Die Würzburger Kickers haben sich tapfer gewehrt. Am Ende stand im sechsten Auswärtsspiel dieser Saison beim SV Darmstadt 98 aber doch die sechste Niederlage. 0:2 unterlag das Team von Bernhard Trares in einer Partie unter besonderen Vorzeichen. "Ich bin stolz auf meine Mannschaft", stellte der Trainer hernach trotzdem fest.
Als der Mannschaftsbus der Würzburger Kickers anderthalb Stunden vor Spielbeginn in der Darmstädter Stadion-Baustelle vorfuhr, wartete bereits ein Kamerateam auf den deutlich verkleinerten Rothosen-Tross. Der Auftrag: Bilder einfangen für die Geschichte des Spiels. Dass ein Zweitliga-Team mit nur zwölf Feldspielern zu einem Spiel anreist, kommt nun wirklich nicht alle Tage vor. Es kam tatsächlich viel zusammen für die Rothosen in dieser Englischen Woche, die dann doch nur zwei Spiele für sie bereit hielt. Erst der Last-Minute-K.o. in Nürnberg am vergangenen Sonntag, dann der Corona-Fall eines Physiotherapeuten. Die Quarantäne für 14 Spieler. Die kurzfristige Absage der Partie gegen Sankt Pauli. Und schließlich die Nachricht, dass der Tabellenletzte in Darmstadt anzutreten hat, nachdem immerhin vier Spieler die häusliche Isolation verlassen durften.
Sechs Zeilen blieben auf dem Spielberichtsbogen auf der Seite der Kickers leer. Auf dem Feld standen mit Mitja Lotric und David Kopacz noch zwei Kicker, die auch in der Woche zuvor in Nürnberg mitgespielt hatten. Zwölf Feldspieler und zwei Torhüter waren, wie angekündigt, noch übrig geblieben. Bernhard Trares hatte also keine allzu große Wahl. Und doch spielte ein jeder der Akteure letztlich auf einer nicht ungewohnten Position. Der Trainer hatte sein Aufstellungspuzzle einigermaßen stimmig zusammengesetzt bekommen.
Diesen Eindruck konnte man in der ersten Halbzeit bekommen. Da verteidigte das Kickers-Kollektiv nämlich recht aufmerksam. Lars Dietz organisierte die Dreier-Kette mit Lion Schweers, der zum ersten Mal seit über einem Jahr in einem Pflichtspiel für die Kickers auflief, und Tobias Kraulich sehr zuverlässig. Und wenn dann doch einmal etwas durchkam, dann zeigte Hendrik Bonmann zwischen den Pfosten, dass er nicht nur ein Ersatz sondern auch eine Alternative für Stammkeeper Fabian Giefer ist.
Munsy verpasst die Führung für die Kickers
Und vorne, da setzten die Kickers in der ersten Halbzeit tatsächlich den ein oder anderen Nadelstich. Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wäre Ridge Munsy, als er nach einer klasse Vorarbeit von Lotric alleine auf Darmstadts Tor zusteuerte, nicht an Darmstadts Keeper Marcel Schuhen gescheitert (7.). Vielleicht wären die recht uninspiriert wirkenden Hessen dann noch fahriger geworden. Oder wenn Schuhen Lotric' tollen Distanzschuss nicht noch mit einer klasse Parade über die Latte gelenkt hatte.
Die Kickers standen nicht nur auf dem Platz, sie spielten auch mit, obgleich Darmstadts Überlegenheit schon frappierend war. 76 Prozent Ballbesitz hatten die Gastgeber, brachten aber nur zwei Schüsse auf das Kickers-Tor zustande. Einige Male wurde es vorm Kickers-Kasten zwar kribbelig, so zum Beispiel als Bonmann einen Schuss des Darmstädters Fabian Schnellhardt parieren musste (29.), oder als Seungho Paik bei einem Freistoß urplötzlich völlig frei stand, Schweers und Bonmann bei der Abwehr mit den Köpfen aneinander rauschten. Leztlich hatten sich die Kickers das 0:0 zur Pause aber redlich erarbeitet.
Keine Entlastung für die Kickers nach dem Seitenwechsel
Anfang der zweiten Halbzeit gelang es den Kickers dann aber letztlich zu selten, für Entlastung zu sorgen. Zu häufig gingen Bälle allzu schnell in der Vorwärtsbewegung verloren. Die Gäste mussten dem Geschehen oft hinterher laufen und am Ende wurde das rot-weiße Abwehrbollwerk dann auch porös: Tobias Kempe war es schließlich, der die Lücke fand. Als der in der 55. Spielminute an der Strafraumkante nicht wirklich gestört wurde, zog der Mittelfeldmann mit rechts ins kurze Eck ab, Bonmann tauchte diesmal nicht rechtzeitig nach unten und der Ball rauschte ins kurze Eck des Kickers-Kastens.
Leichter wurde die Aufgabe für das Schlusslicht damit nicht. Aufgegeben hat sich das Kickers-Team trotzdem nicht. Das Bemühen war weiter zu spüren. Es fehlten freilich die Mittel, um Darmstadts Abwehr auseinanderzuspielen. Die Gastgeber zeigten eine insgesamt dürftige Leistung, schafften es bis in die Schlussphase hinein nicht, den Deckel auf dieses Spiel zu machen. So blieb es bis zur letzten Sekunde spannend.
Und als Ersatztorhüter Eric Verstappen in der 90. Minute noch als zusätzlicher Angreifer eingewechselt wurde, bekam dieses besondere Spiel noch eine ganz spezielle Note. Es war wohl auch ein Zeichen, unter welch schwierigen Bedingungen die Kickers hier angetreten waren.
Verstappen bekam zwar einmal sogar seinen Kopf an einen der vielen lang in Richtung SV-98-Strafraum getretenen Bälle. Wirklich gefährlich wurde die Kickers aber nicht mehr. Und mit dem allerletzten Konter kassierten die Rothosen in der Schlusssekunde noch das 0:2 durch Felix Platte. Wacker gewehrt hatten sich die Würzburger, ja, am Ende fehlte dann aber doch, wie so oft in dieser Saison, ein Tick Klasse. Bleibt die Frage, ob dies in Bestbesetzung anders gewesen wäre.
Bei der Pressekonferenz wurde dann klar, wie genervt Trares ob der Umstände dieser Partie war. Als Darmstadts Coach Markus Anfang darüber sprach, dass diese Partie auch für sein Team nicht einfach gewesen sei und anhob, darüber zu sprechen, dass man diese Würzburger Mannschaft nicht zu schlecht reden solle. "Auf der anderen Seite waren heute auch Zweitliga-Spieler. Das wird mir zu flach gemacht", sagte Anfang, da fiel ihm Trares während des Statements ins Wort: "Also, ich bitte dann schon fair zu sein! Uns haben neun Stammspieler gefehlt! Sorry!"
Bonmann statt Giefer, das gefällt mir. Klar sah Bonmann statt beim 0:1 nicht super aus, wenn man aber zwei Spieler am Sechzehner komplett alleine lässt und 5m Sicherheitsabstand hält, muss man sich nicht wundern (man konnte schon sehen was kommt!).
Giefer hat erhebliche Schwächen beim herauslaufen, d.h. er kommt gar nicht raus und klebt auf der Linie. Es kommt auch kaum ein Ball von ihm an, aber das Thema haben ja auch die Feldspieler, da kann ich mich immer nur wundern.
Hoffman und Sane sehe ich auch als große Schwachpunkte an.
Aber, ich habe trotzdem noch Hoffnung: Auf gehts Kickers!
Aber in jeder Tabelle muss einer der Looser mit der roten Laterne sein.
Die Trainerwechsel haben im Prinzip nichts gebracht....außer Unzufriedenheit in Mannschaft und Umfeld.
Das alles ist peinlich.....vor allem, dass jede Woche die anderen schuld sind....nur nie die Verantwortlichen.
Der Auftritt heute war stark und genau das Gegenteil von peinlich.
Wie man nach so einen aufopferungsvollen Kampf mit einer total dezimierten Mannschaft noch Kritik über kann ist unter alle Kanone.
Dass wir im Angriff zu dünn und schwach besetzt sind ist keine neue Erkenntnis aus diesem Spiel.
Aber heute kann man dieses Rumpteam incl. Munsy (der war keineswegs schwach heute) nur loben und den Hut ziehen. Die Kickers haben in dieser Saison einfach in allen Belangen sehr sehr viel Pech.
Die Kickers werden in Kürze personell nachlegen müssen. Aber wenn dann ab sofort keine positive Serie gestartet wird sind wir nicht mehr vor dem Abstieg zu retten. Es braucht jetzt Siege und zwar in den nächsten Spielen und nicht irgendwann.
Das war keine Kritik über das Spiel sondern eine neutrale Feststellung. Mit einem guten Stürmer gehen wir sehr schnell und unerwartet in Führung. Mit Munsy und Sane nicht. Hart aber wahr
Der Rest der heutigen Leistung war super und gibt Anlass zur Hoffnung
kuckmal: "Wenn jetzt sofort ein erwiesenermaßen guter Knipser dem Baumann zur Seite gestellt wird, (wird nicht billig)."
@woody9195 & @kuckmal: Wenn Sie das bezahlen kann das klappen. Wieviel könnten Sie denn investieren?