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Was macht eigentlich?
Zweitliga-Rekordmann Dietmar Diekmann würde gern Holger heißen
Früher im Stadion oder in der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt der ehemalige Zweitliga-Fußballer Dietmar Diekmann aus seinem Leben.
Gilt in Schweinfurt als Torwart-Legende: Dietmar Diekmann (links), der mit 42 noch in der Zweiten Liga im Kasten stand. 
Foto: Repro: Volker Hensel | Gilt in Schweinfurt als Torwart-Legende: Dietmar Diekmann (links), der mit 42 noch in der Zweiten Liga im Kasten stand. 
Dominik Großpietsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:55 Uhr

Den 38. Spieltag der Zweitliga-Saison 1990/91 wird Dietmar Diekmann, der eigentlich nur "Holger" genannt wird, nicht mehr vergessen - trotz des 0:0 seines FC 05 Schweinfurt gegen Eintracht Braunschweig. Obwohl der FC 05 zum Abschluss der Runde mit 13:69 Punkten das Tabellenende zierte, schrieb Diekmann Geschichte. Durch seine Einwechslung in der 84. Minute, als er für Stammkeeper Karl-Heinz Müller kam, wurde der damals 42 Jahre, drei Monate und fünf Tage alte Schlussmann zum Zweitliga-Rekordspieler. Vom 16. Juni 1991 bis zum 14. Mai 2006 war er der älteste Akteur, der im deutschen Unterhaus zum Einsatz kam. Dann überholte ihn mit dem Saarbrücker Peter Eich ebenfalls ein Keeper, der mit 42 Jahren, zehn Monaten und 26 Tagen noch etwas älter war. 

Der Niedersachse, den seine Mitspieler in Anlehnung an den früheren Hamburger Bundesliga-Fußballer Holger Diekmann beim FC 05 zum "Holger" machten, war 1971 nach Schweinfurt gekommen. Bis 1985 war er Stammtorwart, ehe es für zwei Jahre zum SV Heidingsfeld ging - bevor er bis 1991 wieder bei den Nullfünfern im Kader stand. Der heute 72-Jährige, der mit seiner Frau Angelika in Dittelbrunn lebt und zwei Söhne im Alter von 48 und 52 Jahren hat, betätigte sich nach seinem Karriereende noch 15 Jahre lang als Torwart-Trainer bei der FT Schweinfurt. Und blieb auch dort nicht ohne Einsätze. Wenn Erfahrung gebraucht wurde, stand er zwischen den Pfosten. "Wenn ich spiele, dann bin ich wie ein Verrückter, da haue ich mich rein und will gewinnen. Auch heute noch", sagte der frühere kaufmännische Angestellte 2009.

Wie erleben Sie die Corona-Krise und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Dietmar Diekmann: Mit sehr gemischten Gefühlen, da ich mit der Lungenkrankheit COPD auch zur Risikogruppe gehöre. Aber ich hoffe, dass wir bald das Schlimmste überstanden haben und endlich wieder Normalität zurückkehrt.

Ihre gegenwärtige Form?

Diekmann: Mit meinen 72 Jahren bin ich ziemlich fit.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Diekmann: Für Fußball natürlich - und beim Fahrradfahren.

Und was bewegt Sie?

Diekmann: Naja, der Klimawandel und die Weltpoltik. Bekommen wir das alles in den Griff?

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

Diekmann: Mir hat's an nichts gefehlt, würde alles nochmal so machen.

Mit Ernst Gehling auf der Trainerbank: Nach seinem Karriereende coachte Dietmar Diekmann (links) die Torhüter der FTS. 
Foto: Mirko Wölfling | Mit Ernst Gehling auf der Trainerbank: Nach seinem Karriereende coachte Dietmar Diekmann (links) die Torhüter der FTS. 
Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Diekmann: Die Ruhe, aber nicht zu viel.

In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Diekmann: In die Zukunft, um Neues zu entdecken. Ich bin neugierig bezüglich dem, was auf mich zukommt.

Ihr Lieblingsort?

Diekmann: Mein kleiner Garten.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Diekmann: Echte Freunde erkennt man daran, dass sie auch in schlechten Zeiten zu einem halten. 

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Diekmann: Fair, hilfsbereit - und ohne Vorbehalte anderen Menschen gegenüber - zu sein.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Diekmann: Corona-Leugner.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Diekmann: Meine Familie.

Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Diekmann: Sehr schön, hab mehr freie Zeit mit meiner Frau und Freunden verbracht. Ich denke, mit 42 Jahren hatte ich das verdient.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

Diekmann: Die Geburten meiner Kinder. Ich war leider bei den Geburten meiner zwei Söhne auf dem Fußballplatz.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Diekmann: Bin mir ziemlich sicher, keins von beidem begangen zu haben.

Von diesem Erlebnis schwärmt er heute noch: Dietmar Diekmann (rechts) bei einem Turnier in Indien.
Foto: Repro: Volker Hensel | Von diesem Erlebnis schwärmt er heute noch: Dietmar Diekmann (rechts) bei einem Turnier in Indien.
Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Diekmann: Animateur.

Ihr Lieblingssportler heute?

Diekmann: Manuel Neuer.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Diekmann: Mit der Bayernauswahl 14 Tage in Indien zu sein. In Neu-Dehli haben wir 1978 ein internationales Turnier gespielt. Vor 40 000 Zuschauern. Im Endspiel haben wir 0:1 gegen die russische Olympia-Mannschaft verloren. Wie die für uns den Platz gewalzt haben, mit einer Riesenwalze, vor die sie 50 Leute gespannt hatten, das war beeindruckend. Ebenso, dass uns die Polizei nach den Spielen den Weg aus dem Stadion bahnen musste, weil die Leute Autogramme wollten. Wir sind mit Maharadschas verkehrt, Elefanten geritten und haben Tiger im Dschungel gesehen. Das war toll.

Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Diekmann: Natürlich nach der meiner Frau Angelika, mit der ich schon 52 Jahre verheiratet bin.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Diekmann: Über meine Kinder, die haben mir ein E-Bike gekauft.

Was regt Sie auf?

Diekmann: Menschen, die alles besser wissen wollen.

Kommt bis heute nicht von seinem Lieblingssport los: Dietmar Diekmann, hier 2006 im Kasten der Traditionself des FC 05 Schweinfurt im Duell mit dem FC Bad Kissingen.
Foto: Anja Schmitt | Kommt bis heute nicht von seinem Lieblingssport los: Dietmar Diekmann, hier 2006 im Kasten der Traditionself des FC 05 Schweinfurt im Duell mit dem FC Bad Kissingen.
Wen bewundern Sie – und wofür?

Diekmann: Kanzlerin Merkel, für ihre Geduld und Ausdauer.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Diekmann: Vor dem Kamin zu sitzen und mit meiner Frau ein Gläschen Rotwein zu trinken.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Diekmann: Schwer krank und zu einem Pflegefall zu werden.

Was möchten Sie noch lernen?

Diekmann: Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Diekmann: Urenkel zu bekommen.

Wovon träumen Sie?

Diekmann: Bei Bayern München Torhütertraining zu machen.

Welche Botschaft würden Sie jungen Sportlern gerne hinterlassen?

Diekmann: Es lohnt sich, sich anzustrengen.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Diekmann: Als Dietmar Diekmann, möchte dann aber gleich Holger heißen.

Lässt es mittlerweile ruhiger angehen: Dietmar Diekmann. 
Foto: Volker Hensel | Lässt es mittlerweile ruhiger angehen: Dietmar Diekmann. 

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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