Was spricht eigentlich für die Würzburger Kickers am kommenden Sonntag (18.30 Uhr)? Viel ist da nicht, was dem Fußball-Drittligisten vor dem DFB-Pokal-Treffen mit dem Erstligisten SC Freiburg Hoffnung machen könnte. Schließlich zeigte die Stimmungskurve am Dallenberg nach den 0:1-Auftakt-Pleiten bei 1860 München und gegen den SC Verl nach unten.
"Die Laune könnte besser sein", sagt Kickers-Trainer Torsten Ziegner, nach seiner Einschätzung zum Saisonstart in der 3. Liga gefragt. "Suboptimal" sei "ein brauchbares Wort" um die Leistung seines Teams in den ersten beiden Partien zu beschreiben. "Schlussendlich ist es nicht ganz unverdient, dass wir null Punkte haben." Nun sind die Voraussetzungen aber andere als bei einem Liga-Spiel: "Der Druck liegt nicht bei uns, stellt Ziegner vor dem Treffen mit den Freiburgern fest. Für ihn und sein Team gehe es darum für "ein positives Erlebnis zu sorgen." Schluss also mit Trübsal blasen! Das Pokalerlebnis soll den Ligafrust vergessen machen.
Denn eigentlich ist so ein Pokal-Spiel ja auch ein besonderes Ereignis. Wer erinnert sich nicht an das Erstrundenspiel gegen die TSG Hoffenheim vor zwei Jahren, als es 3:3 nach Verlängerung stand, und die Kickers erst im Elfmeterschießen unterlagen? Auch wenn die Ränge im Stadion am Dallenberg aufgrund der Corona-Richtlinien diesmal nur lückenhaft gefüllt sein werden. "Es sind coole Geschichten, die man da schreiben kann", sagt Ziegner. Als Trainer ist er noch nie über die erste Pokal-Runde hinaus gekommen. Auf seiner letzten Station beim Halleschen FC erlebte er eine 3:4-Niederlage nach Verlängerung gegen den VfL Wolfsburg. Ganz andere Pokal-Erfahrungen hat Fanol Perdedaj gesammelt. Der schaffte es mit dem damals viertklassigen 1. FC Saarbrücken in der Saison 2019/20 bis ins Halbfinale. Grund genug, ihn am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Spiel neben Ziegner auf dem Podium zu platzieren. Das Publikum habe das Team damals getragen, erzählt Perdedaj: "Wir sind damals durch die Zuschauer gepusht worden und über unsere Grenzen gegangen."
Es soll ein Spiel werden, das das Publikum am Dallenberg mitreißt, das Fans und Mannschaft wieder zusammenbringt. Das wäre nach dem Geschmack der Kickers. Beim Heimauftakt gegen Verl war die Atmosphäre noch mäßig, obwohl Ziegner schon merkte, "dass es hier auch ganz schön laut werden kann." Am Ende sei aber das Team dafür verantwortlich, dass der Funke der Begeisterung auf die Ränge überspringt, findet der Kickers-Coach: "Wir müssen den Anfang machen und die Leute dazu bringen, Stimmung zu machen. Das haben wir im ersten Heimspiel nur phasenweise getan."
Und nun kommt also der SC Freiburg, ein Verein, der, so formuliert es Ziegner, "zum Inventar der Bundesliga gehört". Ein Team, dessen Star an der Seitenlinie steht. Christian Streich ist für den Kickers-Coach "einer der prägendsten Trainer in Deutschland". Persönlich kennengelernt habe er den Freiburger Kollegen bislang noch nie. Auch ein Grund, warum sich Ziegner auf die Partie am Sonntagabend ganz besonders freut.
An Motivation dürfte es nicht mangeln. Ob die Kickers die Freiburger tatsächlich zum Wanken bringen können und wie 2014 (3:2 n.V. gegen Fortuna Düsseldorf) und 2016 (1:0 n.V. gegen Braunschweig) die zweite Hauptrunde erreichen? "Wir brauchen einen überragenden Tag", sagt Ziegner. "Wahrscheinlich noch vier Wochen" wird ihm Daniel Hägele (Adduktorenprobleme) fehlen. Mit Nzuzi Toko (Kniebeschwerden) rechnet derzeit in Würzburg ohnehin kaum noch einer. Am Donnerstag fehlte Moritz Heinrich wegen Erkältungssymptomen beim Training. Dildar Atmaca verletzte sich bei einem Zweikampf mit Maximilian Breunig am Sprunggelenk. Hinter dem Einsatz der beiden steht also ein Fragezeichen.
Der Kader ist also schon etwas ausgedünnt. Doch die Verpflichtung von weiteren Akteuren ist momentan nicht geplant. Auch für den nach Slowenien ausgeliehenen Mittelfeldmann Mitja Lotric soll nicht unbedingt ein Ersatz kommen. Sollten die Kickers allerdings die Überraschung gegen Freiburg schaffen, gäbe es noch einmal finanziellen Spielraum, um womöglich auch noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Knapp 128 757 Euro gibt es schon an Antrittsgeld. Sollten die Rothosen den Sprung in Runde zwei schaffen, kommen garantiert 257 214 Euro dazu. Möglicherweise winkt zu diesen Corona-bedingt gekürzten Prämien noch ein Nachschlag.