Im vergangenen Mai hat der TSV Bad Königshofen seine in die Jahre gekommene Flutlichtanlage auf dem Nebenplatz erneuern und auf LED umrüsten lassen. Auch wenn sie seither nicht so oft in Betrieb war wie erhofft, kann Vorsitzender Thorsten Eckart doch sagen: "Es ist zum einen viel heller auf dem Platz und zum anderen werden die Spieler nicht mehr geblendet."
Das Spielfeld wird gleichmäßig beleuchtet
Was daran liegt, dass das Kunstlicht nicht mehr von in 45-Grad-Winkeln ausgerichteten Quecksilberdampf-Lampen erzeugt wird. Stattdessen sind an jedem der vier Masten mehrere LED-Streifen angebracht, die dafür sorgen, dass das Spielfeld gleichmäßig beleuchtet wird. Und zwar mit 75 Lux. Einer Beleuchtungsstärke, die auch Abend-Punktspiele auf dem Trainingsplatz zulassen würde.
Der TSV Bad Königshofen hatte eine Firma aus der Oberpfalz mit der Installation seiner Flutlichtanlage beauftragt. Auf sie war der Verein über einen Flyer des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) aufmerksam geworden. Ein Mitarbeiter war vor Ort und richtete die Anlage ein. Beleuchtet wird der Platz und ein knapp drei Meter breiter Streifen um ihn herum, sagt Eckart. Die Farbtemperatur beträgt 5000 Kelvin.
Kostenersparnis lässt sich noch nicht beziffern
Der Betrieb der erneuerten Anlage erfordert deutlich weniger Strom als zuvor, was neben der Umwelt auch dem Verein zugutekommt. Wie hoch genau der Betrag ist, den der TSV an Stromkosten spart, lässt sich noch nicht genau beziffern, sagt Eckart. Weil das Flutlicht in Corona-Lockdown-Zeiten deutlich seltener in Betrieb ist als normalerweise im Herbst oder Frühjahr, fehle die Vergleichbarkeit.
Bezahlt hat der Klub die Umrüstung zu knapp 80 Prozent aus Fördermitteln. Im konkreten Fall in Bad Königshofen kamen 45 Prozent des Betrags vom Freistaat Bayern, 25 Prozent aus der "Nationalen Klimaschutzinitiative" des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie circa 2000 Euro von der Stadt Bad Königshofen, was laut Eckart ungefähr einem Anteil von acht Prozent der Kosten entsprochen hat.
50 Prozent Energie muss eingespart werden
Das Sonderprogramm des Freistaats zum Sportstättenbau sollte ursprünglich zum 31. Dezember 2020 auslaufen. Es wurde jedoch für das Jahr 2021 verlängert, weiß Klaus Greier, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) in Rhön-Grabfeld. Mit dem Programm lässt sich eine Förderquote von maximal 55 Prozent erzielen. Die Höhe ist abhängig von der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinde, der ein Verein zugehörig ist.
Vom Bund kommen bis zu 35 Prozent Förderung. "Wenn eine Energie-Einsparung von mehr als 50 Prozent nachgewiesen werden kann", nennt Greier die Voraussetzung. Womit Vereine mit der Umrüstung der Flutlichtanlagen auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.
Neben dem TSV Hollstadt, dessen Co-Vorsitzender Greier ist, haben im Landkreis Rhön-Grabfeld beispielsweise auch der VfL Sportfreunde Bad Neustadt, der SV Rödelmaier, der TSV Großbardorf oder die DJK Weisbach Förderanträge gestellt. "Ich glaube, bayernweit sind im Moment drei Viertel aller Maßnahmen im geförderten Sportstättenbau Umrüstungen auf LED-Flutlichtanlagen", sagt Klaus Greier.
Kritik: "Umrüstung nicht automatisch Verbesserung"
Kritik an den Förderrichtlinien des BMU äußert Sabine Frank. "Wenn man nur auf die Energie schaut, dann hat man Einsparungen", sagt sie. Eine Kopplung der Förderung des Bundes an die Themen Artenschutz und Lichtverschmutzung - und dessen Beitrag beispielsweise zum Insektensterben - gibt es dagegen nicht, bemängelt Frank. "Zu den schädlichen Umwelteinflüssen zählt auch Licht", sagt die im Landratsamt Fulda angesiedelte Sternenpark-Koordinatorin im Biosphärenreservat Rhön. Die Umrüstung auf LED alleine bringe "nicht automatisch eine Verbesserung."
Die Auswirkungen von Flutlichtanlagen auf die Tier- und Pflanzenwelt seien durchaus massiv, sagt Frank: "Neben Insekten und Vögeln werden auch die streng geschützten Fledermäuse zu kräftezehrenden Verhaltensänderungen gezwungen. Bei Lage des Sportplatzes in Gewässernähe in den Auen sind zudem Wassertiere und Amphibien besonders betroffen."
Ein Ärgernis sind ihr Firmen, die mit Hinweis auf die Fördermittel des Bundes auf Vereine der Region aktiv zugehen und Komplettlösungen anbieten. Sie hat ein an einen kleinen Klub im hessischen Teil des Biosphärenreservats gerichtetes Angebot gesehen, das bei der Beleuchtungsstärke weit über die nötigen Anforderungen hinaus gegangen war. "Es kann nicht sein, dass Steuermittel dazu verwendet werden, um eine Verschlechterung zu erzielen, weil mehr Licht erzeugt wird", sagt Frank. "Menschen, die in der Nähe von Sportplätzen leben, können ihr Rollo schließen und das Licht ausblenden", ergänzt sie, "Tiere können das nicht."
Kernpunkte: Farbtemperatur, Lichtmenge und -lenkung
Das Biosphärenreservat Rhön hat deshalb für Kommunen und Betreiber von Sportstätten eine Planungshilfe erarbeitet mit dem Titel: "Umweltverträgliche Außenbeleuchtung an Sportstätten". Kernpunkte darin sind Hinweise zur Lichtlenkung, zur Farbtemperatur und zur Lichtmenge.
So soll bei Flutlichtanlagen Streulicht über die benötigte Fläche hinaus vermieden werden, was sich mit asymmetrischen Planflächenstrahlern ohne rückwärtige Abstrahlung erreichen lasse. Bei der Farbtemperatur soll der Blauanteil gering sein und sich zwischen 3000 und maximal 4000 Kelvin bewegen. Und in Sachen Beleuchtungsstärke reichten 75 Lux für den einfachen Trainings- und Spielbetrieb. Sofern die Umrüstung auf LED-Flutlichtanlagen gut gemacht ist, lohnt sie sich, sagt Sabine Frank. "Falls nicht, kann man sie auch lassen."