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Würzburg
Dürfen Frauen in unterfränkischen Männer-Fußballteams spielen?
Die Niederlande erlaubt ab der kommenden Saison gemischtgeschlechtliche Mannschaften, auch um mehr Gleichberechtigung zu schaffen. So stehen BFV, DFB und Sportlerinnen dazu.
Medina Desic (rechts) von den Frauen der Würzburger Kickers setzt sich im Zweikampf gegen ihre Gegenspielerin Marie Schaefer (links) durch.
Foto: HMB Media/Julien Becker | Medina Desic (rechts) von den Frauen der Würzburger Kickers setzt sich im Zweikampf gegen ihre Gegenspielerin Marie Schaefer (links) durch.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:47 Uhr

Die Meldung machte in der vergangenen Woche in zahlreichen Deutschen Medien die Runde. In den Niederlanden hat der Fußballverband KNVB entschieden, dass Frauen nun in Männerteams spielen dürfen. Und das sogar bis zur drittklassigen Tweede Divisie. "Wir wollen, dass Frauen und Mädchen auf Grund ihrer Qualitäten und eigenen Ziele eine passende Stelle in der Fußballlandschaft finden", erklärte Jan Dirk van der Zee, KNVB-Amateurfußball-Direktor. "Wir sehen auf Basis des heutigen Zeitgeistes und Untersuchungsergebnissen keinen Grund mehr, uns an alte Regeln zu halten und wählen Gleichwertigkeit und Diversität", ergänzte er.

Nun hat sich auch der DFB zu diesem Thema geäußert. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, könne sich DFB-Vizepräsident Günter Distelrath gemischte Teams ab der Oberliga, in Bayern die Bayernliga, abwärts vorstellen. "Die strikte Trennung zwischen Frauen und Männern ist mit Blick auf die Geschlechtergerechtigkeit auch im Amateurfußball nicht mehr zeitgemäß", wurde der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbands am Dienstag in einer Mitteilung seines NFV zitiert. Beim nächsten DFB-Bundestag solle es dann einen entsprechenden Antrag geben.

Noch kein Thema bei BFV

In Bayern gab es bisher noch keine Anfrage zu diesem Thema. "Dazu kommt, dass es aktuell noch gar nicht möglich wäre", erklärt Sandra Hofmann, Vorsitzende des Verbands Frauen- und Mädchenausschuss im Bayerischen Fußball-Verband (BFV). Generell könne sich Hofmann das aber schon vorstellen, denn jeder oder jede solle dort spielen können, wo er oder sie möchte. "Für die breite Masse kommt das aber wohl nicht in Frage", glaubt Hofmann. Wahrscheinlich müsse das dann sowieso der Deutsche Fußball-Bund (DFB) regeln, ein bayerischer Alleingang sei nicht zielführend, so Hofmann.

"Allerdings muss man als Frau dann auch unter 20 Männern klar kommen."
Meike Bohn, Abwehrspielerin im Frauenteam der Würzburger Kickers

Einzelfälle wie der von der Niederländerin Ellen Fokkema, die bis zu ihrem 18. Lebensjahr mit Jungs spielte, und dann mangels Alternativen in ihrer Region den Antrag beim Verband stellte, würde es aber bestimmt geben. Da sie nicht mit einer Vielzahl von Anträgen rechnet, befürchtet Hofmann auch keine sinkenden Mannschaftszahlen im Frauenbereich. Aktuell dürfen Mädchen mit Genehmigung der Erziehungsberechtigten bis zur U17 bei den Jungs mitspielen.

Im Jugendbereich bereits gängige Praxis

"Ich denke im Hobbybereich ist das Thema ja schon fortgeschritten und auch gut aufgehoben. Bei Mitternachtsturnieren oder ähnlichem gibt es ja viele gemischte Teams", weiß Hofmann. Im Nachwuchsleistungsbereich ist der Verband ähnlich liberal aufgestellt. "Wir vertreten den Stand, dass Mädels so lange wie möglich bei den Jungs mitkicken können. Da sagen auch unsere Trainer, dass es absolut Sinn macht", erklärt BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth. Ob dieses Modell auch im Erwachsenen-Bereich Sinn mache, müsse man sich angucken. 

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Gernot Haubenthal, ehemaliger Trainer des Frauenteams der Würzburger Kickers, das aktuell in der zweiten Bundesliga um den Klassenerhalt kämpft, kann sich das auch gut vorstellen. Haubenthal hatte zuvor lange Jahre Amateur-Teams im Männerbereich trainiert. Es müsse seiner Meinung nach jedoch vor allem im technischen Bereich passen. Taktisch seien seine ehemaligen Spielerinnen teilweise besser ausgebildet und auch empfänglicher für Neues. "Männer denken oft, dass die aus dem Fernsehen oder dem Stadion schon vieles wissen", berichtet Haubenthal von einer gewissen Selbstgefälligkeit.

"Definitiv!"
Medina Desic, Stürmerin bei den Kickers-Frauen, auf die Frage, ob sie auch im Männerberich so viele Tore schießen würde.

Natürlich hänge es auch von der Position ab. Eine Stürmerin wie Medina Desic, aktuell beste Torjägerin bei den Kickers-Frauen, kann er sich sehr gut in einer Männermannschaft vorstellen. Sie habe die technischen Fähigkeiten, um Bälle abzulegen oder fest zu machen, bewege sich immer wieder gut aus der Deckung heraus und verfüge über einen hervorragenden Abschluss. Im defensiven Mittelfeld, wo es um Zweikämpfe und Körperlichkeit gehe, sei das sicher schwieriger. Meike Bohn, Abwehrspielerin bei den Kickers-Frauen befürwortet die Initiative des niederländischen Verbands und des DFB-Vize Distelrath. Beispielsweise für Spielerinnen, die am Wochenende nicht durch halb Deutschland fahren wollen, aber trotzdem auf gutem Niveau spielen wollen, sei das sehr sinnvoll. "Allerdings muss man als Frau dann auch unter 20 Männern klar kommen," fügt Bohn hinzu. 

Außerdem werde der Frauenfußball immer athletischer und habe in den letzten Jahren enorm aufgeholt. "Da wird die Lücke immer kleiner", glaubt Bohn. Technisch und taktisch seien Frauen mindestens auf dem gleichen Niveau, findet die Defensivakteurin der FWK-Frauen. Und Medina Desic ist sich sicher, dass sie auch mit den Männern mithalten kann. Fragt man sie, ob sie auch bei den Männern so viele Tore schießen würde wie aktuell, antwortet sie knapp aber deutlich: "Definitiv!"

 
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