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Fußball: Bayernliga
Würzburger FV: Schwarze Zahlen folgen auf rote Bilanzen
Mit Eva Wenzlik ist erstmals eine Frau in den WFV-Verwaltungsrat gewählt worden. Warum Kickers und Wölfe es den Zellerauern schwer machen.
Eva Wenzlik ist nicht mehr nur als Physiotherapeutin auf dem Spielfeld, sondern ab sofort auch aks erste Frau im Verwaltungsrat des WFV vertreten.
Foto: Heiko Becker | Eva Wenzlik ist nicht mehr nur als Physiotherapeutin auf dem Spielfeld, sondern ab sofort auch aks erste Frau im Verwaltungsrat des WFV vertreten.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:42 Uhr

Es war eine Minute nach Zwölf, der Karren ist aus dem Sumpf, das Schiff nimmt wieder Fahrt auf: Mit solchen Bildern machten die Verantwortlichen des Würzburger FV auf ihrer Mitgliederversammlung deutlich, wie aufreibend das vergangene Jahr für sie gewesen war. Das Wichtigste aus ihrer Sicht: Die Insolvenz wurde abgewendet, der Verein mit seinen mittlerweile fast 800 Mitgliedern schreibt wieder positive Schlagzeilen.

"Die Zahlen sind schwarz und weiß, aber nicht rosarot", sagte WFV-Vorstandsvorsitzender Roland Metz am Donnerstagabend: "Das Wichtigste ist nun, dass wir in die Infrastruktur und Substanz des Vereins investieren. Erst wenn diese Hausaufgaben erledigt sind, können wir über alles andere nachdenken." Uwe Lehmann, Vorstand Liegenschaft, meinte zuvor über das Gelände an der Mainaustraße: "Wir haben sicher keine Hightech-Anlage. Vielmehr ist das hier unten für viele ein Stück Heimat, das wir schön gestaltet haben und noch besser machen möchten."

Peter Büttner als Retter in der Not

Finanzvorstand Peter Büttner kam vor ziemlich genau einem Jahr als Retter in der Not. Der Zusammenschluss mit dem benachbarten SV 09 Würzburg war im Sommer besiegelt worden, doch der Kontostand verhieß nichts Gutes. Die Zellerauer waren mit über 40 000 Euro in den Miesen – und damit faktisch pleite. Büttner reagierte, sprach mit der Bank, machte die Misere öffentlich und bat die Spieler um Stundung von zwei Monatsgehältern.

All das fruchtete. Der Kontostand ist wieder im Plus, die Verbindlichkeiten sind von über 300 000 Euro (Stand: 31.12.2017) auf 180 000 Euro gesunken. "Gerade für unsere 350 Kinder und Jugendlichen wäre es traurig gewesen, wenn wir den Laden hätten dicht machen müssen", sagte Büttner, der genau wie seine fünf Vorstandskollegen auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Februar dieses Jahres in ihr jetziges Amt gewählt worden waren. "Bei uns geht es jetzt offen und transparent zu", bekräftigte Metz, der den Revisoren einen Blick in die Bücher gestattete, obwohl es Kraft Satzung diesmal gar nicht nötig gewesen wäre.

Verwaltungsrat eng eingebunden

Notwendig waren hingegen die Neuwahlen des Verwaltungsrates. Dessen Vorsitzender Peter Lurz, langjähriger Chef des SV 09, erklärte den 55 anwesenden Mitgliedern, wie eng dieses Gremium mittlerweile eingebunden ist. "Bei allen Einnahmen und Ausgaben über 7500 Euro sind wir mit im Boot. Wir prüfen natürlich auch die Jahresplanung und kümmern uns beispielsweise mit um die Liegenschaften." Bis auf Norbert Hölter, den es ins Ruhrgebiet verschlägt, standen alle weiteren Verwaltungsräte wieder zur Verfügung.

Neben Lurz wurden auch Frank Krämer, Stefan Riepel, Hannes Schuster, Christian Götz, Armin Holzhäuser und Uwe Röhrig einstimmig bestätigt. Den verwaisten achten Platz hat Physiotherapeutin Eva Wenzlik übernommen. "Sie ist die erste Frau im WFV-Verwaltungsrat und hat uns zuletzt auch schon ehrenamtlich unterstützt", betonte Metz. Fünf Herrschaften wurden anschließend zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt: Josef Grünewald (83 Jahre), Waldemar Bales (76), Claus Göbel (72), Dieter Ott (76) und Friedrich Schmidt (76).

Sponsorenmaßnahmen liegen wieder über dem Tiefpunkt

Für Sorgenfalten bei den Zellerauern sorgen seit Jahren die rückläufigen Sponsoreneinnahmen. "Mit dem Aufschwung bei den Kickers und den Zweitliga-Handballern der DJK Rimpar Wölfe ist die WFV-Depression gekommen", erklärte Büttner. Von knapp über 200 000 Euro im Jahr 2011, als die Blauen neben den Basketballern noch das sportliche Aushängeschild in der Stadt waren, ging es runter bis auf rund 89 000 Euro (2018). In diesem zu Ende gehenden Jahr liegen die Sponsoreneinnahmen mit rund 114 000 Euro deutlich über dem Tiefpunkt. "Es geht wieder aufwärts. Im Zuge der drohenden Insolvenz ist uns kein einziger Sponsor abgesprungen", berichtete der WFV-Finanzvorstand. Finanzspritzen gibt es mittlerweile auch durch erfolgreich durchgeführte Fußballcamps und Turniere. Die Verantwortlichen hoben hier den WVV-Cup der U-11-Junioren im Sommer und die mehrtägigen Brainkinetik-Trainings hervor.

Für die erste Mannschaft der Zellerauer geht es am Samstag wieder aufs Feld. Das Team von Berthold Göbel, das mit 19 Punkten auf Platz 11 der Tabelle steht, empfängt um 15 Uhr den Tabellenletzten FC Viktoria Kahl (sechs Punkte).

 
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