zurück
Rimpar
Julian Thomann: So tickt der künftige Trainer der Rimparer Wölfe
Er ist erst 29. Trotzdem bringt er viel Erfahrung vom HBW Balingen-Weilstetten mit. Was ihm wichtig ist, womit er hadert und wie sich sein Leben plötzlich geändert hat.
'Handball ist mein Lebensinhalt', sagt Julian Thomann (hier im Trikot des HBW Balingen Weilstetten II). Im Sommer wird der 29-Jährige Trainer Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe. 
Foto: Langer/Eibner-Pressefoto | "Handball ist mein Lebensinhalt", sagt Julian Thomann (hier im Trikot des HBW Balingen Weilstetten II). Im Sommer wird der 29-Jährige Trainer Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe. 
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Seit Kurzem steht beim Handball-Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe fest: Julian Thomann wird im Sommer Nachfolger von Trainer Ceven Klatt, der zum Noch-Erstligisten Die Eulen Ludwigshafen wechselt. Thomann erhielt einen Zweijahresvertrag, der auch für die Dritte Liga gelten würde.

Thomann dürften allenfalls Insider auf der Kandidatenliste gehabt haben. Denn für den 29-Jährigen ist Rimpar die erste Station als Proficoach – und die erste außerhalb seines Heimatvereins. Bisher war er Spielmacher und Kapitän bei der Bundesliga-Reserve des HBW Balingen-Weilstetten in der Dritten Liga sowie erfolgreicher Jugendtrainer und Nachwuchskoordinator bei den Schwaben. Seit Thomann 25 ist, besitzt er die A-Lizenz, die er 2016 zusammen mit Jaron Siewert (Füchse Berlin) und André Haber (SC DHfK Leipzig) erwarb. Neben dem Handball steht der Albstädter kurz vor seinem Bachelor in Sportpublizistik sowie in Education (Sport und Geografie).

Zwischen dem HBW und der DJK gibt es viele Verbindungen. Jens Bürkle kam vor neun Jahren zusammen mit Daniel Sauer aus Balingen nach Rimpar: Als Trainer und Spieler führten die beiden den Verein in die Zweite Liga; seit 2017 coacht Bürkle den aktuellen Erstliga-16. Auch der frühere Wölfe-Mittelmann Benjamin Herth und der Rückraumlinke Benedikt Brielmeier trugen die Trikots beider Klubs. Mit Brielmeier spielte Thomann sogar schon zwei Jahre zusammen in der zweiten Mannschaft des HBW. "Ich sehe viele Parallelen zwischen beiden Vereinen – Herzblut, Idealismus und das familiäre Umfeld", sagt der künftige Wölfe-Coach im Interview.  

Frage: Julian, wie geht es Ihnen, seit Sie wissen, dass Sie Trainer in Rimpar werden?

Julian Thomann: Sehr gut! Zu meinem 29. Geburtstag am Samstag (6. März, Anmerkung der Redaktion) haben mir weniger Leute gratuliert (lacht). Ich hatte vom ersten Gespräch mit Roland Sauer (Wölfe-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) an das Bauchgefühl, dass es richtig passen könnte zwischen uns. Und ich freue mich, als junger Trainer diese Chance zu kriegen.  

Auch Jens Bürkle ist diesen Weg 2012 gegangen. Hat er Sie empfohlen?

Thomann: Ich weiß nur, dass er um seine Meinung gefragt wurde. Er kennt mich schon lange, war jahrelang mein Jugendtrainer. Auch über die Nachwuchsförderung beim HBW hatten wir engen Kontakt. 

"Wenn die Qualität der Arbeit stimmt, spielt Alter für mich eine untergeordnete Rolle. Ich will zeigen, dass ich diese hungrige Mannschaft führen kann."
Julian Thomann, ab Sommer Trainer der DJK Rimpar Wölfe
Sie befinden sich aktuell in der Reha nach Ihrem Kreuzbandriss, den Sie sich am Anfang der Saison zu gezogen haben. Hatten Sie überhaupt vor, jetzt schon mit dem aktiven Handball aufzuhören?

Thomann: Ehrlich gesagt nicht. Mein Vertrag in Balingen wäre zwar im Sommer ausgelaufen, aber die Überlegung war schon, noch woanders weiterzuspielen. Ich hatte auch ein attraktives Angebot von einem Zweitligisten. Dann kam die Verletzung, mein erster langer Ausfall. Es war eine sehr schwere Zeit, in der ich mir viele Gedanken gemacht habe. Die Ungewissheit, wie es weitergeht, dazu Corona, was die Reha natürlich erschwert hat. Aber mein Knie funktioniert im vierten Monat nach der OP eigentlich schon wieder perfekt, und aus einem Plan hat sich überraschend ein anderer ergeben. Es ist zwar wirklich schade, dass ich mich nicht als Spieler verabschieden konnte, aber es gibt in diesen Zeiten größere Karrieren als meine, die zu Ende gehen.

Warum haben Sie als Leistungsträger beim HBW II eigentlich nie im Bundesliga-Team gespielt, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Gregor? 

Thomann: (schweigt lange) Das ist eine schwierige Frage. Ich war tatsächlich immer gut, einer der besten Torschützen in der Dritten Liga in der letzten Saison. Und ich hatte schon die Hoffnung, dass ich für die erste Mannschaft eine Rolle spielen würde, zumindest als Spieler in der zweiten Reihe. Aber leider war mir das nicht vergönnt.

Ein Stachel?

Thomann: Stachel ist ein hartes Wort... Ich bin nicht grätig, um es auf Schwäbisch zu sagen, also nicht verärgert. Aber ich hätte die Chance gerne bekommen. Nun sind Türen in Balingen zugegangen, aber dafür hat sich eine tolle neue in Rimpar geöffnet.

Werden Sie doch Spielertrainer bei den Wölfen.

Thomann: (lacht) Auf keinen Fall!

Jens Bürkle attestiert Ihnen eine gemessen an Ihrem Alter "hohe Expertise und Akribie" sowie "große Leidenschaft in der Ausbildung von Talenten". Trotzdem: Sie sind erst 29 – und damit jünger oder ähnlich jung wie manche ihrer zukünftigen Spieler. Und Sie waren weder Bundesliga-Profi noch bisher Bundesliga-Trainer. Wie wollen Sie sich Autorität verschaffen?

Thomann: Das ist richtig. Aber als Spieler komme ich ja nun auch nicht aus der Kreisliga und als Trainer habe ich zwölf Jahre Erfahrung, davon sechs Jahre hauptamtlich in der Jugend-Bundesliga. Wir haben die JSG Balingen-Weilstetten zu einer der attraktivsten Talentschmieden in Deutschland gemacht und führen nachweislich viele junge Spieler an die Bundesliga heran. Ich konnte beim HBW dank der professionellen Strukturen viel lernen und mit der Verantwortung wachsen. Diese Erfahrung kann ich in Rimpar einbringen. Wenn die Qualität der Arbeit stimmt, spielt Alter für mich eine untergeordnete Rolle. Ich will zeigen, dass ich diese hungrige Mannschaft führen kann. Und Führungsstile gibt es ja verschiedene. 

Wie ist Ihrer?

Thomann: Mir ist das Menschliche wichtig – ein wertschätzender, respektvoller Umgang. Den erwarte ich auch von den Spielern.

Haben Sie schon Kontakt zu ihnen aufgenommen?

Thomann: Ich habe jedem Spieler geschrieben, dass ich mich auf die Zusammenarbeit freue und mit Patrick Schmidt als Kapitän kurz telefoniert. Ansonsten gilt: Das ist nicht meine Saison, daher werde ich erst danach intensiveren Kontakt suchen.

Wie ist Ihre Philosophie von Handball?

Thomann: Mein Ansatz unterscheidet sich nicht sehr von anderen im modernen Handball: Tempodominanz aus einer stabilen Abwehr heraus. Damit werde ich das Spiel in Rimpar nicht neu erfinden und auch nicht komplett verändern. Wie gesagt, ich will vor allem auch im zwischenmenschlichen Bereich meine Stärken einbringen. 

Wie würden Sie sich als Mensch beschreiben?

Thomann: Ich bin ein ehrlicher Typ, in der Kommunikation geradeaus. Familie und Freunde sind mir wichtig, in meiner Freizeit gehe ich gerne in die Natur. Da ich ausgeglichen und umgänglich bin, komme ich gut mit vielen verschiedenen Charakteren zurecht. Auch das hilft mir als Trainer.  

Rimpar nach Derby-Sieg über Großwallstadt zurück im Mittelfeld

Nach dem klaren 22:17 (13:11)-Sieg am Freitagabend im Unterfranken-Duell gegen den TV Großwallstadt sind die Handballer der DJK Rimpar Wölfe wieder ins Mittelfeld der Zweitliga-Tabelle vorgestoßen. „Es war eine sehr starke Abwehrleistung über 60 Minuten mit einem überragenden Marino Mallwitz dahinter“, sagte DJK-Coach Ceven Klatt. „Was durchkam, hat er gehalten.“ Auf eine Quote von gut 55 Prozent parierter Würfe, darunter zwei Siebenmeter gegen TVG-Routinier Michael Spatz, kam der 24-Jährige am Ende. Neben Mallwitz hob Klatt auch Linksaußen Dominik Schömig hervor, der mit sechs Treffern (davon zwei Siebenmeter) bester Werfer der Wölfe war.
Für Großwallstadt war es nur 48 Stunden nach dem gefeierten 30:30-Remis beim kriselnden ASV Hamm-Westfalen –Rimpars nächstem Gegner – die erste Schlappe in diesem Jahr. 36 Fehler im Angriff hatte TVG-Trainer Ralf Bader gezählt; bislang hatten Ex-Wolf Lars Spieß & Co. immer mindestens 21 Tore erzielt. Im Derby gelangen den Gästen im zweiten Abschnitt mickrige sechs Treffer. „Wir lassen uns die Stimmung von dieser Niederlage nicht verderben“, sagte Bader dennoch.
Die Rimparer werden noch bis Mittwoch trainieren, dann haben sie erst mal vier Tage frei. Wegen der Länderspielpause geht es in der Liga erst am 20. März für sie weiter mit der Partie in Hamm. 
jr
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Rimpar
Sanderau
Natalie Greß
Bundesligatrainer
Daniel Sauer
Familien
Familiäres Umfeld
Füchse Berlin
Geographie
Heimatvereine
Jens Bürkle
Karriere und beruflicher Werdegang
Leidenschaft
Roland Sauer
SC DHfK Leipzig
Spielertrainer
Wölfe Würzburg
Zweijahresverträge
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top