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FUßBALL: BAYERNLIGA NORD
Der WFV steht kurz vor der Insolvenz
Fußball, Bayernliga, Würzburger FV - SC Eltersdorf       -  Die drohende Insolvenz dürfte ein Schock für die treuen WFV-Fans sein.
Foto: Heiko Becker | Die drohende Insolvenz dürfte ein Schock für die treuen WFV-Fans sein.
Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

„Die Kasse ist leer. Wenn wir nicht innerhalb kürzester Zeit Sponsoren finden, müssen wir Insolvenz anmelden.“ Diese deutlichen Worte fand Peter Büttner am Mittwochnachmittag im Gespräch mit dieser Redaktion. Der 57-Jährige hatte sich vor rund zwei Wochen bereit erklärt, beim Fußball-Bayernligisten Würzburger FV das Amt des Finanzvorstandes vom zurückgetretenen Michael Hemmerich zu übernehmen. Der hatte Ende Oktober auf einer Mitgliederversammlung die finanzielle Situation des Vereins schon als nicht gerade rosig beschrieben (wir berichteten), allerdings, so Büttner, „schaut es um einiges schlechter aus, als mir gesagt wurde“. Hemmerich hatte erklärt, dass aufgrund sinkender Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen sowie unerwarteter Ausgaben wie einer Sozialversicherungsprüfung, Zahlungen nicht sofort geleistet werden können. Büttner, der von 1997 bis 2000 schon in der Vorstandschaft der Zellerauer Verantwortung übernommen hatte (damals als dritter Vorsitzender), wurde am Mittwoch um einiges konkreter.

Sechsstelliges Minus auf dem Konto

Das sechsstellige Minus auf dem Konto komme nicht durch eine Sozialversicherungszahlung zustande („Da haben wir sogar 500 Euro herausbekommen“), sondern durch das zu Beginn des Jahres ausgerufene Projekt „Wir für Vier“, mit dem die Verantwortlichen um Vorsitzenden Manuel Matterstock versucht hatten, mit der Aussicht auf den Regionalligaaufstieg Sponsoren zu locken. Dafür zahlten sie eine Agentur, welche die Suche nach Geldgebern übernehmen sollte. Diese Agentur, so Büttner, stellte dem WFV Einnahmen von rund 250 000 Euro in Aussicht. Kalkuliert habe man im Verein mit 100 000 Euro. Doch herausgekommen sei bei dem Projekt nichts. Die geringfügigen Mehreinnahmen hätten gerade dafür gereicht, besagte Agentur zu bezahlen. „So erklärt sich das Defizit von 100 000 Euro“, sagte Büttner. Nicht äußern wollte er sich zu den Kosten, die dem Verein durch die Beauftragung der Agentur entstanden waren.

Keine nennenswerten Einnahmen durch „Wir für Vier“

Zu der Finanzmisere befragt, erklärte Hemmerich, dass unter dem Strich nach den kompletten Sozialversicherungsprüfungen zwar tatsächlich ein kleines Plus stehe, man aber aktuell dennoch einen vierstelligen Betrag für die Unfallversicherungsprüfung habe zahlen müssen. „Bis die Rückerstattung kommt, dauert es eben auch noch“, sagte der ehemalige Finanzvorstand. Was das Projekt „Wir für Vier“ betrifft, gab er zu, dass dadurch keine nennenswerten Einnahmen generiert worden seien, verwies aber darauf, dass die Agentur, in deren Umfeld es einen privaten Schicksalsschlag gegeben hatte, die Arbeit zu einem Zeitpunkt habe einstellen müssen, zu dem es in seinen Augen gerade anfing zu laufen: „Im Verein hatten wir einfach nicht die Manpower da dranzubleiben.“ Sprich, keiner hatte Zeit, sich weiter um Gespräche und Verhandlungen mit möglichen Sponsoren zu kümmern.

Büttner bestätigte am Mittwoch auch, dass nach wie vor Zahlungen an die Spieler und den Trainer ausstehen (wir berichteten). Mit der Mannschaft sei über die Situation gesprochen worden und sie habe sich einverstanden erklärt, bis Februar 2019 auf Punkteprämien zu verzichten. Zur Höhe des dadurch eingesparten Betrages wollte er sich nicht äußern, auch weil dieser nicht exakt berechenbar ist. Klar aber ist, dass die Summe ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein wird.

Hoffnung auf Umlage

Bleibt laut WFV die Hoffnung auf einen angekündigten Zuschuss von der Sparkassenstiftung und eine Vereinsumlage, über die der Klub voraussichtlich am 30. November in einer Versammlung abstimmen will. 715 Mitglieder zählt der WFV, zur Kasse gebeten werden können jedoch nur Volljährige. Bei der letzten Vereinsumlage seien etwa 35 000 Euro zusammengekommen, sagt Büttner. Mit einem ähnlichen Betrag rechnet er auch diesmal. Die geplante Versammlung soll auch dazu dienen, ihn und Sportvorstand Jürgen Roos noch einmal ins Amt zu wählen, da es bei der Abstimmung vor zwei Wochen formale Fehler gegeben hatte.

Büttner: Herumjammern nutzt nichts

„Man darf nicht vergessen, dass der Verein komplett von Ehrenamtlichen geführt wird. Das ist etwas anderes als im Profibereich. Da passieren auch Fehler“, gab Büttner zu bedenken, betonte aber auch, dass es überflüssig sei, herumzujammern. Klar gebe es mit dem Basketball-Bundesligisten s.Oliver Würzburg, den Zweitliga-Handballern aus Rimpar und dem Fußball-Drittligisten Würzburger Kickers namhafte Konkurrenz im Kampf um Sponsoren. Als Ausrede dürfe dies jedoch nicht gelten.

Wie es beim WFV weitergeht, steht in den Sternen. Büttner, der am Mittwoch schon Gespräche mit der Sparkasse geführt hatte, will so schnell wie möglich mit einem Steuerberater sprechen. Keinesfalls möchte er, dass der Verein sich der Insolvenzverschleppung schuldig macht.

Folgen einer Insolvenz

Sollte der WFV tatsächlich Insolvenz anmelden müssen, hätte das laut Spielordnung des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) den Abstieg der Bayernliga-Mannschaft in die Landesliga zur Folge. Die Mannschaft „rückt insoweit am Ende des Spieljahres an den Schluss der Tabelle“, heißt es in dem Regelwerk.

Zudem würden die von der Mannschaft ausgetragenen und noch auszutragenden Spiele nicht gewertet werden, wenn die Entscheidung über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder seine Ablehnung vor dem Ende des Spieljahres (30. Juni) getroffen würde.

 
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Kommentare
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  • H. L.
    Warum muss Frau Münzel ihren eigenen Text in der Kommentarspalte erklären? Kann man den nicht gleich so schreiben, dass ihn jeder Leser versteht?
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  • U. S.
    Ist es von Allgemeininteresse ob es diesen Verein gibt oder nicht und ob bzw wie viel Schulden der hat? Viel skandalöser ist doch die Tatsache, dass es vor Ort oft keine Kindergärten mehr gibt. Oder Einkaufsmöglichkeiten. Oder Ärzte. Oder Krankenhäuser geschlossen werden. Das sind die wahren Aufreger und eine grosse Aufmachung wert!
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  • S. S.
    Einmal Pleiteverein, immer Pleiteverein.
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  • R. M.
    Ich als Kickers-Fan fände es trotz berechtigter Kritik schade, wenn der WFV nicht mehr da wäre. Z. B. wegen Derbys, auch wenn es nur noch mit der II. Mannschaft von Kickers wäre. Dem FV gebührt auch Respekt, dass er versucht hat, durch "Wir für Vier" höher hinauszukommen. Doch die alten Probleme naiver, wenn nicht riskanter Finanzpolitik sowie die im Verein überall herrschende Unehrlichkeit, hier sogar zwischen den Verantwortlichen, bestätigt durch Hr. Büttner, könnten dem Verein das Genick brechen. Um endlich aus dem großen Schatten des respektierten Clubs 04 Würzburg hervorzutreten, ist der WFV jedoch diesmal vielleicht ein Stück zu nahe an die Sonne geflogen. Bei aller Rivalität und auch wenn ich selbst schon bissig kommentiert habe, wünsche ich dem FV, dass er erhalten bleibt.
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  • M. B.
    Ich habe den Text jetzt zweimal gelesen, verstehe aber immer noch nicht woher die Schulden kommen sollen. Zunächst heißt es im Artikel die Kosten sind durch die Beauftragung der Agentur entstanden, dann wurde die Agentur laut Artikel aber bezahlt und schließlich wollen sich die Verantwortlichen nicht dazu äußern welche Kosten dem Verein durch die Beauftragung der Agentur entstanden sind. Über eine Erläuterung würde ich mich freuen.
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  • C. M.
    @maxand: Laut Peter Büttner ist es so, dass der Verein damit gerechnet hat, dass mit Hilfe der Agentur 100.000 Euro eingenommen werden. Dieses Geld wurde schon verplant, bevor es da war. Letztendlich hat die Agentur laut Büttners Aussage gerade einmal so viel Geld bei Sponsoren eingeholt, wie sie selbst gekostet hat. Also ist beim Verein nichts hängen geblieben, die 100.000 Euro waren aber schon ausgegeben. Hilft Ihnen diese Erklärung weiter?

    Viele Grüße,
    Carolin Münzel
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  • M. B.
    Vielen Dank für Ihre Erläuterung!
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  • M. G.
    Und wie kann man sich auf sowas einlassen?

    Würzburg ist nicht die Stadt der großen Sponsoren, wir sind nicht München!
    In Würzburg muss man ja froh sein, dass es bei den Kickers noch so gut läuft (finanziell).
    Würzburg ist von Beamten und der Universität geprägt, wo soll da das Sponsoren - Geld herkommen, welcher Sponsor sieht in dieser Liga seine wirtschaftliches Dasein? Gerade in solchen Ligen, wo schon die dritte auch nicht mehr der Magnet ist, wären heute nicht so viele bekannte Absteiger in diesem Sammelbecken, doch für Werbemaßnahmen 0,0 - Wert!
    Und wenn jetzt noch die Superliga kommt wie es die Bayern anstreben, dann finden sie in den unteren Klassen weder Sponsoren, noch Leute wo sich dafür begeistern!
    Schlecht wäre es nicht, dann kämen auch die Funktionäre des Fußballs wieder auf "Normalniveau"! Die drehen ja völlig ab!
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  • P. H.
    Auweh - das es schon jetzt so schlecht um den Verein steht, haben wohl die wenigsten geahnt. Wie konnte man nur ein Konzept verkünden - Aufstieg Regional-
    Liga - !! Mit so einer heruntergekommen Anlage und mißerablen Geldmittel, war die
    Aussage Harakiri. Wurde denn keine solide Hochrechnung vor Beginn der BL über die
    4. Klasse gemacht ? Allein ein guter Rl Trainer verdient schon so viel , wie wahr-
    scheinlich z. Zt. die halbe FV Mannschaft. Und mit der Meinung " wenn wir aufge-
    stiegen sind, kommen die Sponsoren von alleine" !!!
    Wie blauäugig kann man nur so sein. Vermute wenn nichts passiert, wird es schon
    zur Winterpause ein böses Erwachen geben. Und jetzt nach einigen Jahren schon
    wieder eine Umlage - ob das die neuen ehemaligen 09er das bezahlen wollen -
    das sei auch dahin gestellt.
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  • S. C.
    Anscheinend haben Fans und Zuschauer kein allzu großes Interesse an den Aktivitäten des Vereins.

    Warum sollte man ihn also um jeden Preis erhalten? Was wäre so schlimm, wenn es diesen Laden nächstes Jahr nicht mehr gäbe?
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  • M. G.
    Kein Mitleid! Selbst schuld!
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  • A. G.
    Mail-Adresse nicht bestätigt.
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  • M. F.
    Das hört sich alles nicht gut an und man kann nur hoffen, dass dieser Traditionsverein überlebt!
    Schade ist, dass keiner der regionalen Grosssponsoren hier Flagge zeigt. Die Summen, über die gesprochen wird, wäre für einige nur der Griff in die Portokasse.
    Durchhalten und viel Glück WFV!!!
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  • E. H.
    Was heisst hier Portokasse? Niemand hat Geld um es zum Fenster hinauszuwerfen.
    ,,Wir für Vier" eine Schnapsidee von Amateuren. Der WFV soll dort bleiben wo er ist,
    Bayernliga oder Landesliga, höher ist bei der jetzigen Lage nicht drin und würde im Fiasko enden!
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  • A. H.
    Was heißt hier "Traditionsverein"? Das ist der FV mitnichten: Der Traditionsverein" FV 05 ist tot, sein Stadion gehört anderen und der aktuelle FV sonnt sich in Anlehung an einen ehemals großen Namen leider nur noch in dessen Vergangenheit und träumt einen derzeit nicht realisierbaren Traum.
    Wacht auf und rettet wenigstens die Bayernliga, schon der Jugend wegen -oder geht endlich den schweren Weg der Fusion.
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  • R. Ö.
    FV 05??? Wohl FV 04?
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  • A. H.
    o.k.. Sie hams gemerkt.......
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  • G. K.
    Seit 1981 über die Verhälnisse gelebt. Wenn ich nur 1907,-- Euro im Monat zur Verfügung habe kann ich nicht 1981,-- Euro ausgeben.
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  • A. H.
    Tolles Zahlenspiel, Respekt.....
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  • R. S.
    Schon wieder eine Umlage! Soll doch jeder Vorstand mal richtig was Spenden und dann geht es auch weiter
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