Kurz vor 19.30 Uhr am Sonntagabend hüpften Onkel und Neffe jubelnd Arm und Arm durch die Max-Schmeling-Halle in Berlin: Neffe Nils Lichtlein (Füchse Berlin) hatte soeben als Spielmacher mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft das Finale vor 8235 Zuschauenden gewonnen: 30:23 (14:11) besiegten die Goldjungs von Bundestrainer Martin Heuberger das Team aus Ungarn.
Und Onkel Carsten Lichtlein, unter anderem Rekordspieler der Handball-Bundesliga und Europameister von 2016, hatte daran auch seinen Anteil: Als Torwarttrainer beim Deutschen Handballbund (DHB) hat der 42 Jahre alte Würzburger den beim Turnier überragenden Schlussmann David Späth (Rhein-Neckar Löwen) unter seinen Fittichen. Ganz bestimmt schaute Carstens Papa und Nils' Opa Artur Lichtlein, Urgestein der TG Heidingsfeld und Anfang der 1970er Jahre Torhüter beim TV Großwallstadt, voller Stolz zu.
Zum dritten Mal nach 2009 und 2011 holte sich der deutsche Nachwuchs den Titel und sorgte damit für Hoffnung für die Zukunft des deutschen Handballs und für Vorfreude auf die Heim-EM der A-Nationalmannschaft im kommenden Jahr. Bundestrainer Alfred Gislason spendete der U21 auf der Tribüne lautstark Beifall. Zuvor hatte sich Island durch ein 27:23 gegen Serbien WM-Bronze gesichert.
"Ich bin sprachlos. Mit welchem Einsatz, welcher Begeisterung und welchen Emotionen die Jungs aufgetreten sind, war phänomenal", sagte Heuberger nach dem Triumph. Auch DHB-Präsident Andreas Michelmann war voll des Lobes: "Wir wollten die U-21-WM nutzen, um zu zeigen, wie gut die Ausbildung unserer Talente ist. Die Jungs haben sich sehr ordentlich verkauft."
Überragender Mann im Finale war Torwart Späth, der 41 Prozent der ungarischen Würfe parierte. Beste deutsche Torschützen waren Elias Scholtes (Bergischer HC) und Justus Fischer (TSV Hannover-Burgdorf) mit jeweils sechs Treffern. "Das Team hat leidenschaftlich und mit Herz gespielt", lobte TV-Experte Bob Hanning. Am Tag zuvor hatte die DHB-Auswahl im Halbfinale Serbien mit 40:30 bezwungen.
Heim-Turnier auch für den DHB ein Erfolg
Mit dem WM-Gold krönte die Mannschaft ein starkes Heim-Turnier, das auch für den DHB ein Erfolg war. Vorstandschef Mark Schober lobte schon vor dem Endspiel die Begeisterung der Fans in den Spielorten Hannover, Magdeburg und Berlin, wo insgesamt 140.000 Menschen die Partien besuchten. "Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Insgesamt waren es mehr Fans, als wir erwartet hatten", sagte Schober.
Auch die TV-Quoten beim Spartensender Eurosport stiegen während des Turnierverlaufs kontinuierlich an. Beim Halbfinalsieg am Samstag fieberten in der Spitze 600.000 Menschen vor den Fernsehgeräten mit, beim Finale könnten es noch mehr gewesen sein.
Mit Material von dpa