Seit Kurzem steht beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe fest: Julian Thomann wird im Sommer Nachfolger von Trainer Ceven Klatt, der zum Noch-Erstligisten Die Eulen Ludwigshafen wechselt. Thomann erhielt einen Zweijahresvertrag, der auch für die Dritte Liga gelten würde.
Thomann dürften allenfalls Insider auf der Kandidatenliste gehabt haben. Denn für den 29-Jährigen ist Rimpar die erste Station als Proficoach – und die erste außerhalb seines Heimatvereins. Bisher war er Spielmacher und Kapitän bei der Bundesliga-Reserve des HBW Balingen-Weilstetten in der Dritten Liga sowie erfolgreicher Jugendtrainer und Nachwuchskoordinator bei den Schwaben. Seit Thomann 25 ist, besitzt er die A-Lizenz, die er 2016 zusammen mit Jaron Siewert (Füchse Berlin) und André Haber (SC DHfK Leipzig) erwarb. Neben dem Handball steht der Albstädter kurz vor seinem Bachelor in Sportpublizistik sowie in Education (Sport und Geografie).
Zwischen dem HBW und der DJK gibt es viele Verbindungen. Jens Bürkle kam vor neun Jahren zusammen mit Daniel Sauer aus Balingen nach Rimpar: Als Trainer und Spieler führten die beiden den Verein in die Zweite Liga; seit 2017 coacht Bürkle den aktuellen Erstliga-16. Auch der frühere Wölfe-Mittelmann Benjamin Herth und der Rückraumlinke Benedikt Brielmeier trugen die Trikots beider Klubs. Mit Brielmeier spielte Thomann sogar schon zwei Jahre zusammen in der zweiten Mannschaft des HBW. "Ich sehe viele Parallelen zwischen beiden Vereinen – Herzblut, Idealismus und das familiäre Umfeld", sagt der künftige Wölfe-Coach im Interview.
Julian Thomann: Sehr gut! Zu meinem 29. Geburtstag am Samstag (6. März, Anmerkung der Redaktion) haben mir weniger Leute gratuliert (lacht). Ich hatte vom ersten Gespräch mit Roland Sauer (Wölfe-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) an das Bauchgefühl, dass es richtig passen könnte zwischen uns. Und ich freue mich, als junger Trainer diese Chance zu kriegen.
Thomann: Ich weiß nur, dass er um seine Meinung gefragt wurde. Er kennt mich schon lange, war jahrelang mein Jugendtrainer. Auch über die Nachwuchsförderung beim HBW hatten wir engen Kontakt.
Thomann: Ehrlich gesagt nicht. Mein Vertrag in Balingen wäre zwar im Sommer ausgelaufen, aber die Überlegung war schon, noch woanders weiterzuspielen. Ich hatte auch ein attraktives Angebot von einem Zweitligisten. Dann kam die Verletzung, mein erster langer Ausfall. Es war eine sehr schwere Zeit, in der ich mir viele Gedanken gemacht habe. Die Ungewissheit, wie es weitergeht, dazu Corona, was die Reha natürlich erschwert hat. Aber mein Knie funktioniert im vierten Monat nach der OP eigentlich schon wieder perfekt, und aus einem Plan hat sich überraschend ein anderer ergeben. Es ist zwar wirklich schade, dass ich mich nicht als Spieler verabschieden konnte, aber es gibt in diesen Zeiten größere Karrieren als meine, die zu Ende gehen.
Thomann: (schweigt lange) Das ist eine schwierige Frage. Ich war tatsächlich immer gut, einer der besten Torschützen in der Dritten Liga in der letzten Saison. Und ich hatte schon die Hoffnung, dass ich für die erste Mannschaft eine Rolle spielen würde, zumindest als Spieler in der zweiten Reihe. Aber leider war mir das nicht vergönnt.
Thomann: Stachel ist ein hartes Wort... Ich bin nicht grätig, um es auf Schwäbisch zu sagen, also nicht verärgert. Aber ich hätte die Chance gerne bekommen. Nun sind Türen in Balingen zugegangen, aber dafür hat sich eine tolle neue in Rimpar geöffnet.
Thomann: (lacht) Auf keinen Fall!
Thomann: Das ist richtig. Aber als Spieler komme ich ja nun auch nicht aus der Kreisliga und als Trainer habe ich zwölf Jahre Erfahrung, davon sechs Jahre hauptamtlich in der Jugend-Bundesliga. Wir haben die JSG Balingen-Weilstetten zu einer der attraktivsten Talentschmieden in Deutschland gemacht und führen nachweislich viele junge Spieler an die Bundesliga heran. Ich konnte beim HBW dank der professionellen Strukturen viel lernen und mit der Verantwortung wachsen. Diese Erfahrung kann ich in Rimpar einbringen. Wenn die Qualität der Arbeit stimmt, spielt Alter für mich eine untergeordnete Rolle. Ich will zeigen, dass ich diese hungrige Mannschaft führen kann. Und Führungsstile gibt es ja verschiedene.
Thomann: Mir ist das Menschliche wichtig – ein wertschätzender, respektvoller Umgang. Den erwarte ich auch von den Spielern.
Thomann: Ich habe jedem Spieler geschrieben, dass ich mich auf die Zusammenarbeit freue und mit Patrick Schmidt als Kapitän kurz telefoniert. Ansonsten gilt: Das ist nicht meine Saison, daher werde ich erst danach intensiveren Kontakt suchen.
Thomann: Mein Ansatz unterscheidet sich nicht sehr von anderen im modernen Handball: Tempodominanz aus einer stabilen Abwehr heraus. Damit werde ich das Spiel in Rimpar nicht neu erfinden und auch nicht komplett verändern. Wie gesagt, ich will vor allem auch im zwischenmenschlichen Bereich meine Stärken einbringen.
Thomann: Ich bin ein ehrlicher Typ, in der Kommunikation geradeaus. Familie und Freunde sind mir wichtig, in meiner Freizeit gehe ich gerne in die Natur. Da ich ausgeglichen und umgänglich bin, komme ich gut mit vielen verschiedenen Charakteren zurecht. Auch das hilft mir als Trainer.