
Im Basketball machen oft Kleinigkeiten den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage. Der 86:78-Erfolg der FIT/One Würzburg Baskets mag auf dem Papier recht komfortabel erscheinen. Andererseits waren die Niedersachsen eine Minute und sechs Sekunden vor Schluss auf drei Punkte herangerückt. Denkt man an den Spielverlauf zurück, hätte es zu diesem Zeitpunkt auch unentschieden stehen können, beispielsweise wenn der gut verteidigte Dreier von Mike Lewis II mit Ablauf des ersten Viertels zum 23:24 aus Würzburger Sicht daneben gegangen wäre.
Die zwei Dreipunktewürfe im Schnellangriff, die Zac Seljaas und Jhivvan Jackson verwandelten, sind nur zwei weitere Beispiele für Kleinigkeiten, die auch anders hätten laufen können. Aber all das ist Konjunktiv, weil Lewis II seit Wochen immer die wichtigen Würfe trifft und Jackson und Seljaas ohnehin schon bewiesen haben, dass sie die abgezockten Anführer der diesjährigen Version der Würzburg Baskets sind.
Vechta konnte Jackson nicht stoppen
Mit einem Sprungwurf aus der Halbdistanz, es waren seine Punkte 26 und 27, machte Jackson den Sieg klar und untermauerte erneut seine Ambitionen, mindestens den Titel als bester Offensivspieler am Saisonende zu bekommen. Ob nach Otis Livingston II abermals ein wertvollster Spieler (MVP) aus der Domstadt kommen könnte, müssen die nächsten Partien zeigen. Noch bis 1. Mai dürfen die Coaches, Kapitäne und ausgewählte Journalisten abstimmen. „Was wir im großen Ganzen nicht kontrollieren konnten, war Jhivvan Jackson mit seiner Scoring-Qualität. Er hat heute den Ausschlag gegeben“, kommentierte Vechtas Trainer Martin Schiller die Leistung des Puerto-Ricaners.
Gegen Vechta reichte den Würzburgern eine mittelmäßige Leistung zum 15. Saisonerfolg. Eine Brandrede von Trainer Sasa Filipovski hatte die Mannschaft aufgeweckt und zu einem 16:0-Lauf im zweiten Viertel inspiriert. „Wir sind nicht so ins Spiel gestartet, wie wir uns das vorgenommen haben“, erklärte Filipovski seine zweite Auszeit. Dass sein Team auf seine Ansagen reagierte, freute ihn: „Sie sind gute Charaktere, die auf ihren Coach hören. Weil wir zuletzt einige Spiele gewonnen haben, dachten sie, dass sie es auch auf ihre Art probieren können.“ Insgesamt machte die etwas bessere Dreierquote und die geringere Anzahl an Ballverlusten vor 3140 Zuschauerinnen und Zuschauern, darunter auch eine deutlich hörbare Gruppe aus Würzburg, im ausverkauften Rasta-Dome den Unterschied.
Mehr Training, weniger Flughafen
Die Arbeit von Sasa Filipovski und seinem Team ist ein Grund für den Aufschwung der letzten Wochen. Nach sieben Niederlagen aus neun Spielen haben die Baskets vier ihrer letzten fünf BBL-Spiele gewonnen. Dem Slowenen ist es gelungen, dem Team die zwischenzeitlich verlorene Leichtigkeit zurückzugeben. Dazu kommt, „dass die Mannschaft wieder mehr Zeit in der Halle verbringen kann und weniger an Flughäfen herumsitzt“, wie Filipovski es zuletzt formulierte. Die Zeit der Doppelbelastung ist nach dem Ausscheiden aus der Champions-League vorbei.
Das hat dazu geführt, dass die Mannschaft wieder zu einer Einheit geworden ist, was durch verschiedene Beispiele belegbar ist. Auf dem Feld ist das Zusammenspiel deutlich verbessert. Das äußert sich, wie gegen Vechta nicht immer durch eine hohe Anzahl an Vorlagen, weil die Niedersachsen bei Blocks immer einfach die Gegenspieler tauschten, suchten die Baskets sich den schwächsten Verteidiger und Jackson regelte den Rest.
Das Miteinander ist gestärkt
Aber beim Heimerfolg gegen Ulm, als die Schwaben sich mehr darauf konzentrierten, Jackson zu stoppen, waren es 17 direkte Korbvorlagen, vier mehr als der Meisterschaftsanwärter. Dazu erzielten sieben Baskets-Spieler neun oder mehr Punkte. Diese Variabilität, die der dieses Jahr etwas tiefer besetzte Kader ermöglicht, könnte im Saisonendspurt noch zu einem gewichtigen Vorteil werden.
Auch das Miteinander sei besser geworden, erklärt Filipovski. Es habe noch einmal Klick gemacht in der Mannschaft. Am Samstag nach dem Spiel schwärmte Davion Mintz von Kapitän Zac Seljaas, der sich postwendend per Instagram-Story bedankte.
Alba Berlin kommt am Mittwoch nach Würzburg
Fünf Spiele in 18 Tagen warten nun auf die Baskets. Schon am Mittwoch steht für die Würzburger das nächste Spiel gegen Alba Berlin an. „Es wird darum gehen, ob wir ausreichend Energie haben“, meint Filipovski. Und wenn die Energie (und die Zeit für die Vorbereitung auf den kommenden Gegner) fehlt, macht sich das zuerst bei den Kleinigkeiten bemerkbar. Wie wichtig diese sind, hat der Erfolg in Vechta gezeigt.
Basketball: Bundesliga, Männer
Rasta Vechta – FIT/One Würzburg Baskets 78:86 (24:23, 14:20, 22:17, 18:26)
Vechta: Randolph 21, Grünloh 20, Campbell 13 (9 Assists), Cozart 8, Ferner 6, Aminu 3, Gardner 3, Pandi 3, Bothwell 1, van Slooten (nicht eingesetzt).
Würzburg: Jackson 27, Lewis 14, Mintz 12, Seljaas 11, Klassen 7, Wank 7, Bleck 2, Dawkins 2, Kone 2, Steinbach 2.
Schiedsrichter: Zulfikar Oruzgani, Carsten Straube, Andreas Bohn. Rebounds: 40 – 36. Vorlagen: 14 – 11. Ballverluste: 19 – 14. Treffer aus dem Feld: 24/58 (41%) – 29/65 (45%). Dreier: 7/21 (33%) – 10/23 (44%). Freiwürfe: 23/31 (74%) – 18/25 (72%). Zuschauende: 3140.