Die Würzburger Kickers können doch noch auf fremden Plätzen gewinnen. Nach sechs vergeblichen Versuchen feierte der Aufsteiger im siebten Anlauf beim 3:2 (0:1) gegen den VfL Osnabrück den ersten Auswärtssieg in dieser Zweitligasaison.
Allzu viele Gründe, sein Team nach dem 1:1 im Kellertreffen gegen St. Pauli zu verändern, hatte Kickers-Trainer Bernhard Trares offenbar nicht gesehen. Einzig Neuzugang Christian Strohdiek war, wie angekündigt, neu in die Startelf gerückt. Er spielte anstelle von Ewerton, den muskuläre Probleme plagten. Martin Hasek indes fehlte auf dem Aufstellungsbogen. Der Tscheche ist leicht angeschlagen und soll nach langer Wettkampfpause nicht zu schnell ins kalte Wasser geworfen werden. Für ihn rückte Linksaußen Robert Herrmann immerhin wieder in den Mannschaftskader.
Erneute Rückstand für die Kickers nach Kerk-Treffer
Defensive Stabilität sollte den Kickers endlich den dringend benötigten ersten Auswärtserfolg bringen, hatte Trainer Trares im Vorfeld gesagt. An der Aufgabe, ohne Gegentor zu bleiben, scheiterten die Kickers aber auch im 15. Versuch in dieser Saison. 42 Minuten dauerte es, bis der VfL Osnabrück in Führung ging. Die Gastgeber hatten, wenn man es freundlich formulieren will, geduldig auf ihre Chance gewartet. Denn ein Chancen-Feuerwerk gab es in der ersten Halbzeit an der Bremer Brücke nun wirklich nicht zu sehen.
Dann aber spielten die Gastgeber den ersten Treffer des Tages hübsch heraus. Es war ein feiner Doppelpass mit Niklas Schmidt, der den Ex-Nürnberger Sebastian Kerk in Abschlussposition brachte. Die fünf Rothosen-Akteure in der Nähe des Geschehens blieben nur staunende Beobachter. Kickers-Keeper Hendrik Bonmann war zwar dran an Kerks Schuss, konnte den Ball aber nicht entscheidend ablenken. Und wieder liefen die Würzburger in der Fremde einem Rückstand hinterher.
Dabei hatten die Kickers die Partie mutig und entschlossen begonnen. Die Gäste störten in der Startphase Osnabrücks Aufbauspiel bereits im Ansatz. Ein Vorgehen, das durchaus Wirkung zeigte: David Kopacz stand, von Pieringer freigespielt, noch in aussichtsreicher Position knapp im Abseits (2.). Doch auch Patrick Sontheimer kam noch zu einem Torabschluss (4.).
Trares: "Waren viel zu passiv"
Mit zunehmender Spieldauer verloren die Kickers aber immer öfter im Spielaufbau den Ball. "Wir waren in dieser Phase viel zu passiv, haben uns nichts mehr zugetraut", fand Trares. Auch Neuzugang Strohdiek leistete sich ein paar unnötige Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Überhaupt merkte man dem 32-Jährigen die fehlende Spielpraxis in der einen oder anderen Szene noch an. Beim SC Paderborn hatte Strohdiek in dieser Saison keine einzige Spielminute absolviert.
Und so schien in der Halbzeitpause wenig für die Kickers zu sprechen. "Die erste Halbzeit ging ganz klar an den VfL", so Trares. Und wer weiß, wie diese Partie gelaufen wäre, hätte Osnabrücks Schmidt kurz nach der Pause zum 2:0 getroffen, als er alleine auf Kickers-Keeper Bonmann zulief, diesen aber regelrecht anschoss.
Doch dieser trübe Nachmittag in Niedersachsen könnte tatsächlich das Erweckungserlebnis für diese Kickers-Mannschaft werden, die bislang selten als Einheit zu erleben war und nun schon seit Saisonbeginn am Abhang taumelt. Die Trares-Elf steckte nämlich nicht auf, zeigte aber nicht nur Moral, sondern auch, dass die nötige Qualität in der Mannschaft steckt, um in der zweiten Liga erfolgreich zu sein. "Wir wollten nach der Pause mutiger sein", so Trares. Ein Vorhaben, das die Kickers in die Tat umsetzten.
Hendrik Hansen, einer der Spieler aus dem Aufstiegsteam des Sommers, inszenierte mit seinem guten Pass auf den Flügel den Angriff, der zum Ausgleich führte. Für die Vollendung sorgten dann zwei Winter-Neuzugänge: Rolf Feltscher brachte den Ball präzise in den Strafraum, Pieringer vollendete aus kurzer Distanz.
Pieringer lässt die Kickers jubeln
Der Leihspieler vom SC Freiburg ist jetzt schon ein Volltreffer für die Rothosen. Denn mit ihm besitzt der Aufsteiger nun plötzlich jene Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, die den Würzburgern bislang in dieser Saison abging. Der eingewechselte Dominik Meisel setzte sich vor dem zweiten Würzburger Treffer auf dem linken Flügel zunächst klasse durch und legte dann mit Übersicht auf Pieringer zurück, der aus etwa neun Metern überlegt zum 2:1 einschob. Das dritte Tor im zweiten Spiel für den Angreifer, der nun auch bereits die interne Kickers-Torschützenliste anführt. Meisels Vorarbeit kam nicht von ungefähr. Das Eigengewächs zeigte eine ebenso gute Leistung wie der mit ihm in die Partie gekommene Frank Ronstadt. "Beide haben schon in dieser Trainingswoche mit am besten gearbeitet", verriet Trares. Nzuzi Toko und Dominic Baumann mussten für die beiden Platz machen.
Und wenn es einmal läuft, dann läuft es eben. Bester Beweis: das Würzburger 3:1. Arne Feick fand mit einem langen Ball Kopacz, der den Ball rotzfrech direkt über den Kopf von VfL-Keeper Philipp Kühn hinweg in den Kasten. Bis der Dreier unter Dach und Fach war, mussten die Kickers aber noch zittern, denn Luc Ihorst traf noch zum Anschluss (85.). Das war's dann aber. Die Kickers gewährten den Hausherren keinen Torabschluss mehr und konnten am Schluss über den zweiten Saisonsieg jubeln. "Für uns zählt es nun, in jedem Spiel so mutig wie in der zweiten Halbzeit aufzutreten, um die nötigen Punkte zu holen", so Trares. Weiter geht es am Freitag. Dann kommt Eintracht Braunschweig zum Aufsteiger-Treffen an den Dallenberg. Die Niedersachsen sind nun das einzige Zweitliga-Team ohne Auswärtssieg.
Tolle Chancenauswertung. Spielerisch deutlich verbessert. Ronstadt mit Feiltscher für die rechte Außenbahn ist die Lösung. Ergänzen sich super und können sich sowohl offensiv als auch defensiv abwechseln. Das hat mir sehr gut gefallen.
Ein Anfang ist gemacht und die Hoffnung lebt weiter. Am Freitag muss aber gegen den Mitabstiegskonkurrenten Braunschweig zu Hause nachgelegt werden, sonst war dieser Sieg nichts wert.
Wichtig ist jetzt am Freitag nachzulegen um die Punkte zu vergolden .
Ich bin mir sicher das ihr das schafft.
Ich glaube da wächst was gutes zusammen ihr braucht nur Zeit.
Auch bin ich weiterhin eher skeptisch, was den Klassenerhalt und den jüngeren Weg der Kickers angeht.
Aber heute ziehe ich meinen Hut - Glückwunsch für den Auswärtssieg!