An diesem Samstag (14 Uhr) treffen die Regionalliga-Fußballer der Würzburger Kickers zum dritten Mal in dieser Saison auf die DJK Vilzing – und dabei steht auch schon der dritte Torwart im Kasten der Rothosen. Beim 2:1 im Hinspiel am Dallenberg war Marc Richter auf dem Posten zwischen den Pfosten. Im Toto-Pokal-Viertelfinale an gleicher Stelle war Vincent Friedsam nach torlosen 90 Minuten im Elfmetschießen entscheidend am Würzburger Weiterkommen beteiligt. Nun, beim Liga-Auswärtsspiel im Stadtteil von Cham, soll Eric Verstappen den Kickers-Kasten sauber halten.
Die aktuelle Verletztenmisere unter den Würzburger Keepern hat den Niederländer zurückbefördert auf den Platz im Tor, den er in seiner ersten Zeit bei den Kickers von Januar 2019 bis Juli 2021 insgesamt 24 Mal besetzt hatte. "Wenn eine Tür zu geht, dann geht eine andere auf", sagt der 28-Jährige, als er nach dem Training am Donnerstagmittag am Rande des Platzes in Randersacker steht. Die einfache Lebensweisheit könnte als Zusammenfassung von Verstappens bisheriger Karriere durchgehen. Einer Laufbahn, die ihn schon in sieben verschiedene Städte geführt hat, in der Würzburg inzwischen aber ein Ankerplatz geworden ist.
Für die Kickers hat der in Venlo an der deutsch-niederländischen Grenze geborene Torhüter die meisten seiner Profieinsätze absolviert, einen davon sogar als Feldspieler, als er im Dezember 2020 beim Zweitliga-Spiel in Darmstadt in der Schlussphase als Stürmer eingewechselt wurde. Ein Großteil seiner damaligen Teamkameraden war an diesem Tag in Corona-Quarantäne. "Es war nicht das schönste Jahr. Aber auch da kannst du etwas rausziehen", sagt Verstappen rückblickend über seine Saison in der Zweiten Bundesliga mit den Kickers. Am Ende stand nicht nur der Abstieg, sondern für den Niederländer nach zweieinhalb Jahren auch der Abschied vom Dallenberg.
Die nächste Tür ging für ihn bei Vitesse Arnheim auf. Der niederländische Erstligist war auf der Suche nach einem klassischen Ersatzkeeper. Auch wenn er kein einziges Pflichtspiel in der vergangenen Spielzeit absolvierte, gerät Verstappen bei der Erinnerung an das Engagement beinahe ins Schwärmen. Wenn er beispielsweise an die Spiele seines Teams auf dem internationalem Parkett gegen Gegner wie Tottenham Hotspur oder Rapid Wien denkt. "Gegen AS Rom fehlte ich leider wegen Corona. In der Liga ging es gegen Spitzenklubs wie Ajax oder PSV. Das ist natürlich alles noch einmal ein ganz anderes Niveau. Ich bin dort natürlich besser geworden, auch wenn ich leider nicht gespielt habe."
Dass im Sommer dann für ihn Schluss war bei Vitesse, hatte auch mit der veränderten Weltlage zu tun. Der russische Investor Valeri Oyf zog sich zurück, für vernünftige Planungen fehlte erst einmal das Geld und ein Reservetorwart fiel so schnell durchs Raster. So stand Verstappen kurz nach der Geburt seines Sohnes wieder ohne Verein da, und es zog ihn wieder zurück in Richtung Würzburg, in die Heimat seiner Frau.
Da griff er zum Telefon und fragte bei seinem alten Mitspieler Daniel Hägele, ob der vielleicht mal nachfragen könne, ob er sich nicht bei den Kickers fit halten dürfe. Trainer Marco Wildersinn stimmte zu. Eine Entscheidung, die sich nun für beide Seiten als gewinnbringend erwiesen hat. Denn nach den Verletzungen von Richter (Schulteroperation) und Friedsam (Kahnbeinbruch) brauchten die Rothosen schnell einen erfahrenen Keeper als Ersatz. Die Tür für Verstappen stand plötzlich wieder offen.
"Er wird ein guter Rückhalt sein", ist Wildersinn überzeugt. Anfängliche Unsicherheiten ob der langen Zeit ohne Spielpraxis habe Verstappen nach und nach abgelegt, sagt Wildersinn mit Blick auf das 1:1 gegen Türkgücü München: "Er hat Ruhe ausgestrahlt und wird von Spiel zu Spiel besser." Wenn in ein paar Wochen Friedsam, der derzeit in seiner Heimatstadt Köln am Comeback arbeitet, zurückkommt, werde es einen Zweikampf um den Torwartposten geben.
Nun ist aber Verstappen erst einmal fest gesetzt. Nach dem Remis gegen Türkgücü München ärgerte sich der Blondschopf ziemlich lautstark über den Elfmeterpfiff, der zum Gegentor geführt hatte. Der Ehrgeiz ist groß, auch weil Verstappen daran glaubt, dass in dieser Saison viel drin ist für die Kickers. "Wir sind ein geiles Team. Das macht viel aus. Wenn du als Mannschaft zusammenarbeitest, kannst du nicht nur 100, sondern 120 Prozent geben. Im Drittliga-Aufstiegsjahr war das genauso", zieht er eine Parallele, die man bei den Kickers gerne hören wird.