Am 2. Juli dieses Jahres feierten sie in der Berliner Max-Schmeling-Halle gemeinsam den Handball-Weltmeistertitel der deutschen U-21-Junioren: Spielmacher Nils Lichtlein, zugleich zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt, und Torwarttrainer Carsten Lichtlein. Jetzt tritt der 21-jährige Neffe auch in der A-Nationalmannschaft in die Fußstapfen seines erfolgreichen Würzburger Onkels, der 2016 in Polen mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) Europameister wurde.
Bundestrainer Alfred Gislason hat Nils Lichtlein für die Heim-EM nominiert. Am Donnerstagvormittag gab der Isländer sein 19-köpfiges Aufgebot bekannt, mit dem er am kommenden Mittwoch bei einem Lehrgang in Frankfurt in die unmittelbare Vorbereitung auf das Turnier vom 10. bis 28. Januar startet.
Nils Lichtlein, der in Regensburg geborene Rückraumakteur der Füchse Berlin, der in der Akademie des aktuellen Bundesliga-Zweiten in der Hauptstadt ausgebildet wurde, gilt als eines der großen Talente im deutschen Handball. Seine Berufung in den EM-Kader ist nicht nur Folge von personellen Ausfällen, die Gislason zu kompensieren hat, sondern auch die folgerichtige Entscheidung aufgrund Lichtleins starker Leistungen im zurückliegenden Jahr.
Erst am 3. November hatte der Linkshänder im Testspiel gegen Ägypten sein Debüt im A-Team gegeben. Damit war ein erster Traum für ihn Erfüllung gegangen, wie er gesagt hatte. "Nils hat sich für die EM empfohlen", befand sein Opa Artur Lichtlein nach der Premiere. Zur Nominierung seines Enkels sagte der 79-Jährige im Telefonat mit dieser Redaktion am Donnerstagmorgen: "Er hat es verdient, dabei zu sein. Ich freue mich für ihn – genauso, wie ich mich über seine ganze Entwicklung freue."
Familie Lichtlein schreibt Handballgeschichte
Lichtlein Senior hat einst den Grundstein für die Familiengeschichte im Handball gelegt. 1973 war er deutscher Feldhandballmeister mit dem TV Großwallstadt geworden, später hatte er mehr als 20 Jahre lang die TG Heidingsfeld trainiert.
Auf Artur Lichtlein war dessen Sohn Carsten gefolgt, der seine aktive Torhüterkarriere im Juni 2022 beendet hat. Mit insgesamt 712 Einsätzen für Großwallstadt, Lemgo, Gummersbach, Erlangen und Minden ist der 43-Jährige nach wie vor Bundesliga-Rekordspieler. Als Torwarttrainer steht der Würzburger nicht nur beim DHB, sondern auch bei der MT Melsungen unter Vertrag.
Acht Jahre nach seinem größten Erfolg bei der EM in Polen ist nun die Zeit für seinen Neffen Nils gekommen, im besten Fall eine ähnlich große Überraschung zu landen wie die selbsternannten "Bad Boys" damals, die völlig dezimiert ins Turnier gegangen waren und am Ende Gold geholt hatten.