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Was macht eigentlich?
Von den Kickers in die Bundesliga: Claus Reitmaiers unvergessliche Treffen mit Michael Schumacher und Janet Jackson
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der der ehemalige Bundesliga-Torhüter Claus Reitmaier aus seinem Leben.
Claus Reitmaier in Höchstform: Für den VfL Wolfsburg absolvierte er 163 Erstliga-Einsätze. Das Bild zeigt ihn 2002 beim Elfmeterschießen im Pokalspiel gegen 1860 München (7:8).
Foto: dpa | Claus Reitmaier in Höchstform: Für den VfL Wolfsburg absolvierte er 163 Erstliga-Einsätze. Das Bild zeigt ihn 2002 beim Elfmeterschießen im Pokalspiel gegen 1860 München (7:8).
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Er hat 163 mal für den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga gespielt, zuvor 130 mal für den Karlsruher SC als Nachfolger für Oliver Kahn. Claus Reitmaier stand unter anderem auch noch beim 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach unter Vertrag, für die Fohlen absolvierte er mit 40 Jahren noch ein Pokalspiel. Rekord-Spieler wurde er aber für Lillestrøm SK in der ersten norwegischen Liga, wo er mit 42 ältester jemals eingesetzter Profi war.

Angefangen hatte alles jedoch als Jugendlicher in Würzburg bei den Kickers, dann beim FV 04. Die ersten Jahre als Erwachsener stand Reitmaier wieder bei den Rothosen im Tor, damals in der Bayernliga, ehe es über Viktoria Aschaffenburg in den Profifußball ging mit ersten Stationen beim Wiener SC und den Stuttgarter Kickers. 2011 bis 2013 stand der Würzburger tatsächlich noch einmal zwischen den Pfosten für den Oberligisten FC Halstenbek-Rellingen – mit am Ende 49 Jahren. Zwischen 2007 und 2019 war Reitmaier zudem Torwarttrainer beim Hamburger SV, SC Paderborn und bei Fortuna Düsseldorf.

Für ihn fast noch wichtiger als die Bundesliga-Karriere: "Ich habe zweimal in Mannheim mit Michael Schumacher Fußball gespielt und ihn kennengelernt. Das war ein außergewöhnliches Erlebnis, weil er super nett war und seine Frau Corinna auch. Ich wünsche ganz besonders für sie und ihren Sohn Mick, den ich auch mal beim Fußball in Mainz kennenlernte, dass alles gut werden könnte. Ich hoffe auf die Mediziner, dass sie sehr bald noch etwas erfinden, um Michael zu helfen."

Ebenfalls unvergesslich: "Meine drei 'Länderspiele' mit der Legenden-Nationalmannschaft in England gegen Spanien und Portugal sowie gegen eine Weltauswahl. Und auch die zwei Hallenturniere in Moskau. Das waren besonders schöne Erlebnisse mit dem Adler auf der Brust, weil ich ja leider kein richtiges Länderspiel machen durfte."

Heute lebt der 58-Jährige in Mönchengladbach als "lediger Single", wie er sagt. Und seinen beruflichen Stauts gibt der Vater zweier Söhne (18 und 3) sowie einer Tochter (6) mit "arbeitslos" an – auch wenn's im Sportler-/Trainer-Jargon gerne vereinssuchend genannt wird. Für Gesellschaft im Haus des Hundesliebhabers sorgt traditionell ein Bobtail. Reitmaier reist gerne, am liebsten an die Côte d’Azur, nach Italien, Thailand und in die USA.

Autogrammstunde: Geduldig schreibt Claus Reitmaier Nachwuchs-Kickern aus Lohr eine Widmung.
Foto: Yvonne Vogeltanz | Autogrammstunde: Geduldig schreibt Claus Reitmaier Nachwuchs-Kickern aus Lohr eine Widmung.
Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Claus Reitmaier: Ich bin komplett problemlos und unbeschadet da durchgegangen, weder gesundheitlich noch langeweiletechnisch hatte ich Probleme. Ich habe ein großes Haus mit einem sehr großen Garten und im Umkreis von mindestens 150 Metern keine Nachbarn. Also ganz entspannt und ruhig. Ich habe gar keine Erwartungen, ich denke, das ist alles nur noch harmlos und ich finde die Öffnungen völlig richtig. Wie man sieht, kommt nichts Negatives raus bei den vollen Stadien.

Ihre gegenwärtige Form?

Reitmaier: Ich habe nie Gewichtsprobleme, habe aber leider lange sportlich nichts gemacht. Also: geht so.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Reitmaier: Außer für Fußball eigentlich für nichts. Ein bisschen Laufen und ein bisschen Krafttraining für die allgemeine Fitness, um ab und zu mal einen Ball zu halten, wenn ich im Tor stehe.

Und was bewegt Sie?

Reitmaier: Was da gerade in der Ukraine passiert – sowie meine Kinder und deren Zukunft.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Reitmaier: Für Fußball, um wieder in der Bundesliga im Tor zu stehen und alle zur Verzweiflung zu treiben, das machte am meisten Spaß. (lacht)

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Reitmaier: Nichts, außer vielleicht das Wissen und die Erfahrung; die macht mich noch gelassener.

Fußball-Experten unter sich: Sportreporter Achim Muth (links) im Gespräch mit Claus Reitmaier.
Foto: Archiv | Fußball-Experten unter sich: Sportreporter Achim Muth (links) im Gespräch mit Claus Reitmaier.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Reitmaier: Ins Mittelalter, weil mich die Ritter interessieren und ich sehen will, wie die Städte und das Leben damals aussahen.

Ihr Lieblingsort?

Reitmaier: Zuhause oder New York, die beste Stadt der Welt. Oder Monaco.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Reitmaier: Dass man im Leben fast alles erreichen kann, wenn man wirklich alles dafür tut und nie aufgibt. Das Negative lassen wir mal weg.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Reitmaier: Dass nicht immer der Bessere gewinnt und dass es leider nicht immer gerecht zugeht – und Leistung häufig nicht zählt. Wir reden von Hochleistungssport, von Erfolg und Misserfolg, der wöchentlich gemessen wird. Aber am Ende setzt sich Qualität trotzdem immer durch.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Reitmaier: Bei Ungerechtigkeit und bei Lügen – und wenn das passiert, was ich eine Frage vorher eingangs geantwortet habe.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Reitmaier: Meine Kinder – außer es passiert das, worüber ich eine Antwort vorher gesprochen habe. Dann wird kritisiert.

Weg da, den Ball hab ich: Claus Reitmaier im Trikot des Karlsruher SC 1997 im Uefa-Cup-Spiel gegen Metz.
Foto: dpa | Weg da, den Ball hab ich: Claus Reitmaier im Trikot des Karlsruher SC 1997 im Uefa-Cup-Spiel gegen Metz.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Reitmaier: Alles gut, ich hatte nur etwas mehr Zeit, vor allem an den Wochenenden. Als Spieler ist man ja oft zu Hause. Aber da mein Sohn noch keine zwei Jahre alt war, war es ziemlich egal.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Reitmaier: Die Treffen mit Janet Jackson und mit Michael Schumacher. Und meine Jugend zu Hause. Meine beiden Eltern sind ja verstorben, es war eine wunderschöne Zeit mit ihnen. Ich hatte super Eltern.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Reitmaier: Ich versuche immer, alle Menschen respektvoll, ehrlich und korrekt zu behandeln. Das gelingt mir auch, denke ich. Also daher keins. Und im Fußball habe ich nie absichtlich gefoult, weil es dann immer Elfmeter gegeben hätte.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Reitmaier: Keine Ahnung. Ich machte eine Ausbildung als Technischer Zeichner.

Ihr Lieblingssportler heute?

Reitmaier: Im Moment keiner, Michael Schumacher war der letzte. Und dazu ein unfassbarer netter Mensch, echt bitter, was da passierte.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Reitmaier: Ein Fallschirmsprung aus über 4000 Metern. War das geil.

Zwei Lieben: Von Freundin Alessandra, in Wolfsburg an seiner Seite, ist Claus Reitmaier getrennt – einen Bobtail hat der Hundefreund immer noch.
Foto: Fabian Frühwirth | Zwei Lieben: Von Freundin Alessandra, in Wolfsburg an seiner Seite, ist Claus Reitmaier getrennt – einen Bobtail hat der Hundefreund immer noch.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Reitmaier: Nach keiner!

Worüber haben sie zuletzt gelacht?

Reitmaier: Mit meinen zwei Kindern im Movie Park in Bottrop am Ostersonntag, war das schön.

Was regt Sie auf?

Reitmaier: Lügen, Ungerechtigkeiten, Unfreundlichkeit, Selbstdarsteller und Wichtigtuer.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Reitmaier: Cristiano Ronaldo für seine Einstellung zum Beruf.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Reitmaier: Meine drei Kinder und mein Hund.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Reitmaier: Vor keinem.

Heimatbesuch: Claus Reitmaier besuchte zusammen mit seinem Sohn Kaylen 2005 ein Freundschaftsspiel zwischen der Stadtauswahl Würzburg und dem FC Bayern München (2:4) im Kickers-Stadion.
Foto: Fabian Frühwirth | Heimatbesuch: Claus Reitmaier besuchte zusammen mit seinem Sohn Kaylen 2005 ein Freundschaftsspiel zwischen der Stadtauswahl Würzburg und dem FC Bayern München (2:4) im Kickers-Stadion.
Was möchten Sie noch lernen?

Reitmaier: Klavier spielen.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Reitmaier: Dass mein Sohn in der 1. Bundesliga spielt und dass meine Firma FunToons endlich einen Zeichentrickfilm produzieren kann.

Wovon träumen Sie?

Reitmaier: Von einem entspannten und fröhlichen Leben zusammen mit meinen Kindern.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Reitmaier: Du musst der Fleißigste sein von allen, nie aufgeben und Selbstvertrauen haben, dann schaffst du es.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Reitmaier: Als Claus Reitmaier, aber mit dem Wissen von heute.

Sein vorerst letztes Engagement: Claus Reitmaier 2019 als Torwarttrainer von Fortuna Düsseldorf.
Foto: Witters | Sein vorerst letztes Engagement: Claus Reitmaier 2019 als Torwarttrainer von Fortuna Düsseldorf.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe "Was macht eigentlich . . . ?", die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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