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Fußball: Zweite Bundesliga
Die Kickers können ihr Endspiel nicht gewinnen
Trotz der frühen Führung durch Neuzugang Marvin Pieringer schaffen es die Rothosen nicht, gegen den dezimierten Vorletzten FC St. Pauli zu gewinnen.
Früher Jubel: Marvin Pieringer feiert sein Tor zum 1:0.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Früher Jubel: Marvin Pieringer feiert sein Tor zum 1:0.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 21:42 Uhr

Die Würzburger Kickers kommen nicht voran. Das Spiel gegen den FC St. Pauli hatte Trainer Bernard Trares zum Endspiel ausgerufen. Doch die Rothosen konnten, obwohl sie nach einer Gelb-Roten Karte für Marvin Knoll eine Halbzeit lang in Überzahl agierten, nicht gewinnen und mussten sich am Ende mit einem 1:1 (1:1) begnügen.

Die Veränderungen, die die Kickers derzeit an ihrem Team vornehmen, gleichen einer Operation am offenen Herzen. Er wolle "die Mannschaft sukzessive verbessern" hatte Bernhard Trares nach der 2:4-Niederlage gegen den Karlsruher SC am Samstag gesagt. Da waren die Kickers, so schien es, am fußballerischen Tiefpunkt angelangt. Das Nachholspiel am Mittwoch, das Kellertreffen gegen den FC St. Pauli, es sollte, so hofften sie am Dallenberg, zum Wendepunkt werden. Auch, weil nun erstmals die vier bislang verpflichteten Neuzugänge zum Einsatz kommen konnten. 

Hasek und Maierhofer auf der Bank, Feltscher und Pieringer in der Startelf

Am Dienstag hatten die Kickers Nägel mit Köpfen gemacht und die Verpflichtung von Martin Hasek perfekt gemacht. Der 25-jährige Mittelfeldmann, der sich nach Transferstreitigkeiten mit seinem Ex-Klub Sparta Prag seit März individuell fit gehalten hatte, trainierte bereits seit einigen Tagen bei den Rothosen. Über die Details der Verpflichtung und die Vertragsdetails äußerten sich die Kickers nicht. Gegen St. Pauli saß Hasek zunächst einmal auf der Bank, ebenso wie der vom österreichischen Flyeralarm-Klub Admira Wacker an den Dallenberg gekommene Sturm-Oldie Stefan Maierhofer. Zumindest bis Saisonende Würzburg verlassen hat indes Angreifer Saliou Sané. Er ist an Drittligist 1. FC Magdeburg ausgeliehen.

Mit Rechtsverteidiger Rolf Feltscher und dem aus der U-23-Mannschaft des SC Freiburg ausgeliehenen Stürmer Marvin Pieringer schafften es zwei Winter-Neuzugänge auch gleich in die Startelf. Und der 21-Jährige sollte auch schon bald im Blickpunkt stehen.

Machte einen guten Eindruck auf seiner rechten Seite: Kickers-Neuzugang Rolf Feltscher (rechts), hier im Luftduell mit Omar Marmoush
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Machte einen guten Eindruck auf seiner rechten Seite: Kickers-Neuzugang Rolf Feltscher (rechts), hier im Luftduell mit Omar Marmoush

Für die erste Überraschung des Abends sorgte Kickers-Coach Trares mit seiner Aufstellung. Im Kasten stand zum zweiten Mal in dieser Saison Hendrik Bonmann und nicht Fabian Giefer. "Wenn ein Spieler so oft verliert und so viele Tore kassiert, ist es einfach auch mal an der Zeit zu wechseln", begründete Trares den Torwarttausch.

Der Wechsel im Kickers-Kasten war auch so ein Zeichen für einen Neubeginn. Ein weiteres: der Platztausch von Sebastian Schuppan. Der Ex-Kapitän hatte seit seiner Ernennung zum Vorstand Sport die Spiele stets von der Tribüne aus verfolgt. Diesmal setzte er sich auf die Bank, nah bei der Mannschaft. Trainer Trares indes war an diesem Mittwochabend deutlich aktiver an der Seitenlinie als noch zuletzt, setzte sich kaum einmal auf seinen Stuhl am Spielfeldrand, sondern machte ordentlich Meter in seiner Coaching-Zone.

Woran es auch immer lag. Bei diesem von Trares bereits als Endspiel ausgerufenen Aufeinandertreffen klappte in der ersten Halbzeit bei den Kickers so manches, was in dieser Saison bislang so oft schief gegangen war.

Pieringer trifft vom Punkt

Nach acht Minuten des zögerlichen Abtastens, in denen man beiden Teams die Wichtigkeit dieser Partie deutlich anmerkte, hatte Kickers-Offensivakteur David Kopacz Pieringer mit einem feinen Pass in den Strafraum in Szene gesetzt. Der Kickers-Newcomer düpierte Gäste-Kapitän Marvin Knoll im Zweikampf und wurde deutlich gefoult: Elfmeter - die große Chance, in diesem so wichtigen Spiel früh die Weichen zu stellen. Und Pieringer zeigte bei seinem Zweitliga-Debüt gleich einmal, dass er über ein ausgeprägtes Selbstvertrauen verfügt. Der 21-Jährige, in dieser Saison in der Regionalliga Süd-West bei 14 Einsätzen mit zwölf Toren, schnappte sich gleich den Ball, verwandelte sicher und erzielte gleich im ersten Spiel für die Kickers seinen ersten Treffer (8.). "Genau solche Spieler, die unabhängig vom Alter voran gehen, brauchen wir jetzt", sagte der in der zweiten Spielhälfte eingewechselte Neu-Kollege Maierhofer.

Eine wichtige Führung, die den Kickers Sicherheit geben sollte. Tatsächlich hätte die Führung den Kickers kurz darauf auch wieder aus den Händen gleiten können. Doch als Daniel Kofi Kyereh sich im Kickers-Strafraum durchsetzte, machte Bonmann im Kickers-Kasten geschickt die kurze Ecke des Tores dicht und der Schuss prallte an den Pfosten (14.). Bei einem Kopfball von Igor Matonovic lenkte der Kickers-Schlussmann den Ball noch über den Kasten (25.). Der neue Mann im Kickers-Tor zeigte also durchaus seine Qualität.

Hägele verpasst das 2:0

Und nicht nur die Gäste hatten ihre Chancen. Daniel Hägele hätte in der 19. Minute den zweiten Kickers-Treffer erzielen müssen. Doch der Defensivmann war nach einer starken Feltscher-Flanke womöglich selbst überrascht, wie frei er im Fünf-Meter-Raum zum Abschluss kam und bugsierte das Spielgerät am Tor vorbei.

Trotzdem schien beim Seitenwechsel alles für die Kickers zu laufen. Nicht nur, weil die Rothosen zum ersten Mal unter Trares mit einer Führung in die Pause gingen, sondern weil die Hausherren da bereits einen Spieler mehr auf dem Feld hatten. Knoll hatte Dominic Baumann, der an der Mittellinie einen Fehlpass der Hamburger erlaufen hatte, mit einem Foul gestoppt und sah Gelb-Rot. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung von Schiedsrichter Michael Bacher.

Aber eine Hinausstellung, die sich im Nachhinein nicht als Vorteil für die Kickers erwies. Denn man merkte in den zweiten 45 Minuten eigentlich nie, dass die Kickers in Überzahl waren. Der Trares-Elf entglitt die  Spielkontrolle und in der 57. Minute rächte sich dies: Die Kickers verpassten mehrfach die Gelegenheit, den Ball zu klären und am Ende sprang das Spielgerät Rico Benatelli vor die Füße. Der Ex-Kickers-Akteur traf zum 1:1.

Trares versuchte nun vieles, brachte mit Hasek und Maierhofer auch die beiden weiteren Winter-Neuzugänge. Doch die Versuche wirkten fortan eher verzweifelt als strukturiert und das Remis war am Ende ein Rückschlag im Bemühen, den Anschluss an den Rest des Zweitliga-Feldes herzustellen. Maierhofer fand einen ihm eigenen Vergleich: "Ich komme ursprünglich aus der Gastronomie. Wir haben heute den Gegner wie ein Schnitzel weich geklopft und paniert. Am Ende haben wir das Schnitzel aber nicht ins heiße Fett gelegt." Von einem Endspiel wollte Trares nach der Begegnung dann auch gar nicht mehr sprechen: "Ich meinte damit, dass es ein wichtiges Spiel war. Bei einem Endspiel gibt es einen Sieger. Nun gab es ein Unentschieden. Es geht weiter."

 
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  • franzkleinhenz@web.de
    Es muß erstmal ein neues, größeres Stadion her, dann kann man auch endlich international spielen. Das zweitklassige gekicke ist doch doch eh unter aller Würde.
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  • diener
    Man muss keine Liga für die Kickers machen , sondern man muss zum richtigen Zeit die richtigen Leute mit der richtigen Einstellung haben.
    Ein bunt zusammengewürfelter Haufen hat und braucht seine Zeit um als Team und als
    Mannschaft zu funktionieren . Wenn aber jede Woche zwei Neue kommen und dann diese
    alles verändern sprich verbessern sollen , wird das nichts.
    Schade , alles positive von Jahren in einigen Monaten alles verspielt.
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  • euroknacki
    Warum nicht gleich könnte man fragen, die erste Welle der Neuverpflichtungen ein Sammelsurium von Ergänzungsspielern oder Ausgemusterten, die zweite Welle nicht viel
    besser und jetzt die dritte Welle, die man erstmals als echte Verstärkungen sehen kann!
    Bei soviel geballten Fussballverstand (Magath) ist es schon verwunderlich, erst jetzt das Richtige zu tun wenn der Zug vermutlich längst abgefahren ist!
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  • letsgo101
    Oh weh, wie soll das noch weitergehen ? Selbst eine Halbzeit in Überzahl konnten die Kickers nicht für sich nutzen. Dann kommt noch so etwas wie die Höchststrafe, ein ehemaliger Kickers-Spieler erzielt den Ausgleich in Unterzahl. Der Punkt nutzt den Kickers weniger als St. Pauli. Jetzt stellt sich dann auch die Frage, gegen wen die Kickers noch gewinnen wollen/können. In der Mannschaft fehlt die Frische vom Aufstiegsteam. Ab der 70. Minute wirkten die Würzburger Akteure einfach nur schlapp und kaputt. Im Gegensatz zur letzten Saison war kein Aktionismus bis zum Schlußpfiff erkennbar. So wie es sich darstellt ist die 2. Bundesliga nicht für die Kickers gemacht !
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