Der Nächste bitte! Am Donnerstag ist Christian Strohdiek von Paderborn nach Würzburg gefahren, nachdem er, wie er berichtete, am Morgen einen Anruf bekommen und vom Interesse der Rothosen an ihm erfahren hatte. Am Abend meldeten die Kickers den 32-jährigen Innenverteidiger, der beim SC Paderborn in dieser Spielzeit noch überhaupt nicht zum Zug gekommen ist, als fünften Winter-Neuzugang des Fußball-Zweitligisten. Schon am Freitag reiste Strohdiek mit seiner neuen Mannschaft in Richtung Osnabrück und soll an diesem Samstag (13 Uhr) dort erstmals für die Würzburger Kickers auf dem Platz stehen - höchst wahrscheinlich in der Startelf. Die Mannschaft verändert ihr Gesicht dieser Tage rasant. "Wir brauchen Hilfe", sagt Trainer Bernhard Trares: "Jedem musste klar sein, dass es so nicht reicht. Es geht darum, das Gesamtniveau der Mannschaft zu erhöhen, um die Chance auf den Klassenerhalt zu erhalten."
Dabei sei die Verpflichtung von Strohdiek eine "saisonübergeifende", wie Trares erklärt. Zur Vertragslaufzeit hatten sich die Kickers, wie bei den jüngsten Transfers üblich, nicht geäußert. Aber offenbar soll Strohdiek länger bleiben. Ein Spieler "mit einem noch guten Alter" sei der Paderborner Ex-Kapitän, so Trares, Und einer, der schnell helfen könne, weil man ihn verstehe. "Wir hatten Bedarf in Sachen Kommunikation", sagt Trares. Ein erfahrener, deutschsprachiger Abwehrmann passte da genau ins Anforderungsprofil.
"Wir brauchen jetzt keine Exoten. Nicht weil wir etwas gegen Exoten haben, sondern weil die Integration bei solchen Spielern zu lange dauert", sagt Trares. Daran habe man sich bei den jüngsten Verpflichtungen orientiert. Die Spieler sollen sich schnell verstehen, zumindest sprachlich und auf dem Feld. Auch der tschechische Mittelfeldmann Martin Hasek spricht Deutsch. "Ein Spieler, den wir normalerweise nicht kriegen würden", sei das, so Trares. Nur wegen des Transfertheaters mit seinem Ex-Klub Sparta Prag und weil er seit März nicht mehr im Mannschaftstraining war, wurde Hasek ein Thema für die Kickers. "Er ist fit", sagt Trares: "Aber es fehlt die fußballtypische Belastung. Wir müssen bei ihm aufpassen. Nicht dass wir ihn jetzt durch eine Verletzung verlieren."
Auch wenn das 1:1 gegen St. Pauli eher ein Rückschlag denn ein Fortschritt im Klassenkampf war. Trares will das Positive betonen. All das, was schon deutlich besser war als beim 2:4 gegen den Karlsruher SC zuvor. "Uns hängt das Pech auch an den Stiefeln", findet er und denkt dabei an die Entstehung des Ausgleichstreffers am Mittwoch, als der Ball eher zufällig St.-Pauli-Torschütze Rico Benatelli vor die Füße sprang. Dass die fußballerischen Bemühungen der Kickers gegen die Hanseaten eher schlicht wirkten, habe auch an den Platzverhältnissen gelegen, so der Rothosen-Trainer: "Das soll jetzt keine Ausrede sein. Aber als der Platz immer schlechter wurde sind viele Bälle versprungen, und dann haben sich die Spieler oft entschieden, den Ball frühzeitig zu schlagen. Wir können besser Fußball spielen."
Ob sein Team das beim Tabellenachten VfL Osnabrück unter Beweis stellt? Zuvorderst gehe es derzeit um defensive Stabilität, sagt Trares. Kein einziges Mal sind die Kickers in dieser Saison ohne Gegentor geblieben. In den Wochen vor der Winterpause hatte Trares versucht mit drei Innenverteidigern die Defensive zu stärken und vertraute auf eine Fünferkette. Eine Formation von der er zuletzt wieder abgekommen ist. "Ich spiele lieber mit einer Viererkette", sagt der Trainer. Strohdiek dürfte bei seiner Premiere im Kickers-Dress wohl Ewerton ersetzen. Beim Brasilianer machen sich, laut Trares, wieder muskuläre Probleme bemerkbar.
In der Sturmspitze ist indes Neuzugang Marvin Pieringer nach seinem guten Auftritt samt Elfmetertor gegen St. Pauli erst einmal gesetzt. Auf den Boden hole müsse man den 21-Jährigen nach seinem Zweitliga-Debüt nicht, berichtet Trares: "Er ist ein ganz klarer Junge."