Der Würzburger FV hat sich gut erholt: Das stand Anfang dieser Woche über einer Pressemitteilung des Vereins. Als Roland Metz diese Nachricht verbreitete, war es genau zwei Jahre her, dass er an die Spitze des schwer angeschlagenen Vereins gewählt wurde.
Damals steckte der Würzburger Fußballverein in einer tiefen Krise. "Wir hatten zwar einen Plan, aber wussten nicht, ob wir es schaffen würden, den Verein zu retten. Wir waren auch darauf vorbereitet, dass wir möglicherweise zum Insolvenzgericht gehen müssen", sagt Metz. Heute, zwei Jahre danach, kann er über eine "durchweg positive Bilanz" sprechen. "Es haben sehr viele daran mitgewirkt und alle sind enorm fleißig gewesen", führt der Vorsitzende aus.
Ihr Erfolg: Seit eineinhalb Jahren schreibt FV durchgehend schwarze Zahlen. "Wir waren froh, dass wir schon nach wenigen Monaten aus den Miesen gekommen sind. Seitdem sind wir keinen einzigen Tag mehr unter null gerutscht", erläutert Metz. Außer den langfristigen Darlehen über 230 000 Euro habe der Verein keine weiteren Schulden.
Geld fließt vor allem in die Substanz des Vereins
Neben einer Umlage, die die Mitgliederversammlung im Februar 2019 beschlossen und den Vorstand kurzfristig handlungsfähig gemacht hatte, fußte das Konzept, den WFV zu sanieren, auf drei Säulen: Sparen, Spenden und Sponsoren. Über allem stand ein grundsätzliches Motto: Die Verantwortlichen investieren vor allem in die Substanz des Klubs.
"Wir haben uns nichts 'gegönnt', sondern nur die notwendigen Dinge angepackt", erzählt Metz und zählt eine neue Heizung, sanierte Umkleiden und Duschen sowie zwei neue Busse auf. Noch hofft er auf ein neues Geschäftszimmer: "Das alte gleicht einer Rumpelkammer."
Jürgen Roos, damals für den sportlichen Bereich verantwortlich, habe wichtige Arbeit geleistet, indem er die Gespräche mit Trainern und Spielern geführt habe. "Wir sind ihm bis heute dankbar, dass er das so konsequent gemacht hat." Wer geblieben ist, hat mitgetragen, dass die Aufwandsentschädigungen gekürzt werden: "Wir wollten keine Nullrunden fahren, sondern mit allen einen gangbaren Weg finden. Alle wussten, dass wir Einschnitte machen müssen."
Mit Wünschen und Plänen auf dem Boden bleiben
Die meisten Sponsoren unterstützten den Verein auch in dieser kritischen Phase. Es hätten sich sogar neue Unterstützer gefunden, heißt es in der Mitteilung. "Was im Amateursport stattfindet, ist schwieriger zu vermarkten", weiß Metz. Wichtig sei ihm gewesen, den Gönnern "keine utopischen Vorstellungen von der Zukunft des Vereins" zu verkaufen.
Er sei dafür kritisiert worden, sportlich höhere, doch finanziell riskante Ziel zu streichen. "Wir wollen nichts Übertriebenes ins Auge fassen, sondern mit unseren Vorstellungen, Wünschen und Plänen fest auf dem Boden bleiben." Wer es mit dem Verein halte, müsse sich die Demut bewahren, "dass wir ein Verein mit begrenzten finanziellen Mitteln sind." Doch er sagt auch: "Daraus haben wir schon immer das Bestmögliche gemacht."
Was woanders passiert, dürfe an der Mainaustraße kein Antrieb sein: "Wir wollen kein Gegenentwurf zu anderen Klubs sein. Wir haben etwas Zeit gebraucht, um unseren Platz wiederzufinden. Der ist in der Bayernliga, vielleicht in der Regionalliga, wenn es sich irgendwann mal machen lässt. Ansonsten wollen wir mit unseren Jugendmannschaften so hoch wie möglich spielen und mit anderen Vereinen unserer Region ein faires Miteinander pflegen."
Aussicht auf hochklassigen Amateurfußball bieten
Schließlich habe der Verein auch einen sozialen Auftrag: "Wir bieten Leistungssport, aber uns liegt auch der Breitensport am Herzen", sagt Metz. Als Beispiel nennt er eine dritte U19-Mannschaft, die erstmals in der Vereinsgeschichte aufgestellt worden sei. "Das haben wir extra für die Jungs aus der Zellerau und der Umgebung gemacht. Wir wollen uns das leisten, diese Jungs sind uns wichtig, denn sie kommen von hier und wohnen ums Eck."
Stärken wollen die FVler auch ihre zweite Mannschaft. "Wir wollen sie wieder als ein echtes Bindeglied zur erste Mannschaft etablieren, um allen, die aus unserer Jugend rauskommen, die Möglichkeit zu geben, weiter bei uns zu spielen." Kinder und Jugendliche will Metz mit der Aussicht auf hochklassigen Amateurfußball für den Verein interessieren.
Eigentlich müssten nach zwei Jahren nun Neuwahlen stattfinden. An eine Mitgliederversammlung ist aufgrund der Corona-Pandemie aber derzeit nicht zu denken. Frühestens Ende März könnten sich die Mitglieder treffen, rechnet Metz. Dann werden sie einen neuen Vorsitzenden wählen, denn der 50-Jährige tritt nicht mehr an: "Es ist alles geordnet. Wir stehen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand, haben klare Abläufe geschaffen und eine Struktur aufgebaut."
Coronapause bringt Zeit, andere Projekte anzupacken
Auch der Lockdown belastet den Verein finanziell. Die Einnahmen fallen in der aktuellen, um ein Jahr verlängerten Saison um circa 80 000 Euro geringer aus, da schon über mehrere Monate keine Spiele stattfanden konnten. Eintrittsgelder und Außenverkauf bei den Heimspielen decken aber mehr als ein Drittel des gesamten Saisonetats ab.
Mit der Pacht für die Gaststätte, die seit 25 Jahren vom selben Pächterehepaar geführt werde, nehme der Verein derzeit weniger ein. "Auch sie sind ins Schlingern geraten. Selbstverständlich wollen wir, dass sie weitermachen, und sind ihnen deshalb entgegengekommen." Und das, obwohl die Pacht fest eingeplant sei, um die langfristigen Darlehen zu bedienen.
Die erneute Krise gefährde den Verein aber nicht. In der Zellerau hat man schließlich gelernt, damit umzugehen. Finanzvorstand Peter Büttner habe "immer den schlimmsten Fall angenommen", so Metz. "Daher haben wir äußerst vorsichtig gehandelt." Weil der Spielbetrieb ruht, hätten er und seine Vorstandskollegen sogar Zeit gefunden, andere Projekte anzupacken.
Metz sieht den Verein als "eine Gemeinschaft, von der jeder etwas haben sollte". 40 Jahre nach seiner Gründung hat diese Gemeinschaft ihre wohl schwierigste Zeit überstanden und darf zuversichtlich in die Zukunft schauen. "Viele schätzen bis heute das Wesen des Würzburger Fußballvereins. Für uns hat das mit ehrlicher Arbeit zu tun, mit keinerlei Überheblichkeit, mit Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit", sagt Metz abschließend.
Eine Anmerkung zu manchen Anhängern habe ich aber noch, weil ich es auf Fahne und Kutte gesehen habe. Den 1.WFV 04 gibt es seit 40 Jahren nicht mehr, vielmehr den WFV 1981, der als Nachfolgeverein neu gegründet wurde und mit dem FV 04 von früher nichts zu tun hat.
Nostalgie hin oder her, 04 ist Geschichte, auch wenn es der eine oder andere anscheinend immer noch nicht wahrhaben möchte.