
Sasa Filipovski verwendet oft kreative und sehr blumige Vergleiche, wenn er über Basketball redet. Als das Gespräch im Trainingszentrum des Würzburger Basketball-Bundesligisten vor dem Spiel gegen Alba Berlin (Montag, 19 Uhr) auf seinen Aufbauspieler Stanley Whittaker und dessen Leistung in den vergangenen beiden Spielen kommt, rutscht dem Slowenen aber etwas heraus, was eher in die derbe Richtung geht. "He's got balls", auf Deutsch: "Er hat Eier." Was der 28-Jährige in den vergangenen beiden Spielen gezeigt hat, zeugte tatsächlich von großem Selbstbewusstsein.
Sowohl beim Comeback in Bayreuth, als die Würzburger in der zweiten Halbzeit einen Rückstand noch drehten, als auch beim Sieg in Ulm, als es darum ging, den Vorsprung aus dem ersten Viertel zu verteidigen, lieferte Whittaker in den entscheidenden Situationen. Häufig traf er seinen starken Wurf aus der Mitteldistanz.
Experten raten zu anderen Abschlüssen
"Es geht nicht darum, komplett zu übernehmen, sondern ich will einfach das Richtige tun. Der Ball ist einige Mal durch den Ring geflogen, und wir haben wichtige Siege eingefahren", erklärt Whittaker. Etwaige Gerüchte, dass er vor der Partie krank gewesen sei und nicht mit der Mannschaft, sondern selbständig mit dem Auto angereist sei, dementierte der beste Würzburger Punktesammler übrigens: "Ich war ein bisschen erkältet, aber nichts Wildes."
Unter Basketball-Experten und Statistikfreunden wird der Wurf aus der Mitteldistanz, denn Whittaker häufig nimmt, oft als der am wenigsten effektive Abschluss bezeichnet. Weil die Distanz nicht wirklich standardisiert ist und er trotzdem nur zwei, nicht drei Punkte gibt. Dreipunktewürfe, Freiwürfe und Abschlüsse nah am Korb sind im modernen Basketball grundsätzlich die favorisierten Optionen.
Würzburg hat die zweitbeste Wurfquote der Liga
Teams wie Bonn oder Oldenburg und natürlich viele Teams aus der nordamerikanischen Profi-Liga NBA zelebrieren diesen Stil. "Morey-Ball" haben die amerikanischen Experten diesen Stil genannt, nach Daryl Morey, dem aktuellen Präsidenten der Philadelphia 76, der während seiner Zeit bei den Houston Rockets sein Team genau für diesen Stil formte.
Philadelphia ist auch die Heimatstadt von Würzburgs Point Guard Whittaker, der nur wenig von diesen Strategien hält. "Wir haben Spieler, die diese langen Zweipunktewürfe gut treffen, deshalb ist es bei uns effektiv. Ich fühle mich in der Mitteldistanz einfach sehr wohl", hält er dagegen. Der Teamerfolg gibt ihm recht, denn die Baskets stehen kurz vor Ende der Hinrunde mit einer positiven Bilanz von acht Siegen und sieben Niederlagen auf Play-off-Platz acht. Auch statistisch zeigt sich: Würzburg hatte vor diesem Spieltag mit 49,3 Prozent die zweitbeste Wurfquote der Liga. Besser war nur der Gegner vom Montag: Alba Berlin.
Europäischer gegen amerikanischer Spielstil
Der ehemalige Würzburger Trainer und aktueller Kommentator vieler Bundesligaspiele beim Sender magentaSport Stefan Koch widmete sich in seiner Kolumne "Kochs Nachschlag" auch dem Spielstil der Würzburger. Als amerikanisch mit viel eins gegen eins beschrieb Koch den Spielstil der Würzburger, während Alba klar europäisch mit viel Ballbewegung und Assists spiele.
Die Würzburger probieren dabei immer das Eins-gegen-eins-Duell mit dem für sie größten Vorteil zu finden. "Das heißt nicht, dass die Gegner schlechte Verteidiger sind, aber sie sind vielleicht nicht so schnell, groß oder kräftig", sagt Whittaker. In der Vorbereitung aufs Spiel sei das ein wichtiger Punkt, berichtet er. Oft sieht man auch, wie die Würzburger eher unkonventionelle Blocks von gleich großen Spielern stellen, um einen Tausch der Gegenspieler zu provozieren.
"Wir müssen unser bestes Spiel bringen und uns besonders auf die kleinen Dinge konzentrieren", blickt Whittaker auf die Partie gegen den Tabellenführer. Er glaubt auch, dass die Überraschung gelingen kann. Mal sehen, mit was für einem Vergleich Sasa Filipovski diese dann umschreiben würde. David gegen Goliath ist für den Slowenen sicher zu langweilig.