Die Schiedsrichterin Davina Lutz gehört zur unterfränkischen Elite und pfeift unter anderem in der Bayernliga der Männer. Im Steilpass-Interview spricht die 27-Jährige über Autorität und strenge Blicke, ihre Ziele als Schiedsrichterin und kuriose Erlebnisse.
Davina Lutz: Johannes Keller. Er ist ein Schiedsrichterkamerad aus der Schiedsrichtergruppe Schweinfurt.
Lutz: Ich habe mit sechs Jahren angefangen, beim TSV Poppenhausen mit den Jungs Fußball zu spielen. Mit 13 bin ich zum SV Oberwerrn gewechselt. Dort habe ich zunächst bei den Juniorinnen gespielt, bevor ich dann in die Frauenmannschaft (Bezirksliga) gewechselt bin. Ich war nicht immer zufrieden mit den Schiedsrichterleistungen, was mich zu einem Perspektivwechsel bewegt hat. Im April 2012 habe ich meine Schiedsrichterprüfung abgelegt und nach zwei Jahren, in denen ich parallel als Spielerin und Schiedsrichterin Wochenende für Wochenende auf dem Fußballplatz stand, habe ich dann 2014 meine "Spielerinnenkarriere" beendet und meinen Fokus auf die Schiedsrichterei gelegt.
Lutz: Nach dem Abitur habe ich 2014 bei einem Spielwaren-Hersteller in Bad Rodach meine berufliche Karriere begonnen. Von 2014 bis 2017 habe ich mein duales Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre absolviert. Anschließend war ich zwei Jahre im Business Development als Projektleiterin tätig. Parallel dazu habe ich berufsbegleitend meinen Masterabschluss im Studiengang Zukunfts-Design gemacht. Nach einem halben Jahr als Produktmanagerin bin ich seit Juni 2020 als Referentin des Chief Marketing Officer tätig. In dieser Funktion verantworte ich hauptsächlich Projekte und bereite Entscheidungsvorlagen vor - und das immer noch bei dem Spielwaren-Hersteller.
Lutz: Ich glaube, hier geht es mir wie jedem Sportler, der sein Hobby mit Leidenschaft ausübt. Der Ehrgeiz, sich weiterzuentwickeln und sich für höhere Ligen zu qualifizieren, ist immer da und mit jeder Liga, die man aufsteigt, richtet sich der Blick schon wieder auf die nächsthöhere Liga, die man erreichen möchte. Ich bin ich bei den Männern auch als Assistentin in der Regionalliga und bei den Frauen sowohl als Assistentin als auch als vierte Offizielle in der 1. Frauen-Bundesliga im Einsatz. Nachdem ich mich bei den Männern in der Bayernliga etabliert habe, schiele ich natürlich auf die Regionalliga. In den Frauen-Ligen zähle ich aktuell zum Kader der Zweitliga-Schiedsrichterinnen und habe zur kommenden Saison die Möglichkeit, in sogenannten "Schnupperspielen" erste Erfahrungen als Schiedsrichterin in der Frauen-Bundesliga zu sammeln. Das ist eine tolle Möglichkeit, die ich gerne nutzen möchte.
Lutz: Dass ich auf dem Fußballfeld oftmals "ernst" wirke, habe ich schon öfter gehört. Das liegt, denke ich, an meinem konzentrierten Blick, der mich oftmals sehr ernst wirken lässt. Ich habe meinen Assistenten gesagt, dass sie mich immer mal daran erinnern sollen, zwischendurch auch mal zu lächeln. Aber unabhängig davon: Wenn ich mit den Spielern auf dem Feld im Gespräch bin, merken sie glaube ich schnell, dass ich durchaus umgänglich bin und den Kontakt auf Augenhöhe suche. Auch ein lockerer Spruch ist da zwischendurch – wenn es zur Situation passt – nicht unüblich. Denn was mir extrem wichtig ist, ist, dass man sich auf dem Fußballplatz - aber natürlich auch daneben - mit Respekt begegnet. Schiedsrichter wollen durch die Spielleitung ein interessantes und faires Fußballspiel ermöglichen. Und nur zusammen können wir den Fußball zu dem Spiel machen, was wir alle lieben. Dass wir dabei nicht fehlerfrei sind, ist menschlich, und ich als Schiedsrichterin ärgere mich selbst am meisten darüber, wenn ich mal eine falsche Entscheidung treffe. Ich habe festgestellt: Wenn ich mich respektvoll meinem Gegenüber verhalte, bekomme ich diesen Respekt meist auch von den Spielern und Trainern zurück.
Lutz: Ich stimme zu, dass das Schiedsrichterwesen im Fußball derzeit durchaus stärker männlich geprägt ist. Aber unabhängig von männlichen oder weiblichen Schiedsrichtern - wichtig ist für das Schiedsrichterwesen generell, dass wir wieder mehr Leute dazu bringen, sich der Tätigkeit anzunehmen. Denn ohne Schiris geht es nun mal nicht. Was glaube ich eine große Hürde ist, ist, dass die Schiedsrichtertätigkeit in der Öffentlichkeit oftmals sehr negativ behaftet ist. Auch ich werde immer mal wieder gefragt "Wieso tust du dir das an, dich jedes Wochenende auf dem Fußballplatz anschreien zu lassen?". Es ist wichtig, die vielen positiven Aspekte mehr in den Vordergrund zu stellen und zu kommunizieren.
Lutz: In den letzten zehn Jahren habe ich durch die Schiedsrichterei so einige kuriose Dinge erlebt – unter anderem wurde ich vor ein paar Jahren mit meinem Schiedsrichtergespann inklusive Schiedsrichter-Beobachter vom Heimverein, der übrigens gewonnen hat und mit unserer Spielleitung zufrieden war, in der Kabine eingeschlossen. Sie dachten, es befände sich keiner mehr im Kabinentrakt. Wir mussten dann in der Vereinsgaststätte nebenan anrufen, dass uns wieder aufgeschlossen wurde, was dort natürlich für einige Lacher sorgte. Wir wurden dann, nachdem wir im Vereinsheim aufgetaucht sind, mit tosendem Applaus empfangen. So etwas hatten sie dort auch noch nicht erlebt.
Lutz: Meinen ehemaligen Lehrer und mittlerweile Schulleiter der Wilhelm-Sattler-Realschule Schweinfurt, Georg Harbauer. Georg hat meine Schulzeit durch sämtliche Sport-Angebote wie Klettern, Mountainbiken, Langlaufen und vieles mehr extrem bereichert und tut das auch heute noch mit viel Herzblut. Bei den vielen Sportarten, für die er sich begeistert, ist er prädestiniert für dieses Format.