Während dunkle Wolken in der ersten Halbzeit tief über dem Sportgelände hingen und sich abregneten, hellte sich für den TSV Abtswind nach dem Seitenwechsel der Horizont auf. Wohingegen sich über dem FV 04 Würzburg zusehends ein Unwetter zusammenbraut. Erste Gewitterblitze zuckten nach Spielende vom Himmel der Blauen.
Die Abtswinder behielten in der Fußball-Bayernliga Nord auch im Rückspiel gegen die Nullvierer die Oberhand, gewannen auf ihrem Kunstrasenplatz mit 3:0 (0:0) – derselbe Sieger, dasselbe Ergebnis, das auch das Hinspiel zutage gebracht hatte. Es war der sechste Abtswinder Sieg in Serie im inzwischen einzigen unterfränkischen Duell dieser Liga.
Ob es jenes auch in der nächsten Saison geben wird, steht nach diesem Spieltag mehr denn je infrage. Während die Abtswinder mit einem Sieg ihre Ambitionen auf ein weiteres Jahr in der Bayernliga rechtfertigen konnten, taumelt der FV mit Leistungen wie dieser dem Abstieg entgehen. "Die Niederlage war nicht unverdient", erklärte Interimstrainer Marco Scheder. "Wir legen die Gegentore selbst vor, statt den Ball einfach mal hinten wegzuhauen."
Trainerrücktritt zeigt beim FV bislang keine Wirkung
Mit deutlichen Worten äußerte sich FV-Kapitän Dennie Michel, der anstelle der anschließend privat verhinderten Trainer auf der Pressekonferenz seinen Mann stand, zur Situation bei den Blauen: "Der Trainerrücktritt ist nun drei Wochen her. Aber passiert ist nichts. Damit bin ich nicht zufrieden. Irgendwann muss man auch mal reagieren."
Und: "Es fehlt der Impuls. Wir haben in diesen drei Wochen den Turnaround nicht geschafft – das lässt sich nach den letzten zwei Spielen und der Art und Weise, wie wir sie verloren haben, definitiv sagen." In den ersten Rückrundenspielen zu Hause gegen Coburg (2:5) und nun in Abtswind kassierten die Blauen acht Gegentore, meist nach eigenen Fehlern.
Beide Mannschaften traten im 4-2-3-1 an, wobei die Abwehrkette auf beiden Seiten ungewohnt besetzt war. Abtswind fehlten im defensiven Verbund mit Calvin Gehret, Max Wolf, Fabio Feidel und Egon Zelenskiy jene vier, die beispielsweise am ersten Spieltag gegen Hankofen (2:3) die Reihe gebildet hatten. So rückte Max Hillenbrand ins Zentrum. Zuletzt in der Jugend habe er mal Innenverteidiger gespielt, verriet der 27-Jährige später im "Hüttle".
Beim FV standen vier Neue in der auf sechs Positionen veränderten Anfangsformation. Silvius Lettmann rutschte von innen auf die linke Außenbahn und Luis Wagner stellte die Konstante im Abwehrzentrum dar, während auf der rechten Seite Jannis Vierneisel verteidigte, da Dennie Michel diesmal wieder als Sechser im Mittelfeld gebraucht wurde.
FV hat zwei Chancen bis zur Halbzeit, Abtswind mehr
Die Nullvierer, in den ersten Minuten die aktivere Mannschaft, besaßen die erste Chance der Partie: Nach Moritz Lotzens platzierter Ecke von rechts brachte der aufgerückte Luis Wagner den Ball wuchtig aufs Abtswinder Tor, doch Torhüter Felix Reusch tauchte ab und parierte dessen Kopfball (5.). "Mit etwas Glück können wir in Führung gehen, aber das haben wir momentan halt auch nicht", kommentierte Scheder.
Abtswind kam, der Regen prasselte unaufhörlich hernieder, mehr ins Spiel, drängte den FV zurück und hatte nach einer halben Stunde seine ersten richtig guten Gelegenheiten: Fabio Groß' Schuss vom Sechzehner-Strich parierte FV-Torhüter André Koob stark (29.) und Niclas Staudts Kopfball kratzte Marius Haas gerade noch von der Torlinie (30.).
Die beste Chance der ersten Halbzeit bot sich auf der Gegenseite für Tim Herbert, als er nach einem von Simon Schäffer verlängerten Abschlag frei auf das Abtswinder Tor zulief. Statt den Ball mit Gewalt ins Netz zu wuchten, versuchte er, diesen mit feinem Außenrist um Torhüter Felix Reusch zu schlenzen, als der sich ihm entgegenwarf – und parierte (32.).
Hätte der Regen nicht schon zuvor die FV-Verteidiger nass gemacht, hätten Adrian Dußler und Ferdinand Hansel mit ihrem Doppelpass dies getan. Torhüter André Koob (39.) und der Pfosten bei Tom Bretorius' Nachschuss verhinderten das Gegentor (40.). "In der ersten Halbzeit waren wir ordentlich im Spiel und hatten eine, zwei Chancen, haben aber auch einiges zugelassen", fasste Dennie Michel später das 0:0 zum Seitenwechsel zusammen.
Nach dem Seitenwechsel fallen zwei schnelle Tore
"Wir hatten mehr Spielanteile sowie einige Chancen und hätten da bereits in Führung gehen können", fand TSV-Trainer Claudiu Bozesan und stellte eine Parallele zum Auswärtsspiel in Hankofen (0:2) her: "Wir haben unsere Angriffe nicht sauber zu Ende gespielt. Wir müssen immer einen riesengroßen Aufwand betreiben, bis wir ein Tor schießen."
Was in den ersten Minuten nach der Halbzeit beim FV passierte, versuchte Michel so zu erklären: "Wir waren schläfrig, haben viel zugelassen und zu viele einfache, individuelle Fehler gemacht." Innerhalb von fünf Minuten ließ Ferdinand Hansel nach einem Zuspiel von Adrian Dußler mit dem 1:0 (48.) und nach einem Querpass von Jayson Tuda zum 2:0 (52.) die Hoffnung der Gäste auf Punkte im Auswärtsspiel zerbersten.
"Du gehst mit einem ordentlichen Gefühl in die Kabine, denn du bist eigentlich gut im Spiel, kommst wieder raus und bekommst gleich zwei Gegentore. Das zieht sich so durch die gesamte Saison. Und es ärgert mich, weil es letztlich auch eine fehlende Qualität ist", sagte Michel, nachdem dies genauso im vorherigen Heimspiel passiert war, als die Coburger in den Minuten 47 und 51 vorentscheidend getroffen hatten.
Auch in Abtswind waren Hansels Tore gegen einen in der zweiten Halbzeit torchancenlosen FV wegweisend. Sicher, auch diese Partie und somit alle sechs Duelle seiner Amtszeit gegen den FV zu gewinnen, war sich Claudiu Bozesan aber erst nach Adrian Dußlers 3:0, das die FV-Abwehr einmal mehr dilettantisch verteidigte (81.). "Der Sieg war enorm wichtig, für die Tabelle und fürs Selbstbewusstsein", befand der TSV-Trainer, der seinen zum Saisonende nach viereinhalb Jahren auslaufenden Vertrag in Abtswind nicht verlängern wird.
FV mit Heimspiel gegen einen weiteren Konkurrenten
Drei Spiele sind es noch vor der Winterpause – danach bleiben nur 13, um den Klassenerhalt zu packen. "Wir müssen unsere Köpfe wieder hochnehmen", schaute Michel auf das am nächsten Samstag, 18. November, anstehende Heimspiel gegen den Tabellen-14. Neumarkt voraus. "Vor der Winterpause noch den einen oder anderen Punkt holen", gab Scheder als Vorgabe aus, um nicht im dauerfrostigen Tabellenkeller zu überwintern.
Die Abtswinder treten am Freitagabend in Neudrossenfeld an. Da auch die Teams auf den umliegenden Plätzen gewannen, verbesserte sich der TSV in der Tabelle zwar nicht, distanzierte sich aber von den drei festen Relegationsplätzen. Am Saisonende entscheidet der Vergleich zwischen Nord und Süd, welcher Bayernliga-14. in die Relegation muss. Hier liegt Nord mit einem Quotienten von 1,2 (Neumarkt) derzeit vor Süd mit 0,95 (Kirchanschöring).
Die Statistik des Spiels
TSV Abtswind – FV 04 Würzburg 3:0 (0:0)