Kurz vor Schlusspfiff öffnete der Himmel über Würzburg noch einmal die Schleusen und die Würzburger Kickers fühlten sich ein bisschen wie die begossenen Pudel. In einem äußerst intensiv und bissig geführten Top-Spiel der Regionalliga Bayern hatte eine Unachtsamkeit der Hausherren der SpVgg Unterhaching zum 1:0 (0:0)-Auswärtssieg verholfen. Nunmehr haben die Würzburger fünf Zähler Rückstand auf den Liga-Primus aus dem Münchner Speckgürtel. "Es war das vielleicht schwierigste Saisonspiel für uns. Aber ich hatte meinen Jungs bereits vorher gesagt, dass sie dieses Spiel genießen sollen. Das ist hier keine Regionalliga-Stimmung. Die Würzburger Fans waren echt fantastisch", fand Gäste-Trainer Sandro Wagner.
So eine Atmosphäre hatte man am Dallenberg tatsächlich schon lange nicht mehr erlebt. Schiedsrichter Jürgen Steckermeier hatte die Partie bereits angepfiffen, da standen vor dem Kassenhäuschen des Stadions immer noch Menschen für Karten in der Schlange. Am Ende waren es 3519 Zuschauende. Die Kulisse war am Freitagabend drittligareif. Der Gegner war es auch – zumindest auf dem Papier. Denn nur ein einziger Spieler in der Startelf der Unterhachinger hatte noch kein Drittliga-Spiel in seiner persönlichen Bilanz stehen. Immerhin sechs Akteure spielten auch schon in Liga zwei. Die Ex-Kickers David Pisot, Sebastian Maier und Manuel Stiefler haben sogar mehr als 100 Partien im Bundesliga-Unterhaus absolviert.
Die Würzburger Kickers waren um Spielkontrolle bemüht
Die Erfahrung war der große Unterschied zwischen den Hachingern und den Kickers, bei denen aus Zweitliga-Zeiten nur noch Daniel Hägele, Saliou Sané und Peter Kurzweg übrig sind. Abgeklärter war denn auch die Spielweise der Gäste im Vergleich zu den Würzburgern, die um Spielkontrolle bemüht waren, sich über weite Strecken der Partie auch ein Übergewicht erspielten, am Ende aber vor dem gegnerischen Kasten nicht so viel Gefahr entwickeln konnten, dass der Spitzeneiter in Gefahr geriet.
Die Unterhachinger verlegten sich zuvorderst darauf, den Spielrhythmus der zuletzt so heimstarken Kickers zu stören. Was ihnen in der ersten Halbzeit aber nur zum Teil gelang. Vor allem Dardan Karimani, Maximilian Zaiser und Ivan Franjic im zentralen Mittelfeld fanden immer wieder Anspielstationen – und die Gastgeber hatten auch die einzigen Torgelegenheiten vor der Pause: In der 32. Minute war es Benjika Caciel, der von der linken Außenbahn in die zentrale Position rochiert war, im Mittelfeld schüttelte er seine Gegenspieler ab und der Schuss aus 18 Metern ging knapp am Pfosten des Hachinger Tores vorbei. Auch bei der zweiten Torgelegenheit hatte Caciel seine Füße im Spiel. Seine präzise Flanke kam zu Benyas Junge-Abiol, dessen Kopfball Hachings Keeper René Vollath stark parierte (38.). "Wir haben das Geschehen in den ersten 45 Minuten kontrolliert. Wir müssen da 1:0 in Führung gehen, dann sieht es am Ende vielleicht anders aus", sagte Kickers-Coach Marco Wildersinn: "Grundsätzlich ist es uns aber leider nicht gelungen, oft genug in den gegnerischen Strafraum zu kommen."
Das von Trainer Sandro Wagner angeleitete Gäste-Team versuchte indes mit langen Bällen das Mittelfeld schnell zu überbrücken. Eine Herangehensweise mit der Kickers-Coach Marco Wildersinn bereits im Vorfeld gerechnet hatte. Wirklich gefährlich wurden die Münchner Vorstädter dem Würzburger Kasten nur ganz selten. Die Unterhachinger sind aber nun mal so etwas wie ein Angstgegner für die Kickers, die zu Drittliga-Zeiten gegen die Oberbayern kein Heimspiel gewinnen konnten.
Mathias Fetsch erzielt per Kopf den Treffer zum 1:0
Dass diesmal am Ende eine 0:1-Niederlage stand, lag an einem Standardtreffer. Mathias Fetsch erzielte per Kopf im Anschluss an eine Ecke den entscheidenden Treffer des Tages. Die Kickers-Abwehr hatte in der 55. Minute den Top-Torjäger der Spielvereinigung für einen Moment aus den Augen verloren. Es war ein Wirkungstreffer für die Rothosen, die hernach zwar nicht aufsteckten, aber einfach keine Lücke mehr in jenem Vereidigungsnetz fanden, das die Gäste rund um ihren Strafraum gesponnen hatten. Am Schluss war Kickers-Trainer Wildersinn trotzdem stolz: "Wenn man sieht, dass heute 3500 Zuschauer gekommen waren, wenn man gesehen hat, wie der Gegner den Sieg feiert, dann haben wir in den letzten Wochen hier einiges richtig gemacht. Unsere Entwicklung ist noch lange nicht beendet. Es ist erst der neunte Spieltag und noch lange nichts verloren."
Die Statistik des Spiels
Würzburger Kickers – SpVgg Unterhaching