Die 19-jährige Basketballerin Paula Wenemoser vom Zweitligisten Qool Sharks Würzburg spielte dieses Jahr zum zweiten Mal für die U-20-Nationalmannschaft bei einer Europameisterschaft mit dem Adler auf der Brust. Auch wenn die Titelkämpfe in Rumänien eine B-WM waren – für sie eine große Ehre. Und für Außenstehende stellt sich natürlich die Frage: Beginnt für Wenemoser als Jugendnationalspielerin bald die Profikarriere? Möglicherweise mit Stationen im europäischen Ausland oder sogar der amerikanische Profi-Liga WNBA? Mitnichten.
Basketball ist in Deutschland weiterhin nur eine Randsportart, Frauenbasketball fristet ein noch tristeres Dasein. Wenemoser spielt zwar für die Würzburger in der zweiten Bundesliga und will in der kommenden Saison trotz ihrer Jugend mehr Verantwortung übernehmen, Profi-Basketballerin wird sie aber, zumindest in naher Zukunft, nicht sein.
Stattdessen beginnt für sie im Herbst das dritte Semester ihres Studiums der Sportwissenschaft und Pädagogik. Wenemoser pendelt von ihrem Elternhaus in Burggrumbach zur Uni. "Das lässt sich meist gut mit dem Training verbinden", berichtet sie. Burgrumbach statt Barcelona. Prüfungen statt Profi-Basketball.
Wenemoser würde nicht Nein sagen zur DBBL
Ganz begraben hat die Centerspielerin den Traum von der Profi-Karriere aber noch nicht. "Ich bin zufrieden, wie es aktuell ist, aber wenn sich eine Chance ergibt, in die Damen-Basketball-Bundesliga zu wechseln, würde ich nicht Nein sagen", erklärt die 1,90 Meter große Wenemoser, auch wenn sie dann überlegen müsste, wie das mit ihrem Studium zu vereinbaren wäre.
Vorbild könnte ihre ehemalige Teamkollegin Lisa Berthold sein, die im Sommer nach drei Jahren in Würzburg zu den Aigner Angels Nördlingen in die Bundesliga wechselte. Zunächst will Wenemoser aber erstmal eine größere Rolle bei den Qool Sharks übernehmen. Nach den Abgängen von Berthold und Marja Wahl sei eine Lücke entstanden, die sie füllen möchte.
Mit dem Abschneiden bei der EM in Rumänien ist Wenemoser grundsätzlich zufrieden. Deutschland hat sich als Zweiter der B-Gruppe wahrscheinlich wieder für die Turniere der besten 16 Mannschaften in der A-Gruppe qualifiziert. Endgültig sicher ist das aber erst, wenn über eine Teilnahme oder Nicht-Teilnahme Russlands im Jahr 2024 entschieden wird.
Bestes Spiel im Halbfinale gegen die Niederlande
Auch wenn der Teamerfolg stimmte, ist Wenemoser selbst nicht ganz zufrieden mit ihrer Leistung. "In den Vorbereitungsspielen lief es besser", beschrieb Wenemoser, die erst seit sieben Jahren Basketball spielt, den Verlauf des Turniers. "Ich habe mich lange gewehrt, obwohl mein Vater auch Basketballer war."
Erst über eine Schul-AG am Riemenschneider-Gymnasium beim ehemaligen Würzburger Zweitliga-Trainer Klaus Perneker fand sie ihre Liebe zum orangefarbenen Ball. Mit Blick auf ihre jetzige Körpergröße von 1,90 Meter eine kluge Entscheidung. Ihre beste Leistung in Rumänien zeigte Wenemoser im Halbfinale gegen die Niederlande.
Zehn Punkte, sechs Korbvorlagen und fünf Rebounds gelangen ihr. Der Effektivitätswert von 19 war teamintern der beste, und der veranstaltende Basketball-Weltverband adelte Wenemosers Leistung gleich mit einer Erwähnung im Spielbericht: "Es war ein hervorragender Mannschaftssieg für Deutschland, mit einer Reihe beeindruckender Leistungen, angeführt von Paula Wenemoser, die es mit zehn Punkten, sechs Assists, fünf Rebounds und drei Blocks schaffte, das Spiel an beiden Enden des Felds zu beeinflussen."
Schon in der U 15 das erste Mal für Deutschland
Zur Nationalmannschaft wurde Wenemoser in der U 15 für den Nordsee-Cup zum ersten Mal eingeladen. Auch in den Jahren danach kamen immer wieder Anrufe oder Briefe vom Deutschen Basketball-Bund, doch erst in der U 20 durfte Wenemoser zum ersten Mal zur EM. "Deutschland-Trainingsklamotten habe ich jetzt genug", sagt sie scherzhaft mit Blick auf das vorläufige Ende ihrer Nationalmannschafts-Karriere, denn mit der U 20 enden die Jugendteams beim DBB und der Sprung in die A-Nationalmannschaft ist aktuell für sie noch zu groß. Aber auch dazu würde sie sicher nicht Nein sagen.