Kellertreffen am Dallenberg. Als Tabellenvorletzter erwarten die Drittligafußballer der Würzburger Kickers an diesem Samstag (14 Uhr) den noch punktlosen Tabellenletzten TSV Havelse. Torsten Ziegner ist ein Freund klarer Worte. Vor dem Treffen der beiden einzigen sieglosen Teams der 3. Liga äußert sich der Kickers-Trainer ausführlich zu vielen Themen rund um die Rothosen.
Thorsten Ziegner über ...
... das Spiel gegen Havelse: Dieses Spiel ist von immenser Bedeutung für uns. Wir wollen den ersten Dreier holen und ich finde: Wir müssen den ersten Dreier holen, auch um erst einmal wieder Anschluss an den ominösen Strich zu finden. Ein Sieg ist zwingend notwendig. Es gilt jetzt, alles in die Waagschale zu werfen. Die Art und Weise ist zweitrangig. Es geht nicht darum, schön zu spielen oder besonders viele Tore zu erzielen. Ein Treffer mehr als der Gegner würde mir schon ausreichen.
... den schwachen Auftritt beim 0:2 in Duisburg: Wir hatten an dem Tag zu viele Spieler, die über die gesamten 90 Minuten nicht ihre Form hatten oder an ihre Grenze gegangen sind. Deswegen war es nötig, sehr hart mit den Jungs ins Gericht zu gehen und ihnen zu sagen, dass es nicht darum geht, immer herausragend Fußball zu spielen. Die Erwartungshaltung ist aber, dass jeder sich wehrt. Das haben wir in Duisburg nicht getan. Es war eine verdiente Niederlage, die auch sehr erschreckend für uns war.
... die Sturmschwäche der Rothosen: Wir machen es defensiv ordentlich. Das ist konkurrenzfähig in der 3. Liga. Unsere Offensivbemühungen sind das bis dato noch nicht. Drei Tore nach sieben Punktspielen – das ist kein Drittliga-Niveau.
... die Rolle von Sturm-Neuzugang Marvin Pourié: Es freut mich, dass er seine ersten Pflichtspieltore (Anmerkung der Rekation: Beim 3:0-Sieg im Toto-Pokal-Achtelfinale in Eltersdorf gelangen Pourié zwei Treffer) geschossen und gemerkt hat, dass er es noch kann. Er ist ein total wichtiger Spieler für uns. Wir trauen ihm zu, viele Tore zu erzielen und am gegnerischen Strafraum auch Räume für andere zu schaffen. Seinen Status, den er vielleicht in Karlsruhe hatte, muss er sich hier erst einmal erarbeiten. Vielleicht waren die Tore in Eltersdorf ein Brustlöser.
... Kapitän Christian Strohdiek, der in Duisburg nach 45 Minuten ausgewechselt wurde: Christian Strohdiek ist erfahren genug, um zu wissen, was vonnöten ist, um in der Halbzeit nicht ausgewechselt zu werden. Es ist nicht wichtig, wie alt jemand ist, was er in der Vergangenheit geleistet hat oder welche Position er im Team hat. Es geht immer nach Leistung. Ein cooles Beispiel dafür ist Louis Breunig. Ihn hatten wir am Anfang nicht auf dem Zettel. Jetzt hat er sich auf der linken Seite festgespielt. Christian Strohdieks Leistung war nicht so, dass wir gedacht haben, dass er der Mannschaft weiterhilft. Ein Kapitän zeichnet sich nicht dadurch aus, dass er immer spielt oder die Binde trägt. Sondern auch dadurch, dass er in der Mannschaft dafür sorgt, dass alle immer alles geben. Das tut Christian Strohdiek.
... die personelle Situation vor dem Spiel gegen Havelse: Wir haben nun bessere Möglichkeiten, etwas zu verändern als zuletzt. Wir haben erstmals die Situation, dass wir auch Jungs auf die Tribüne schicken müssen. Der Konkurrenzkampf im Team ist eminent wichtig. Robert Herrmann trainiert wieder voll mit. Er ist schmerzfrei und kann spielen. Vladimir Nikolov ist von der bulgarischen U-21-Nationalmannschaft zurückgekehrt und auch Tizian Hümmer, der in Eltersdorf getroffen hat, ist jetzt spielberechtigt. In Duisburg hatte er noch keine Spielgenehmigung.
... schwächelnde Leistungsträger: Die Spieler, die wir als die Erfahrenen auserkoren hatten, in deren Schatten sich die Jungen schnell weiter entwickeln sollen, konnten aus Leistungsgründen noch nicht so in Erscheinung treten oder sind wie Daniel Hägele verletzt. Es sind Spieler dabei, die eine total hohe Verantwortung innerhalb des Teams tragen, die in ihrer Entwicklung eigentlich noch gar nicht soweit sind. Wir haben genügend Jungs im Kader, die auf ihre Weise den Kader führen. Dann sind’s eben die, die die Mannschaft führen, damit wir aus dieser bescheidenen Lage gemeinsam rauskommen.
... enttäuschte Erwartungen: Meine Vorstellungen waren sicher auch andere. Jetzt geht es darum, Anschluss ans untere Mittelfeld zu finden. Die Aufgabe ist im Vergleich zu der, als ich hierherkam, ein bisschen eine andere geworden.