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Basketball: Bundesliga
Wie bei Hannes Steinbach von den Würzburg Baskets: Warum amerikanische Colleges zur Gefahr für die BBL werden
Geschäftsführer Steffen Liebler sieht die deutsche Liga in der Pflicht. Wie die Würzburg Baskets mit dem neuen System in den USA umgehen wollen.
Hannes Steinbach gegen Göttingens Collin Welp. An der University of Washington könnte Steinbach der Nachfolger von Welps Vater Chris werden.
Foto: Julien Becker | Hannes Steinbach gegen Göttingens Collin Welp. An der University of Washington könnte Steinbach der Nachfolger von Welps Vater Chris werden.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 16.04.2025 02:42 Uhr

Der Wechsel von Hannes Steinbach von den FIT/One Würzburg Baskets an die University of Washington hatte sich schon länger abgezeichnet. Er folgt damit auf die ehemaligen Nationalspieler Detlef Schrempf und Chris Welp, die in den 80er Jahren für die Huskies spielten. "Die Verantwortlichen vor Ort haben mir berichtet, dass Schrempf immer wieder am Campus ist und mir bei Fragen zur Seite stehen könnte. Die Entscheidung habe ich aber davon unabhängig getroffen", erklärt Steinbach.

Zu groß ist die Plattform, die das Top-Talent in den USA erwartet. Das College-System bietet perfekte Rahmenbedingungen, um sich als junger Spieler weiterzuentwickeln und ist für den 18-jährigen Würzburger das perfekte Schaufenster für die nordamerikanische Profi-Liga NBA. Nach Dirk Nowitzki und Maximilian Kleber will Steinbach nämlich der dritte Würzburger werden, der den Sprung in die beste Liga der Welt schafft.

Für das Würzburger Nachwuchsprogramm, das der Verein erst im vergangenen Sommer neu aufgestellt hatte, ist der Wechsel eine besondere Auszeichnung und ein Fingerzeig für die Zukunft. Schon jetzt schlummern in den JBBL-, NBBL-, und ProB-Teams weitere Talente, die Steinbach folgen könnten.

Aus der Bundesliga wechseln diesen Sommer neben Steinbach weitere Top-Talente zu namhaften US-Colleges. Braunschweig verliert beispielsweise den bereits 21-jährigen Center Sananda Fru, der an die renommierte University of Louisville geht. Die beiden Ludwigsburger Jacob Patrick und Dominykas Pleta sind weitere prominente Beispiele.

Colleges bezahlen überdurchschnittlich

Dieser Trend liegt vor allem an den sogenannten NIL-Deals, die es Spielern seit 2021 ermöglichen, trotz ihres Amateurstatus am College Geld zu verdienen. NIL steht für die Begriffe Name, Image und Likeness. Im Prinzip verkaufen Spieler damit die Sponsoringrechte an ihrem Namen und Bild.

Immer wieder war von Verträgen zu hören, die sogar in die Millionen gehen. Gehälter, die kein Bundesligist seinen talentierten Nachwuchskräften bezahlen kann und möchte. Höchstens die Top-Spieler im Euroleague-Kader des FC Bayern München bekommen pro Jahr solche Summen überwiesen.

Jahrzehntelang profitierte die Basketball-Bundesliga (BBL) von den am College ausgebildeten amerikanischen Spielern, die teilweise zu Identifikationsfiguren der Liga wurden. Nun könnte sich dieser Trend umdrehen.

"Vor allem junge Spieler werden reihenweise weggehen", behauptet der Transfer-Experte Rupert Fabig vom Hamburger Abendblatt. Die Liga verliere dadurch deutlich an Attraktivität und es entstehe eine Art "Preis-Domino". "Es verändert die gesamte Nachwuchsarbeit", beschreibt Würzburgs Geschäftsführer Steffen Liebler seine Erwartungen.

NIL-Deals als Problem für die BBL-Teams

Fabig sagt, dass sich erfahrene deutsche Spieler über eine Marktwertsteigerung freuen können. Ein Eindruck, den auch Liebler bestätigt. "Auf den hinteren Kader-Plätzen wird es dann mehr Spieler aus der zweiten Liga in die BBL spülen. Theoretisch könnte sich das sogar bis in die drittklassige ProB fortsetzen", sagt Fabig.

Mehreren BBL-Geschäftsführern drücken die NIL-Deals aufs Gemüt. Liebler hat das Thema schon bei einer Ligatagung im vergangenen Jahr angesprochen. Der Bamberger Sportdirektor Yassin Idbihi thematisierte die NIL-Deals zuletzt im Podcast Timeout vom Streaming-Dienst Dyn. Das größte Problem der Vereine ist dabei, dass die NCAA als ausrichtende Liga nicht Teil des Baskebtall-Weltverbandes ist und nicht den Transferregeln unterliegt.

Liebler fordert Grundsatzentscheidung von der Liga

Bedeutet: Im Härtefall könnten Spieler sogar trotz eines gültigen Vertrags in die USA wechseln, was bisher jedoch nicht vorkam. Eine Ablösesumme oder zumindest die sonst übliche Ausbildungsentschädigung werden die Klubs aber für ihr Investment in die Spieler nie bekommen.

"Wir werden uns in Zukunft schon bei der Gestaltung unserer Verträge mit jungen Spielern Gedanken machen müssen, denn wir investieren viel Geld in unsere Nachwuchsarbeit", sagt Liebler dazu. Wie die Liga damit umgeht, gilt es aber noch herauszufinden. "Dazu muss es eine Grundsatzentscheidung der Liga geben. An der wird aktuell auch gearbeitet", weiß Liebler.

 
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Kommentare
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  • Klaus Grohs
    Die Entwicklung wird auch in die umgekehrte Richtung gehen. Gute US-Spieler werden schwieriger zu europäischen bzw. deutschen Clubs angeworben werden können. Man wird sie seltener sehen bzw. man wird nur noch weniger talentierte SpielerInnen bekommen
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