Es ist kein Derby auf Schweinfurt-Niveau, und es ist tabellarisch auch kein Spitzenspiel. Und trotzdem könnte die Partie der Würzburger Kickers am Samstag (14 Uhr) beim TSV Aubstadt eine besondere werden. "Es ist definitiv Brisanz drin", sagt Kickers-Mittelfeldspieler Dominik Meisel.
Gut 93 Kilometer liegen zwischen der Aubstädter NGN-Arena und der Flyeralarm-Arena am Würzburger Dallenberg. Und doch sind die Wege zwischen den beiden Vereinen eigentlich viel kürzer. Da ist zum einen Christopher Bieber, der von Juli 2012 bis Juli 2016 das Trikot der Kickers getragen hat, und nun für den TSV auf Torejagd geht. 55 Treffer hat er für den FWK gemacht, zudem unter anderem den Zweitliga-Aufstieg 2016 miterlebt.
Dazu kommen Leonard Langhans, Jens Trunk, Andre Rumpel und Moritz Gündling, die allesamt eine Vergangenheit bei den Rothosen haben. Und den Weg über A7, A71 und Co. kennen einige Aubstädter Spieler sowieso besonders gut. Immerhin wohnen gleich zwölf von ihnen in Würzburg.
Meisel spielt derweil nicht zum ersten Mal gegen den TSV. Schon mit der U23 der Kickers ist er in der Vergangenheit mehrfach auf Aubstadt getroffen, damals noch in der Bayernliga. "Sie haben immer eine gute Truppe – auch dieses Jahr wieder", warnt er. "Es wird ein schweres Spiel."
Marco Wildersinn freut sich auf den TSV Aubstadt
"Ganz wichtig" werden die Grundtugenden sein, blickt Meisel voraus. "Leidenschaft, Intensität, Aktivität – all das, was uns die letzten Wochen ausgezeichnet hat." Wenn die Kickers das auf den Platz bringen, könne die Mannschaft erfolgreich sein, sagt Meisel.
Auch für Trainer Marco Wildersinn findet das Spiel gegen Aubstadt in einer "besonderen Konstellation" statt, "weil relativ nah". Aber: "Es geht um drei Punkte, darum, das Spiel zu gewinnen. Das ist unser Ziel." Seine Mannschaft freue sich auf die Partie, "wir haben richtig Bock".
Wildersinn weiß um die fußballerische Qualität der Aubstädter, die vielen guten Einzelspieler – nicht zuletzt Stürmer Bieber, den er noch aus Zeiten beim Karlsruher SC kennt. "Es ist eine sehr gute Mannschaft, die Fußball spielen möchte. Wir freuen uns auf die Qualität, die Aubstadt uns entgegenbringt."
Dominik Meisel harmoniert gut mit Ivan Franjic und Maximilian Zaiser
Solche, die man von ihm eigentlich nicht gewohnt war, zeigt derweil Meisel bei den Würzburgern. Immer mehr entwickelt sich der 23-Jährige vom defensiven Arbeiter im Mittelfeld hin zu einem Spieler, der immer wieder auch Gefahr im gegnerischen Sechzehner ausstrahlt. Fünf Saisontore hat er schon erzielt, eines davon zuletzt beim 3:0 gegen Fürth.
Woran das liegt? "Das ist eine sehr gute Frage", sagt er. "Ich glaube, es kommt auch mit der Ausrichtung der Mannschaft. Wir spielen offensiven Fußball, meine Position verlangt es, dass ich mit vorne reingehe und torgefährlich werde." Das habe sich gut entwickelt, sagt der gebürtige Kulmbacher.
Im Mittelfeld agiert Meisel oft zusammen mit Maximilian Zaiser, der den defensiveren Part auf der Sechserposition übernimmt, und Ivan Franjic, der als offensiverer Achter seine Technik und Abschlussstärke im Angriff ausspielen kann. "Wir harmonieren gut", sagt Meisel. "Wir wissen, was die jeweils anderen für Stärken haben und sind gut aufeinander abgestimmt."
Dardan Karimani fehlt den Würzburger Kickers mit Knieproblemen
Es wäre sicher keine Überraschung, wenn Wildersinn dem Trio auch in Aubstadt von Beginn an vertrauen würde. Zumal mit Dardan Karimani ein zentraler Mittelfeldspieler wegen Knieproblemen wahrscheinlich nicht zur Verfügung stehen wird.
Gut vorbereitet ist Wildersinn allemal. "Ich war in Aubstadt, ich kenne den Platz, ich kenne die Atmosphäre, die dort entstehen kann", sagt der Trainer, der von einigen Zuschauern am Samstag ausgeht. "Das wird schon ein besonderes Spiel. Wie besonders, das liegt auch ein bisschen an uns."
Die Ausrichtung der Kickers wird auch beim TSV unverändert bleiben. "Das, was wir immer auf den Platz kriegen wollen, wollen wir auch in Aubstadt auf den Platz kriegen", betont Wildersinn. "Aber wir wissen natürlich auch, dass Aubstadt gegen uns motiviert sein wird. Und vielleicht sogar ein paar Prozent mehr auf den Platz bringen wird als bei anderen Gegnern."
Das allerdings kenne der FWK auch von anderen Mannschaften. "Von daher kein Problem. Wir schmeißen auch alles in die Waagschale und wollen unsere Dinge auf den Platz kriegen, unser Spiel durchdrücken. Darum geht es für uns."
Wenn den Kickers das gelingt, stehen die Chancen gut, dass das Dutzend Aubstädter, das in Würzburg wohnt, sich in der kommenden Woche beim Einkaufen nicht vor frustrierten FWK-Fans verstecken muss.