
Als der seit Freitagabend, 12. Mai, feststehende Abstieg der Wölfe Würzburg im Frühjahr absehbar war, reagierte ihr Sportlicher Leiter und designierter Trainer Johannes Heufelder auf die Frage, ob der direkte Wiederaufstieg dann sein Ziel sei, mit einem Lachen. Er beantwortete sie nur indirekt. Die Zweite Handball-Bundesliga (HBL) sei jedenfalls die Liga, "wo wir hingehören", sagte Heufelder. Und: Die Mannschaft, die er zusammenstelle, müsse am Ende "die Qualität eines Zweitliga-Kaders haben" und "in der Lage sein, das Niveau im Vergleich zu dieser Saison zu heben".
Heufelder hat inzwischen das Gros seines künftigen Drittliga-Kaders zusammengepuzzelt. Einzelne wichtige Teile, vor allem im Rückraum und der Abwehr, fehlen noch, doch ergeben die bisher bekannten Personalien für 2023/24 das Bild einer jungen Mannschaft (aktueller Durchschnitt: 22,4 Jahre) mit einigen neuen Gesichtern neben bekannten Identifikationsfiguren wie Dominik Schömig und Felix Karle.

Die Verpflichtungen kommen teils aus renommierten Talentschmieden und verfügen zumeist über Drittliga-Erfahrung, vereinzelt auch über Zweitliga-Einsätze. Ob und wie schnell sie Zweitliga-Niveau entwickeln, ob und wie sie als Kollektiv funktionieren und harmonieren, liegt in Heufelders Händen.
Geschäftsführer Roland Sauer scheint vom Konzept seines Hoffnungsträgers überzeugt zu sein. Und vielleicht gelingt dem 30-Jährigen, der viel Verantwortung mit seiner Doppelrolle übernommen hat, ja tatsächlich eine Überraschung. Dem nach den Abstiegen von Drittligist DJK Waldbüttelbrunn und Bayernligist HSC Bad Neustadt sowie dem Rückzug des TSV Rödelsee darbenden Handball in der Region wäre es zu wünschen.
Eine Herkulesaufgabe für die Wölfe Würzburg
Realistisch betrachtet dürfte der Wiederaufstieg freilich zur Herkulesaufgabe werden. Denn eine wesentliche Größe, die Voraussetzung für potenziellen und vor allem längerfristigen Erfolg im Profisport schafft, ist Geld. Dieses Geld einzutreiben gelang offenbar vielen konkurrierenden Vereinen in den vergangenen Jahren besser als den Wölfen. Laut HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann wird der Durchschnittsetat eines Klubs im Unterhaus in der kommenden Saison zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro liegen.
Davon dürften die Wölfe noch weiter entfernt sein, als sie es vom Klassenerhalt waren. Auch als Ausbildungsklub werden sie nur dann dauerhaft ihre Existenz sichern und den Anschluss an die Zweitligisten halbwegs wiederherstellen können, wenn sie deutlich mehr Geld verdienen. Nur dann können sie sich auch strukturell professionalisieren – ein Ziel seit dem Zweitliga-Aufstieg 2013.
Gelingt ihnen das nicht, steht weit mehr auf dem Spiel als nur der erhoffte Wiederaufstieg.