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Fußball: Bayernliga
"Wir sehen Licht am Ende des Tunnels"
Noch ist der WFV nicht über dem Berg, aber Finanzvorstand Peter Büttner ist optimistisch, dass die Lage sich zunehmend entspannt. Worauf er und seine Kollegen setzen.
Will mit dem WFV in eine finanziell gesicherte Zukunft gehen: Finanzvorstand Peter Büttner.
Foto: Roos | Will mit dem WFV in eine finanziell gesicherte Zukunft gehen: Finanzvorstand Peter Büttner.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 08:12 Uhr

"Die Kasse ist leer. Wenn wir nicht innerhalb kürzester Zeit Sponsoren finden, müssen wir Insolvenz anmelden." Diese deutlichen Worte fand WFV-Finanzvorstand Peter Büttneram 7. November vergangenen Jahres im Gespräch mit dieser Redaktion. Inzwischen hat sich die Lage bei den Zellerauern deutlich entspannt. DurchSparen, Spenden und Sponsorenwollen Büttner und seine Vorstandskollegen den Verein in eine finanziell sichere Zukunft führen – ob in der Landes-, Bayern- oder Regionalliga soll dabei zunächst keine Rolle spielen.

Frage: Nachdem Sie Sich vergangenes Jahr mit Blick auf die drohende Insolvenz an die Öffentlichkeit gewandt haben, waren Sie diversen Anfeindungen ausgesetzt. Trotzdem haben Sie Sich dafür entschieden, das Amt des "Vorstand Finanzen" beim Würzburger FV zu übernehmen. Warum?

Peter Büttner: Dazu bewogen hat mich die Freundschaft mit Jürgen Roos ("Vorstand Sport", Anm. d. Red.) und Roland Metz (Vorstandsvorsitzender, Anm. d. Red.). Dass ich die drohende Insolvenz öffentlich gemacht habe, hat die Leute gespalten. Auf der einen Seite waren die, die dachten, das schadet dem Verein. Es gab aber auch viele, die gesagt haben: ,Gut, dass da mal einer aufräumt.'

Was hat sich im letzten halben Jahr getan im Verein?

Büttner: Es hat sich viel getan. Wir (der Vorstand, Anm. d. Red.) haben uns quasi den Arsch aufgerissen. Wir sind ja erst seit 14. Februar am Werkeln, aber schon seit Weihnachten haben Roland Metz, Jürgen Roos und ich im Hintergrund daran gebastelt, eine funktionsfähige Vorstandschaft zusammenzubekommen. Das haben wir geschafft und sind bei der Mitgliederversammlung gewählt worden. Inzwischen zeigt unsere Arbeit Wirkung. Der Metz, der Roos und ich, wir harmonieren einfach besonders gut.

Inwiefern zeigt Ihre Arbeit Wirkung?

Büttner: Wir haben schon sehr viel eingespart. Zum Beispiel haben wir überflüssige Versicherungen gekündigt oder Rechnungen nachkontrolliert. Da hat es nicht wenige gegeben, die falsch gestellt waren. Da sind schnell 1300 Euro zusammengekommen. Wenn ich all die Maßnahmen zusammenzähle, bin ich, auf die nächsten drei Jahre gerechnet, bei rund 23 000 Euro an Einsparungen.  Alleine die überflüssigen Versicherungen, die wir gekündigt haben, machen 4500 Euro aus. Leider hat sich herausgestellt, dass der Ursprung der finanziellen Misere drei Jahre zurückliegt. Da ist einiges nicht rund gelaufen, aber wir haben ausgemacht, dass wir nicht nachkarten wollen.

Peter Büttner, Finanzvorstand des Würzburger FV, beim Oster-Fußballcamp der Zellerauer im April 2019.
Foto: Roos | Peter Büttner, Finanzvorstand des Würzburger FV, beim Oster-Fußballcamp der Zellerauer im April 2019.

Neben den 23 000 Euro, was fällt noch in den Bereich Sparen?

Büttner:  Der Mannschaftsetat wird für kommende Saison um 34 000 Euro gesenkt, auf etwa 140 000 Euro.

Vorsitzender Roland Metz hat in einem Interview mit dieser Redaktion im Februar gesagt, "dass man die Kosten deutlich unter 120 000 Euro pro Saison senken müsse."

Büttner: Er redet von den Spieler-Gehältern. Ich als Finanzmensch rechne alles mit rein, was den Spielbetrieb Bayernliga betrifft: Geld für BFV, Berufsgenossenschaft und so weiter.

Zu den Sparmaßnahmen gehört, dass der Verein trotz sportlich guter Ausgangslage in dieser Saison keinen Antrag für die Regionalliga gestellt hat...

Büttner: Das hätte überhaupt keinen Sinn gegeben. Dafür wäre das Geld nicht dagewesen. Schon allein der Antrag für die Regionalliga kostet einen Haufen Geld. Wir sind jetzt erstmal dabei, zu schauen, dass der Verein überhaupt am Leben bleibt. Ob wir dann Bayern-, Landes- oder Regionalliga spielen, ist zweitrangig. 

Immerhin zeigt das Spendenbarometer auf der vereinseigenen Homepage inzwischen an die 33 000 Euro an...

Büttner: Ja. Wir sehen Licht am Ende des Tunnels, aber wir sind noch lange nicht über dem Berg. Wir brauchen weiter Spenden und Sponsoren. Wir freuen uns sehr, dass von den großen Sponsoren keiner abgesprungen ist und wir sogar welche dazugewonnen haben. Wenn dieser Trend so weiter läuft, habe ich große Hoffnung, dass es bald wieder in ruhigeres Fahrwasser geht.

Wie viele Sponsoreneinnahmen bräuchte der WFV pro Saison ungefähr, damit es gut laufen kann?

Büttner: 150 000 Euro.

Und wo stehen Sie momentan?

Büttner: Knapp unter 100 000 Euro. Bis 2012 hatten wir um die 200 000 Euro pro Saison an Sponsoreneinnahmen. Dass das nicht mehr geht, ist klar. 2012 kam der Wahnsinnsbruch. Die Würzburger Kickers hatten ja damals das Glück, die Bayernliga überspringen und direkt aus der Landes- in die Regionalliga aufsteigen zu können, und waren damit plötzlich der höchstklassige Fußballklub der Region. Der WFV hat den Aufstieg in die Regionalliga seinerzeit vermasselt. Und von da an ist es stetig bergab gegangen.

Für wie realistisch halten Sie es, dass Sie für die kommende Saison noch auf die 150 000 Euro kommen?

Büttner: Das halte ich für unrealistisch.

Aber finanzielle Gefahr droht dem WFV deshalb nicht?

Büttner: Das kommt darauf an, wie es mit den Spenden weiterläuft. Die und die Vereinsumlage haben uns das Leben gerettet.

Wie viel kam durch die Vereinsumlage zusammen?

Büttner: Das waren bei 120 Euro pro volljährigem Mitglied 30 000 Euro (Kinder und Jugendliche waren von der Umlage befreit, Anm. d. Red.). Dazu kommen die erwähnten rund 33 000 Euro an Spenden. Jetzt sind wir dabei, die Sponsoren-Akquise auf Vordermann zu bringen. Da ist in den vergangenen Jahren viel versäumt worden, das lässt sich nicht von heute auf morgen richten. Aber was mich freut ist, dass der Trend nach oben geht. 

Nur 250 Besucher fanden beim Benefizspiel des Würzburger FV gegen den 1. FC Schweinfurt 05 im November 2018 ihren Weg in die Mainaustraße.
Foto: Heiko Becker | Nur 250 Besucher fanden beim Benefizspiel des Würzburger FV gegen den 1. FC Schweinfurt 05 im November 2018 ihren Weg in die Mainaustraße.

Bei einem Benefizspiel im vergangenen Herbst hat Ihnen Markus Wolf, Präsident des FC Schweinfurt 05, 1904 Karten für die Partie der Schnüdel am 6. Mai gegen die Reserve des FC Bayern München geschenkt. Der Erlös aus dem Ticketverkauf soll dem WFV zugute kommen. Damals dachte man noch, dass es bei dem Spiel für die Schweinfurter um den Aufstieg in die Dritte Liga gehen könnte. Das hat sich erledigt. Wie viele Karten haben Sie zu Ihren Gunsten verkaufen können?

Büttner: Das kann ich gar nicht sagen. Aber viele sind es nicht. Überhaupt sind wir aus dem Benefizspiel mehr oder weniger null auf null rausgekommen. Da ist nicht viel übrig geblieben. Es waren ja nur wenig Leute da (rund 250, Anm. d. Red.), aber wir mussten 230 Euro für Sicherheitsmaßnahmen ausgeben.

Besteht die Gefahr, dass der Verein noch einmal in eine ähnliche Situation kommt, wie vor einem halben Jahr?

Büttner: Die Gefahr ist nicht gebannt, wenn wir das Sponsoring nicht weiter vorantreiben. Ich bin aber guter Dinge, dass das funktioniert. Auch die Spenden müssen weiterlaufen, um nicht in eine vergleichbare Misere zu kommen. Dann denke ich, dass der WFV bald mal wieder in Fahrwasser kommt, wo man nicht ständig bangen muss, ob es den Verein in einem Vierteljahr noch gibt oder nicht. Man wird mich in der Zellerau jedenfalls so lange ertragen müssen, bis der Klub wieder schwarze Zahlen schreibt.

Zur Person
Peter Büttner wurde am 24. Oktober 1961 in Würzburg geboren. Er war von 1990 bis 2000 Stadionsprecher beim WFV und von 1997 bis 2000 dritter Vorsitzender. Der Bürokaufmann arbeitete in der Personalstelle der Uniklinik und hat nicht zuletzt deshalb ein Faible für Zahlen. Seine Energie widmet Büttner nicht nur dem WFV, sondern auch der Ausbildung von Hunden zu Personenspürhunden. Der 57-Jährige sieht sich als Teamplayer, sagt mit Blick auf seine Vorstandskollegen: "Wir sitzen alle im selben Boot. Und wir können nur überleben, wenn wir zu sechst rudern."
 
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