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Was macht eigentlich?
Was macht eigentlich... Jens Schürer?
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Fußballer Jens Schürer aus seinem Leben.
Auch schon wieder über zehn Jahre her: Jens Schürer als Trainer an der Seitenlinie bei den Würzburger Kickers.
Foto: Fabian Frühwirth | Auch schon wieder über zehn Jahre her: Jens Schürer als Trainer an der Seitenlinie bei den Würzburger Kickers.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 04.11.2020 02:16 Uhr

Jens Schürer hat eine nicht alltägliche Laufbahn als Fußballer hingelegt: Auf gerade mal zwei Vereine brachte es der Würzburger, in seiner Heimatstadt die Kickers, in Schweinfurt den FC 05 - und mit den "Schnüdeln" brachte er es in der Saison 1990/91 auf stattliche 28 Zweitliga-Spiele und einen Treffer sowie auf drei DFB-Pokal-Partien und ebenfalls einen Treffer - das 1:0-Siegtor  gegen Altona 93. Der großgewachsene Verteidiger, Jahrgang 1963, hatte stets mit dem Ruf, seine Zweikämpfe etwas härter zu führen. Im Profifußball sahen das die Schiedsrichter offenbar entspannter, Schürer kassierte in den 31 Pflichtspielen nur 14 Gelbe Karten und blieb ohne Feldverweis.

Nach dem Zweitliga-Abstieg kehrte Schürer 1991 zu den Kickers zurück, beendete aber noch im selben Jahr berufsbedingt seine Laufbahn. Bis er im Frühjahr 2005 doch noch einmal seine Schuhe in der Bayernliga schnüren sollte: beim FC 05 Schweinfurt, der nach seiner Insolvenz die Runde mit einer Notelf zu Ende spielte. Da half er zusammen mit früherer Weggefährten wie Bernd Häcker, Rudi Gürtler und Rüdiger Mauder aus. Danach war endgültig Schluss mit der Aktivität, selbst in den Traditionsmannschaften "Seiner" zwei Klubs läuft er nicht mehr auf. Schürer war jedoch bei den Kickers zwischenzeitlich in mehrer Funktionen als Trainer und Vorstandsmitglied aktiv.

Der 57-jährige führt mit seiner Frau, seinen Kindern und seinem Bruder ein Autohaus in Würzburg. Jens Schürer ist seit 35 Jahren verheiratet und ist Vater zweier Töchter, die "mittlerweile in einem Alter sind, dass man nicht mehr darüber spricht", wie er sagt.

Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Jens Schürer: Bis jetzt haben meine Familie, meine Mitarbeiter und ich die Corona-Krise zum Glück unbeschadet überstanden. Für die nächsten Monate hoffe ich, dass der Verlauf dieser Pandemie weitestgehend flach verläuft.

Ihre gegenwärtige Form?

Schürer: Ich würde sagen: altersgerecht, nur fünf Kilo über dem "Kampfgewicht" von 1990.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Schürer: Nordic Walking, allerdings täglich, und Ski-Langlauf.

Und was bewegt Sie?

Schürer: Die heutige Zeit mit Corona und vor allem Donald Trump.

Torjubel in der Zweiten Liga: Jens Schürer (links) freut sich mit seinen Schweinfurter Teamkollegen (von links) Oliver Wölfling, Elmar Drenkard und Bernhard Winkler über einen Treffer des FC 05.
Foto: Hans Rost | Torjubel in der Zweiten Liga: Jens Schürer (links) freut sich mit seinen Schweinfurter Teamkollegen (von links) Oliver Wölfling, Elmar Drenkard und Bernhard Winkler über einen Treffer des FC 05.
Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Schürer: Um unter den heutigen Bedingungen nochmal Fußball spielen zu können.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Schürer: Die Erfahrungen die man gesammelt hat.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Schürer: Zum Tag meiner Geburt, dann könnte ich mein Leben noch einmal erleben.

Ihr Lieblingsort?

Schürer: Taisten in Südtirol und Gravedona am Comer See.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Schürer: Geht nicht, gibt es nicht.

Das kurzzeitige Comeback 2005: Jens Schürer, Bernd Häcker, Rudi Gürtler und Rüdiger Mauder halfen in der Insolvenz-Elf des FC 05 Schweinfurt noch einmal aus.
Foto: Hans Strauß | Das kurzzeitige Comeback 2005: Jens Schürer, Bernd Häcker, Rudi Gürtler und Rüdiger Mauder halfen in der Insolvenz-Elf des FC 05 Schweinfurt noch einmal aus.
Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Schürer: Auch: geht nicht, gibt es nicht

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Schürer: Wenn jemand sagt: Ich kann das nicht.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Schürer: Meine Familie, Recht und Ordnung.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Schürer: Karriereende? Ich hab nur mit dem Fussball spielen aufgehört, alles andere ging ganz normal weiter.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Schürer: Am besten das Ganze noch einmal.

Ein nicht gerade seltenes Bild: Eine Gelbe Karte gegen Jens Schürer.
Foto: Peter Mularczyk | Ein nicht gerade seltenes Bild: Eine Gelbe Karte gegen Jens Schürer.
Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Schürer: An sportliche Fouls kann ich mich nicht mehr erinnern (lacht), das ist zu lange her (lacht). Und menschlich habe ich hoffentlich keine begangen.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Schürer: Zu meiner Jugendzeit hat, gefühlt, jeder Jugendliche Sport getrieben, da war es ganz normal. Das ist heute allerdings leider anders.

Ihr Lieblingssportler heute?

Schürer: Hab ich keinen.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Schürer: Ein uns gestohlenes Auto im Jahr 2000, ein Jahr nach Kriegsende im Kosovo, aus Pristina zurückzuholen.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Schürer: Vielleicht ein bisschen nach der meines Enkels Jonas, sagt zumindest manchmal meine Frau.

Der Beruf war ihm schon frühzeitig wichtiger als die sportliche Laufbahn: Jens Schürer in seinem Autohaus, hier beim betanken eines Fahrzeuges mit Flüssiggas.
Foto: Thomas Obermeier | Der Beruf war ihm schon frühzeitig wichtiger als die sportliche Laufbahn: Jens Schürer in seinem Autohaus, hier beim betanken eines Fahrzeuges mit Flüssiggas.
Worüber haben sie zuletzt gelacht?

Schürer: Kann ich nicht sagen, dafür lache ich zu oft.

Was regt Sie auf?

Schürer: Oberflächliche Menschen.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Schürer: In der heutigen Zeit jemanden für irgendetwas zu bewundern, fällt mir schwer.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Schürer: Meine Familie.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Schürer: Darüber möchte ich mir gar keine Gedanken machen.

Jens Schürer als Vorstandsmitglied der Würzburger Kickers: Im Hintergrund hat er ein Auge auf den damaligen Trainer Rainer Kilian.
Foto: Frank Kranewitter | Jens Schürer als Vorstandsmitglied der Würzburger Kickers: Im Hintergrund hat er ein Auge auf den damaligen Trainer Rainer Kilian.
Was möchten Sie noch lernen?

Schürer: Besser italienisch können und ein Instrument zusammen mit meinem Enkel spielen.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Schürer: Meinen 90. Geburtstag.

Wovon träumen Sie?

Schürer: Mir mit meiner Frau an meinem 90. Geburtstag die Frage stellen, was wir noch unbedingt erleben wollen.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

Schürer: Dass sie an sich selbst glauben und nicht an das, was andere sagen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Schürer: Als Jens Schürer, da gibt es keine andere Option.

Die neue Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer neuen Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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