
Es war der letzte Tag, bevor der Spielermarkt erst einmal bis Januar schließt. Um die Stunden, bevor in Sachen Spielerwechsel nichts mehr geht, ranken sich längst Mythen und Geschichten, angetrieben vom Bundesliga-Sender "Sky", der das Transfer-Ballyhoo zweimal im Jahr quotenbringend als "Deadline-Day" verkauft.
Entsprechend sind dann auch die Erwartungen der Anhänger, die hoffen, ihr Klub könnte noch schnell den Spieler verpflichteten, der sportliche Großtaten verspricht. Das ist bei den Würzburger Kickers nicht anders. Schließlich hatte nicht nur Ex-Trainer Michael Schiele immer wieder darauf hingewiesen, dass der Kader nicht komplett sei. Auch sein Nachfolger Marco Antwerpen ließ schon bei seiner Vorstellung keinen Zweifel daran, dass er noch ein paar "echten Typen" brauche, um das Unternehmen Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga erfolgreich anzugehen.
Ewerton soll die Defensive verstärken
Nun also ist dieser Montag rum und die Kickers haben drei neue Spieler im Kader: zwei Innenverteidiger und einen Angreifer. Der bekannteste aus dem Trio kommt vom Liga-Kontrahenten Hamburger SV: Ewerton, brasilianischer Abwehrspieler, 31. Bei den Hanseaten ist der Vertrag des 1,88 Meter großen Verteidigers zuvor aufgelöst worden. Dort hatte er keine reelle Einsatzchance mehr, spielte in dieser Saison lediglich einmal für das Regionalliga-Team. Dabei galt Ewerton, als er 2019 zum HSV wechselte, durchaus als Hoffnungsträger.
Verletzungen an der Syndesmose und am Innenband am Knie ließen ihn dort aber nie richtig in Tritt kommen. Zuletzt musste ihm ein tennisballgroßer Tumor aus dem Oberschenkel entfernt werden. Vor seiner Hamburger Zeit galt Ewerton trotz seiner Verletzungsanfälligkeit beim 1. FC Nürnberg als Leistungsträger. Für den Club bestritt er auch 17 Spiele in der Ersten Bundesliga. In der zweiten Liga bringt er es auf insgesamt 57 Einsätze für den HSV, Nürnberg und Kaiserslautern.
In Würzburg trifft Ewerton mit seinem Landsmann Douglas, der neben der brasilianischen auch die niederländische Staatsangehörigkeit besitzt, auf einen alten Bekannten. Die beiden werden nicht nur vom selben Berater vertreten, sondern standen auch schon kurzzeitig gemeinsam bei Sporting Lissabon in Portugal unter Vertrag. In Würzburg könnten Rechtsfuß Douglas und Linksfuß Ewerton zusammen ein Innenverteidiger-Duo bilden. Zur Laufzeit von Ewertons Vertrag äußerten sich die Kickers in ihrer Pressemitteilung nicht.
Innenverteidiger Lars Dietz kommt von Union Berlin
Ein weiterer Mann für die Defensive ist Lars Dietz. Der 23-jährige kommt zwar von Erstligist Union Berlin, war in den vergangenen beiden Spielzeiten aber in der Dritten Liga aktiv. Als Leihspieler kickte der 1,90 Meter große Innenverteidiger in der vergangenen Saison für Viktoria Köln und ein Jahr zuvor für die SF Lotte. In Würzburg hat der bei Borussia Dortmund ausgebildete einstige U-20-Nationalspieler einen Zweijahresvertrag unterzeichnet. "Lars ist ein kopfballstarker Spieler, der sowohl auf der Sechs wie auch in der Innenverteidigung einsetzbar ist", charakterisiert Trainer Antwerpen den Neuzugang im offiziellen Vereinsstatement.

Ridge Munsy ist der Pfeiffer-Ersatz
Und für den Sturm? Da hatte Antwerpen ja bereits am Sonntag, als sich der Abgang von Luca Pfeiffer abzeichnete, Handlungsbedarf gesehen. Am späten Montagabend verkündete der dänische Meister FC Midtjylland die Verpflichtung des 24-Jährigen. Kolportierte Ablösesumme: 1,5 Millionen Euro. Einen Ersatz für Pfeiffer haben die Rothosen präsentiert: Ridge Munsy kommt vom Schweizer Zweitligisten FC Thun.
Der 31-Jährige, zuletzt Kapitän beim Erstliga-Absteiger, verfügt über Erfahrung in der Zweiten Bundesliga. 2018 spielte er als Leihspieler ein halbes Jahr lang für Erzgebirge Aue und erzielte in 17 Partien drei Tore. In der Schweiz bestritt Munsy, wie Kickers-Mittelfeldspieler Nzuzi Toko Eidgenosse mit kongolesischen Wurzeln, 125 Erstliga-Partien. "Er war von Anfang an unser Wunschstürmer", so Kickers-Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer. Munsys Vertrag am Dallenberg läuft bis 2022.

Insgesamt 15 Neuzugänge - zurückkehrende oder weiterverpflichtete Leihspieler nicht eingerechnet - sind es zum Ende der Wechselfrist bei den Kickers geworden. Das nennt man dann wohl einen Umbruch. Ein in Würzburg bestens bekannter Name wird nicht am Dallenberg auftauchen: Elia Soriana, beim Zweitliga-Ausflug 2016/17 Stürmer der Rothosen, wechselte am "Deadline Day" aus Israel zu den Kickers. Aber nicht zu denen nach Würzburg, sondern zum Regionalligisten nach Offenbach.
Kickers lösen Vertrag mit Purtscher auf
Neben den Neuzugängen gab es einen Abgang zu vermelden. Die Kickers haben den Vertrag mit Nico Purtscher aufgelöst. Der 19-jährige Keeper war in der vergangenen Spielzeit an den Regionalligisten TSV Aubstadt ausgeliehen.