
Eigentlich war die Partie der FIT/One Würzburg Baskets gegen Alba Berlin für den 15. Dezember angesetzt. Weil dort die Würzburger tectake Arena durch ein Tischtennisspiel von Borussia Düsseldorf gegen den TSV Bad Königshofen blockiert war, wird die Partie des elften Spieltags nun an diesem Mittwoch um 20 Uhr nachgeholt.
Weltstar Timo Boll sollte im Dezember ein letztes Mal in Würzburg auftreten, der Geburtsstadt seines Freundes Dirk Nowitzki. Mehr als 3000 Zuschauende kamen zu diesem ungewöhnlichen Heimspiel der Düsseldorfer in Würzburg.
Brisant wird diese Posse, wenn man den Saisonverlauf der Berliner betrachtet. Die Albatrosse, damals reichlich geschwächt durch die Doppelbelastung mit der Euroleague, hatten in Vechta, zu Hause gegen Ludwigsburg und im Pokal in Bamberg verloren. Tabellarisch war Berlin, das in der Euroleague letztlich abgeschlagen Letzter wurde, auch in der Bundesliga in den Keller gerutscht. Mit drei Siegen und sechs Niederlagen stand der einstige Serienmeister (1997 bis 2003) auf einmal auf Rang 15 der Tabelle. Dazu fehlten mit Matt Thomas, Martin Hermannsson, und Justin Bean drei absolute Leistungsträger.
Calles folgte bei Alba auf Gonzalez
Dennoch dauerte es bis März, ehe sich der Verein von seinem spanischen Trainer Israel Gonzalez trennte. Unter dessen Nachfolger Pedro Calles, ebenfalls Spanier, feierten die Berliner zuletzt vier Siege in Serie. Nicht wenige Experten trauen den Berlinern im Saisonendspurt noch eine Aufholjagd zu, die bis auf Platz fünf oder sechs führen könnte. Mit mittlerweile 15 Erfolgen und 13 Niederlagen könnten die Berliner sich am Mittwoch nicht nur an den Würzburgern vorbeischieben, sondern nach Siegen auch mit den auf Rang vier liegenden Braunschweigern gleichziehen.
Die Vorzeichen haben sich also gewaltig gedreht seit der lange im Voraus geplanten Spielverlegung im Dezember. Aber natürlich hat auch diese Medaille zwei Seiten, wie Würzburgs Trainer Sasa Filipovski gerne zu sagen pflegt. Denn auch die Würzburger waren damals im Terminstress von Bundesliga und ChampionsLeague und konnten das freie Wochenende nutzen, um sich auf ihr damals entscheidendes letztes Gruppenspiel in der ersten Runde der ChampionsLeague vorzubereiten.
Würzburgs Trainer Filipovski kein Fan des Konjunktivs
Der 85:83-Erfolg bei KK Igokea sicherte den Baskets den Gruppensieg und die direkte Qualifikation für die zweite Gruppenphase ohne den Umweg über die kräftezehrenden Play-ins im Januar. Er ermöglichte die Basketball-Feiertage, die der Klub beispielsweise in Athen oder beim Heimspiel gegen den griechischen Traditionsklub feiern durfte.
Ob er lieber im Dezember gegen Alba Berlin gespielt hätte? "Das ist für mich eine hypothetische Frage. Damit beschäftige ich mich nicht", wiegelt Filipovski ganz klar ab. Konjunktive interessieren den Slowenen in den seltensten Fällen. "Unser Job ist es, bereit zu sein für das nächste Spiel", sagt er.
Dabei hilft es sicherlich, dass die Lockerheit im Team zurück ist. Bei der Trainingseinheit am Dienstag gab es ein Trötenkonzert zu Ehren von Co-Trainer Marcin Wit, der seinen 30. Geburtstag feierte. Auch das klassische "Happy Birthday" durfte nicht fehlen. Der Pole bekam vom Team ein Kuscheltier und eine blonde Perücke, die er, ginge es nach den Spielern, wohl sogar beim Spiel tragen sollte.
Hinspielsieg im Hinterkopf
Zuvor hatte Filipovski sein Team wieder sehr ausführlich auf den kommenden Gegner vorbereitet, der dieses Mal weniger Vorbereitungszeit hat. Die Albatrosse spielten erst am Sonntag um 18 Uhr gegen Frankfurt, setzten sich mit 89:68 aber deutlich durch. Viele Experten sprechen beim vom spanischen Basketball abgekupferten Alba-Stil von einer freien Offense ohne viele Regeln, auf die man sich nur schwer vorbereiten könne.
"Das stimmt so nicht", meint Filipovski. Auch Alba habe Spielsysteme fürs Post-Up, für ihre Schützen wie Matt Thomas oder für ihre Pick-and-Roll-Spieler. Entscheidend sei gegen Berlin aber etwas anderes, weiß Filipovski: "Wir müssen es schaffen, ihr Tempo mitzugehen. Sie laufen unwahrscheinlich viel. Es ist also eine Frage der Energie." Fraglich ist dabei, ob Owen Klassen am Mittwoch mithelfen kann. Den Kanadier hatten zuletzt Knie-Probleme geplagt, auch am Dienstag pausierte er mit dem Training, allerdings offiziell wegen Oberschenkelproblemen.
Natürlich weiß Filipovski auch, wie das Hinspiel endete. Dank 39 Punkten von Jhivvan Jackson gewannen die Würzburger mit 84:80 in Berlin. Den direkten Vergleich hat er im Kopf, will sich aber frühestens in der letzten Minute damit beschäftigen, "weil wir das Spiel lieber gewinnen wollen", sagt der 50-Jährige.