Ein Dienstagabend im Herbst, 19 Uhr, Training auf dem Fußballplatz des Kreisligisten ETSV Würzburg. Während die Spieler nach und nach aus der Kabine trotten, hat ein Vereinsmitarbeiter schon längst am Schalter gedreht, um das Flutlicht in Gang zu setzen. Denn es dauert ein Weilchen, bis die starken Strahler ihr Licht auf den Platz schicken. Und auch gut eineinhalb Stunden später, als das Training schon längst beendet ist, beleuchten die Scheinwerfer noch minutenlang das Gelände, bevor auch das letzte Flackern erloschen ist.
So war es zumindest lange Zeit am ETSV-Sportplatz an der Mergentheimer Straße. Seit ein paar Monaten geht das mit dem Licht schneller: Direkt nach dem Anschalten wird es hell, ebenso schnell geht das Licht auch wieder aus, wenn der Schalter bedient wird - quasi mit Lichtgeschwindigkeit. Denn der ETSV hat sein Flutlicht umgestellt. Von Halogen auf LED.
Knapp 70 Kilometer in Richtung Nordosten ist es zur gleichen Zeit das gleiche Spiel. Auch der TV Haßfurt aus der Kreisliga Schweinfurt 2 nutzt die LED-Technik, um seinen Sportplatz zu beleuchten. Die "Turner" haben ihr Flutlicht bereits 2019 umgestellt.
Warum haben sich der ETSV Würzburg und der TV Haßfurt dazu entschlossen, ihr Flutlicht auf LED-Technik umzustellen?
Günter Hampel, seit 2017 Hauptkassier beim ETSV Würzburg, ärgerte sich über die lange An- und Abschaltphase der Flutlichter. „Das ist unsinnig, verbraucht unnütz Strom und damit Geld.“ Auch oder gerade deshalb hat sich der Verein dazu entschlossen, das alte Flutlicht gegen eine moderne LED-Anlage auszutauschen. Die spart eine Menge Energie und dadurch auch Kosten.
Sylvio Schubert, Doktor der Physik und Lichttechnik-Experte des Königsberger Leuchtenherstellers Regiolux, stimmt Hampel zu: "Flutlicht-LEDs produzieren bei gleicher elektrischer Leistung bis zu sechsmal so viel Licht wie beispielsweise Halogenlampen. Ich kann also mit einem Sechstel des Energieverbrauchs das gleiche Licht erzeugen." Und damit bares Geld sparen.
"Die LED-Technik macht aus einem sehr kleinen Punkt viel Licht", weiß Schubert. Dieser Lichtpunkt lasse sich durch spezielle Linsen zielgenau ausrichten. "Die Vereine wollen ja ihren Fußballplatz ausleuchten und nicht den Parkplatz nebenan oder den Himmel darüber." Er selbst wohne etwa vier Kilometer vom Schweinfurter Sachs-Stadion entfernt, sehe aber bei Heimspielen des FC 05 dessen Flutlicht. "Weil das Licht auch nach oben strahlt. Das ist im Grunde Energieverschwendung pur."
Diese Verschwendung wollte man auch in Haßfurt beenden. Seit Oktober 2019 nutzt der TV Haßfurt die LED-Technik für seinen Sportplatz, auf dem sowohl die Fußballer als auch die Korbballerinnen trainieren. "Wir haben uns zum Umstieg entschieden, weil wir mit unserer alten Anlage eine schlechte Lichtausbeute hatten", erklärt Gerd Wolf, Sportvorstand des Turnvereins.
Was sind die Vorteile der LED-Technik gegenüber herkömmlichen Halogenstrahlern?
Rechnet man die erwähnte "Zielgenauigkeit" auch noch in die Effizienz mit ein, "brauche ich letztlich nur ein Zehntel der bisherigen Energie, um meinen Sportplatz genauso hell zu bekommen", erklärt Schubert. Außerdem: "Eine LED bleibt wesentlich kühler", weiß der Physiker. Während die herkömmlichen Halogenscheinwerfer die verwendete Energie in nur zehn Prozent Licht, aber in 90 Prozent Wärme umwandeln, liege das Licht bei LEDs in etwa mit 65:35 Prozent in Führung – dank der rasanten Entwicklung Tendenz steigend.
LED-Flutlichter lassen sich im Gegensatz zu Halogenstrahlern sogar dimmen, die Leuchtkraft kann also mit zunehmender Dunkelheit erhöht werden. "Ich brauche nur das Licht bereitstellen, das auch tatsächlich benötigt wird und kann hier ein weiteres Mal Energie und damit Geld sparen", macht Schubert deutlich.
Und sie leuchten auf Knopfdruck. Die Zeiten, in denen vor und nach dem Sportbetrieb noch gleißendes Licht den Sportplatz und die Umgebung überflutet, sind damit vorbei.
Eine LED hält zudem bis zu 50.000 Stunden und damit wesentlich länger als andere Lichtquellen, die auch viel Wärme produzieren, also einer höheren thermischen Belastung ausgesetzt sind. Bei einem theoretischen Betrieb von drei Stunden täglich könne man – so Schubert – von einer Lebensdauer der LED bis zu 45 Jahren ausgehen. "In dieser Zeit muss eine herkömmliche Stadion-Beleuchtung bestimmt zehnmal gewechselt werden", glaubt der Lichttechnik-Experte. Und ist überzeugt: "Ein Wechsel auf LED-Flutlicht lohnt sich in jedem Fall."
Wie groß ist der Aufwand, wie hoch sind die Kosten?
All diese Dinge – vor allem der finanzielle Aspekt – waren für den ETSV Würzburg ausschlaggebend für den Umstieg auf LED, erklärt Hampel.
Vor eineinhalb Jahren habe die Vereinsführung schließlich seinen Plänen zugestimmt. "Die Kollegen haben gefragt, ob wir das bezahlen können. Ich habe genickt und damit war es beschlossen", hatte der ETSV-Kassier es offenbar nicht schwer, die Vereinsführung zu überzeugen. "Von der Planung bis zur Fertigstellung hat es zwar seine Zeit gedauert, mittlerweile aber leuchtet es."
Für den Umstieg gibt es massive Zuschüsse, die sind wie auch bei Kunstrasenplätzen dreigeteilt. Die jeweilige Kommune (30 Prozent), der BLSV (20) und das Umweltministerium (35) steuern in der Regel eine Förderung bei. Ohne diese Zuschüsse könnten kleinere Vereine diese Investitionen kaum stemmen. „Die Gesamtkosten belaufen sich bei uns auf 29.000 Euro“, nennt Hampel einen stattlichen Preis für die an den vier Masten ausgetauschten Leuchtmittel. Die Kosten hätten sich durch die Zuschüsse für den Verein auf ungefähr 4.500 Euro reduziert.
Der Würzburger ist überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben: "Allein die Stromkosten beim Flutlicht können wir damit auf 40 bis 50 Prozent runterfahren, auch dadurch, dass wir die Strahler drosseln können. Wir nutzen im Trainingsbetrieb nur rund 80 Prozent der eigentlichen Leistung". Das schnelle Ein- und Abschalten der Lampen – auch per App über das Smartphone steuerbar – tue sein übriges. Statt 1.200 Euro wie bisher muss der Verein nun also voraussichtlich nur noch 500 Euro an jährlichen Stromkosten fürs Flutlicht ans Energieunternehmen überweisen. Die Investition würde sich somit relativ rasch amortisieren.
Wie sind die Erfahrungen seit der Umstellung auf die LED-Technik?
Die Anlage des ETSV Würzburg an der Mergentheimer Straße existiert seit Mai. Flutlichtspiele hat es bis zum Spätsommer zwar nicht gegeben, im fast täglichen Trainingsbetrieb habe man laut Hampel aber „hervorragende“ Erfahrungen gemacht.
Dass der Umstieg der richtige Schritt war, davon ist auch Gerd Wolf vom TV Haßfurt überzeugt: "Wir können die Plätze jetzt gezielter beleuchten, brauchen nicht immer die gesamte Anlage einzuschalten". Wolf kann das Umstellen der Flutlichtanlage auf LED "auf jeden Fall empfehlen. Es ist deutlich besser als vorher, das kann man überhaupt nicht mehr vergleichen". Denn auch beim TV Haßfurt heißt es seitdem: Trainingsschluss, Licht aus!
Was ist "LED"?
Serie: Fußball im Wandel
Demographische Veränderungen, Klimawandel, Energiekrise, Corona, Digitalisierung oder neues Freizeitverhalten der Menschen: Die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen in einer digitalisierten Welt betreffen auch den Fußball. Die Veränderungen beleuchtet diese Redaktion in der Serie „Fußball im Wandel“, die in loser Folge erscheint. Alle bislang veröffentlichten Beiträge finden Sie unter: www.mainpost.de/dossier/fussball-im-wandel/