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HANDBALL: 2. BUNDESLIGA
Mutlos, zahnlos, chancenlos: Wölfe Würzburg kassieren höchste Derby-Niederlage gegen den HSC 2000 Coburg
Es wird Zeit, dass diese Saison zu Ende geht. Der bereits als Absteiger feststehende Zweitligist lässt beim 24:33 gegen seinen Lieblinsgrivalen recht früh fast alles vermissen.
Wenn Gesichter Bände sprechen: Patrick Schmidt, Linus Dürr und Benedikt Hack von den Wölfen Würzburg während des Derbys gegen HSC 2000 Coburg.
Foto: Heiko Becker | Wenn Gesichter Bände sprechen: Patrick Schmidt, Linus Dürr und Benedikt Hack von den Wölfen Würzburg während des Derbys gegen HSC 2000 Coburg.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:02 Uhr

Mehr als eine Dekade lang war das Handball-Derby zwischen den Wölfen Würzburg und dem HSC 2000 Coburg für beide Mannschaften ein Höhepunkt in den Saisonkalendern der Dritten und Zweiten Liga. Zur 18. Auflage des Duells zogen am Samstagabend rund 150 meist schwarz-gelb gewandete Fans, die mit dem Zug aus Ober- nach Unterfranken angereist waren, in die tectake Arena in Würzburg ein. Kaum hatten die ersten von ihnen die Straßenbahn verlassen, stimmten sie an: "Dritte Liga – Würzburg ist dabei."

Mit Trommeln und Tröten sorgten sie schon eine Stunde vor dem Anpfiff für Stimmung in der Halle. Auch ihnen war es zu verdanken, dass das (vorerst) finale Aufeinandertreffen vor gut 800 Zuschauenden noch mal eine würdige Atmosphäre entwickelte. Sportlich freilich waren die Wölfe in ihrem vorletzten Heimspiel so mut-, so zahn- und letztlich so chancenlos wie noch nie in diesem fränkischen Vergleich und kassierten beim 24:33 (11:17) die bisher höchste Derby-Niederlage.

"Natürlich tut sie weh", sagte Benedikt Brielmeier kurz vor seinem Karriereende, "aber man hat auch heute wieder gesehen, warum wir da stehen, wo wir stehen."

 Thomann findet Körpersprache und Rückzug "nicht eines Derbys würdig"

Sein Trainer Julian Thomann, der nach dem Abpfiff konsterniert auf den von seinem Assistenten Josef Schömig ausgefüllten Statistikbogen starrte, antwortete auf die Frage, welche Zahlen in am meisten erschreckten: "Körpersprache und Rückzug. Beides entspricht nicht unserer Mannschaft und war auch nicht eines Derbys würdig." Der 31-Jährige räumte ein: "Natürlich kommt das durch den Mut, den wir verlieren, weil wir so unfassbar viel verwerfen."

Die Coburger unter ihrem reaktivierten Trainer Jan Gorr, der nach der Trennung von Brian Ankersen Ende März interimsweise wieder an die Seitenlinie zurückgekehrt und nach wie vor auch Geschäftsführer ist, stellten eine gute Abwehr. Und hatten in Schlussmann Jan Jochens zudem einen sehr guten Rückhalt.

Coburgs Coach Gorr: "Die ersten 25 Minuten waren ganz, ganz hart"

Neun Würfe der Wölfe hatte er nach 18 Minuten schon pariert, als Thomann erstmals zum Rapport bat. Nachdem seine Mannschaft zuvor dank zunächst phasenweise verbesserter Defensive und vorne mit viel Mühe beim 5:5 (14.) erstmals ausgeglichen hatte, war sie auch aufgrund zweier Tore des früheren Rimparer Kreisläufers Jan Schäffer schnell wieder mit (5:8, 18.) ins Hintertreffen geraten und beim 8:10 (24.) letztmals auf Tuchfühlung.

"Das Ergebnis am Ende täuscht über einiges hinweg", meinte Gorr später. "Die ersten 25 Minuten waren ganz, ganz hart."

Zwei Auszeiten bringen keine Besserung bei den Wölfen

Thomann indes hatte bereits kurz nach seiner ersten Auszeit erneut Gesprächsbedarf. Nach drei Tempogegenstößen des HSC, dem haarsträubende Fehlpässe und sonstige Aussetzer im Angriff vorangegangen waren – unter anderem klaute Ex-Wolf Felix Jaeger Julius Rose im Spielaufbau einen Ball direkt aus der Hand –, lag sein Team da schon mit 8:14 (26.) zurück, nach einem 0:6-Lauf sogar mit 8:16 (27.). "Sehr, sehr cool" habe sein Team den Vorsprung auf- und nach der Pause ausgebaut", lobte Gorr.

Die Grün-Weißen schlossen in der ersten Halbzeit nur elf ihrer 24 Wurfversuche erfolgreich ab: eine schwache Quote von 46 Prozent. Selbst Leistungsträger wie Patrick Schmidt (0 Feldtore aus 5 Versuchen) oder Steffen Kaufmann (1 aus 5) waren Schatten ihrer selbst. Auch das Torwartduell gewann Coburg klar, bis Ende mit 17:5 Paraden (Quote: 41:15 Prozent).  

Zehn-Tore-Rückstand nach der Pause

Nach der Pause brachen die Gastgeber mehr und mehr auseinander. Nach 38 Minuten betrug ihr Rückstand erstmals zehn Treffer (14:24). Dass der für Andreas Wieser eingewechselte Jonas Maier zwei Siebenmeter von HSC-Toptorschütze Florian Billek "killte", war da nur eine nette Randnotiz – zumal es seine einzigen Paraden blieben, bevor er später wieder Wieser weichen musste. Näher als auf acht Tore kamen die Wölfe nicht mehr heran. 

Beim Stand von 20:30 skandierten die Gäste-Fans wieder: "Dritte Liga, Würzburg ist dabei". Ein Coburger fühlt mit seinem Ex-Klub: "Mir blutet das Herz, dass die Wölfe absteigen", sagte Schäffer, der seinen Vertrag beim HSC um zwei Jahre verlängert hat.

Die Statistik des Spiels

Handball, Zweite Bundesliga, Männer:
Wölfe Würzburg – HSC 2000 Coburg 24:33 (11:17)
Würzburg: Maier (31.-49., 2/2 Paraden), Wieser (1.-30., 50.-60., 4/1 P.) – Krenz, Schömig 2, Böhm 3, Karle, Neagu 1, Schmidt 2/2, Kaufmann 1, Dürr 1, Hack, Geis 2, Brielmeier 2, Rose 2, Seidler 6, Franke 2.
Coburg: Van der Merwe (n.e.), Jochens (1.-50., 14 P.), Apfel (51.-60., 3 P.) –, Runarsson 1, M. Jaeger 5, Dettenthaler 1, Bis 2, Fuß 1, Ossowski, Billek 5, Herzig 7, Krone 1, Knauer 2, Schäffer 3, F. Jaeger 2, Schröder 3. 
Spielfilm: 1:3 (5.), 5:5 (14.), 5:9 (20.), 8:10 (24.), 8:16 (27.), 11:17 (HZ), 14:24 (38.), 17:25 (46.), 24:33 (Endstand).
Siebenmeter: 3/2 : 3/0.
Zeitstrafen: 3:2.
Schiedsrichter: Kauth/Kolb (Taufkirchen/Augsburg).
Zuschauende: 804.
NG
 
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