er den Allgäuer noch. Kein Spieler der Aufstiegsmannschaft arbeitete länger mit dem heutigen Coach von Eintracht Braunschweig zusammen.
"Wir waren alle schockiert, als die Meldung kam. Nach dem zweiten Spieltag, das kam für uns alle überraschend. Wir hatten alle einen Kloß im Hals. Das musst du erstmal verarbeiten. Auch im Verein wusste man ja, dass Micha ein gutes Verhältnis zu uns Spielern hatte", erzählt Sontheimer. "Ich denke, dass er schon etwas anderes verdient gehabt hätte." Deutlicher wird der 23-Jährige zu diesem Thema nicht. "Die Verantwortlichen werden sich schon etwas dabei gedacht haben", sagt er abschließend mit einem nicht zu überhörenden sarkastischen Unterton.
Auf das Wiedersehen am Sonntag freut er sich trotz der widrigen Umstände. "Beide Vereine haben sich den Saisonstart sicherlich etwas anders vorgestellt. Aber ich bin heiß darauf, gegen die alten Kollegen zu spielen." Immerhin ein paar Würzburger kennt er noch. Diejenigen, die unter Schiele den Aufstieg gefeiert hatten, sind aber immer weniger geworden. Mit Sebastian Schuppan musste nun auch der damalige Kapitän den Verein als Sportvorstand verlassen. Robert Herrmann, Dominik Meisel und der noch immer verletzte Daniel Hägele, mehr sind es nicht mehr. "Wir waren ein echt verschworener Haufen", sagt Sontheimer.