Männer sind anders, Frauen auch - ein hübscher Kalauer. Fakten indes: Frauen sind im Schnitt kleiner und leichter als Männer, haben einen höheren Anteil an Fettgewebe und weniger Muskelmasse. Der Stoffwechsel ist bei beiden Geschlechtern ebenfalls unterschiedlich. Im Leistungssport erreichen Männer durchschnittlich zehn bis 20 Prozent mehr körperliche Leistungsfähigkeit. Ungerecht? Nicht wirklich, da in den meisten Disziplinen Männer nicht direkt gegen Frauen antreten.
Reduzierte Maße bei Spielfeldern und Sportgeräten sollen die körperlichen "Defizite" von Frauen korrigieren, auch, um weiblichen Wettkämpfen eine vergleichbare Attraktivität zu vermitteln. Das geht nicht immer auf. Fünf Sportarten, die, anders als beispielsweise der Fußball, wo Frauen und Männer auf gleich großen Spielfeldern auf gleich große Tore mit gleich großen Bällen spielen, um Gendergerechtigkeit bemüht sind - und was Expertinnen dazu sagen:
1. Basketball
Unterschiede und Auswirkung: Das Regelwerk ermöglicht Frauen mit kleineren (72,4 -73,7 Zentimeter statt 74,9 - 78,0 bei den Männern) und leichteren Bällen (510 - 567 Gramm gegenüber 567 - 650) ein vergleichbares Dribbling und Passspiel - trotz gemeinhin kleinerer Hände. Aber: Die Korbhöhe ist für beide Geschlechter mit 305 Zentimetern identisch, ebenso der Durchmesser des Korbes. Das erschwert den Frauen Korberfolge. Durchschnittlich weniger Punkte pro Spiel lassen ein Frauen-Spiel weniger attraktiv erscheinen. Und: Spektakuläre Dunkings fehlen.
Die Meinung: "Die kleineren und leichteren Bälle machen keinen großen Unterschied", sagt Bärbel Gunreben, Sportreferentin des Unterfränkischen Basketballverbands. Die Einführung habe nicht den erwünschten Erfolg gehabt, nämlich mehr Punkte insgesamt und mehr Dreier insbesondere. Dass bei Frauen-Spielen "meist weniger Körbe gezählt werden, liegt daran, dass die Spielweise weniger auf Physis ausgerichtet ist" - indirekt damit auch an der Korbhöhe. Der Attraktivität tue das zumindest bei Gunrebens Heimatverein SG Oerlenbach/Ebenhausen, wo die 42-Jährige bis vor drei Jahren Trainerin und Spielerin war, keinen Abbruch: Zu den Frauen kämen mehr Fans als zu den Männern.
2. Volleyball
Unterschiede und Auswirkung: Während Ballumfang (66 - 68 Zentimeter) und -gewicht (260 - 280 Gramm) identisch sind, gibt es unterschiedliche Netzhöhen für Frauen (224 Zentimeter) und Männer (243 Zentimeter). Das ermöglicht den durchschnittlich kleineren Frauen, in gleichem Maß beim Schmettern und Blocken oberhalb der Netzkante zu agieren. Damit wird ein für die Zuschauer vergleichbar spektakuläres Spiel möglich - auch, weil die geringere Schlagkraft einzelne Ballwechsel und durchschnittlich die Netto-Spielzeit verlängert.
Die Meinung: "Das mit der Netzhöhe passt, das gleicht die unterschiedlichen anatomischen Voraussetzungen aus", findet Vilma Bindrum aus der Abteilungsleitung des TV/DJK Hammelburg. Zwar seien Frauen im Spitzen-Volleyball inzwischen auch zwischen 1,90 und 2 Metern groß, "aber die Männer haben eine um rund 10 Zentimeter höhere Sprungkraft". Die 59-Jährige, die selbst noch erfolgreich auf Seniorinnen-Meisterschaften spielt, erkennt auf internationalem Top-Niveau allerdings immer weniger Unterschiede in der Netto-Spielzeit: "So wie Frauen größer geworden sind, haben Männer ihr Abwehrverhalten geändert: Das ist nicht mehr nur Zack-Bumm und Ball tot."
3. Turnen
Unterschiede und Auswirkung: Beim Gerätturnen misst in der Disziplin Sprung der Sprungtisch bei Männern 135 Zentimeter, bei Frauen lediglich 125. Für beide Geschlechter existieren unterschiedliche Disziplinen. Frauen messen sich zudem am Stufenbarren, am Schwebebalken und am Boden - sowie im Vierkampf. Die weiteren Männer-Disziplinen sind Barren, Reck, Pauschenpferd, Ringe und Boden - sowie der Sechskampf. Allgemein sind Männergeräte kraftorientierter, Frauengeräte balance- und schwungorientierter - eine Reminiszenz an die unterschiedliche Anatomie.
Die Meinung: "Ein Salto bleibt ein Salto, eine Schraube eine Schraube, egal von welchem Geschlecht geturnt", sagt Astrid Hutka, Abteilungsleiterin bei der DJK Würzburg. Auch gebe es identische Elemente wie Sprungvariationen, Standwaage oder Riesenfelge. "Auch deswegen sehe ich keine Diskriminierung. Aber: Ich bin der Meinung, dass das Training nur zum Teil geschlechtsspezifisch sein sollte. Es schadet keinem Turner, über den Schwebebalken zu balancieren, keiner Turnerin, Klimmzüge an den Ringen auszuüben." Nur bei spezifischen Elementen wie Kreuzhang an den Ringen oder Flick Flack auf dem Schwebebalken sollte die Trainingsgruppe aufgeteilt werden.
4. Leichtathletik
Unterschiede und Auswirkung: Es gibt unterschiedliche Distanzen, Gewichte und Disziplinen. Am signifikantesten im Mehrkampf. Für Frauen geht es über 200 und 800 Meter sowie 100 Meter (niedrigere) Hürden, für Männer über 100, 400 und 1500 Meter sowie 110 Meter Hürden. Den Siebenkampf der Frauen vervollständigen Hoch- und Weitsprung sowie Kugelstoßen und Speerwurf, den Zehnkampf der Männer Hoch-, Weit- und Stabhochsprung, Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf. Speer (600 gegenüber 800 Gramm) und Kugel (4 Kilogramm gegenüber 7,26) sind bei Frauen leichter. Das ermöglicht vergleichbare Ergebnisse, anders als in Lauf- und Sprung-Wettbewerben.
Die Meinung: Grundsätzlich lehnt Mann-Frau-Vergleiche Christine Henneberger ab, "wegen der physischen und hormonellen Unterschiede". Die 63-jährige Trainerin der TG Kitzingen sowie Ex-Sprinterin begrüßt den Ausgleich durch leichtere Geräte ("die Männer-Kugel ist schon sehr schwer"), hält die Frauen-Leichtathletik jedoch nicht für weniger attraktiv. Was sie stört: "Warum sollen Frauen keinen Zehnkampf absolvieren?" Die Athletik habe seit Jahrzehnten bei Frauen zugenommen. Stabhochsprung ist seit 2000 als Einzeldisziplin bei Frauen olympisch. "Alle zehn Disziplinen in einem Wettkampf ausüben zu dürfen, könnte für viele Leichtathletinnen ein neuer Impuls sein."
5. Eishockey
Unterschiede und Auswirkung: Eine der schnellsten und härtesten Mannschaftssportarten der Welt kennt vergleichsweise wenige geschlechtsspezifische Unterschiede. Spielfeld, Tore, Puck - alles identisch. Okay, bei den Frauen ist der Bodyckeck (der nicht eingesprungene Körperkontakt ohne Einsatz von Stock, Faust, Helm, Knie oder Ellenbogen) verboten. Unterschiedlich ist auch die Schutzausrüstung: Bei den Helmen der Frauen ist ein Vollschutz Pflicht, das heißt der komplette Kopf-Hals-Bereich ist vergittert. Bei Männern ist ein Halbschutz (Plexiglas-Visier) erlaubt.
Die Meinung: "Das hat mit Frauen nichts zu tun. Das ist ja lächerlich" Man hört es Andrea Henz an, dass sie nicht einverstanden ist mit der Bodycheck-Regel. "Wenn eine Frau sich für diesen Sport entscheidet, weiß sie, dass der Bodycheck dazu gehört. Spielen Frauen in Männermannschaften mit, müssen sie es ja auch aushalten können. Sie wollen genauso gefoult werden." Die Vollschutz-Pflicht findet die 42-Jährige, die Mitglied der erweiterten Vorstandschaft beim ESC Haßfurt ist, dagegen sinnvoll - "für Frauen und Männer." Sie versteht nicht, dass die Halskrause nicht verbindlich war in Deutschland bis zum Horror-Tod eines US-Profis in Großbritannien nach einem Kufenschnitt. "Alle gehören geschützt: Männer und Frauen, Jungs und Mädchen."