Den 38. Spieltag der Zweitliga-Saison 1990/91 wird Dietmar Diekmann, der eigentlich nur "Holger" genannt wird, nicht mehr vergessen - trotz des 0:0 seines FC 05 Schweinfurt gegen Eintracht Braunschweig. Obwohl der FC 05 zum Abschluss der Runde mit 13:69 Punkten das Tabellenende zierte, schrieb Diekmann Geschichte. Durch seine Einwechslung in der 84. Minute, als er für Stammkeeper Karl-Heinz Müller kam, wurde der damals 42 Jahre, drei Monate und fünf Tage alte Schlussmann zum Zweitliga-Rekordspieler. Vom 16. Juni 1991 bis zum 14. Mai 2006 war er der älteste Akteur, der im deutschen Unterhaus zum Einsatz kam. Dann überholte ihn mit dem Saarbrücker Peter Eich ebenfalls ein Keeper, der mit 42 Jahren, zehn Monaten und 26 Tagen noch etwas älter war.
Der Niedersachse, den seine Mitspieler in Anlehnung an den früheren Hamburger Bundesliga-Fußballer Holger Diekmann beim FC 05 zum "Holger" machten, war 1971 nach Schweinfurt gekommen. Bis 1985 war er Stammtorwart, ehe es für zwei Jahre zum SV Heidingsfeld ging - bevor er bis 1991 wieder bei den Nullfünfern im Kader stand. Der heute 72-Jährige, der mit seiner Frau Angelika in Dittelbrunn lebt und zwei Söhne im Alter von 48 und 52 Jahren hat, betätigte sich nach seinem Karriereende noch 15 Jahre lang als Torwart-Trainer bei der FT Schweinfurt. Und blieb auch dort nicht ohne Einsätze. Wenn Erfahrung gebraucht wurde, stand er zwischen den Pfosten. "Wenn ich spiele, dann bin ich wie ein Verrückter, da haue ich mich rein und will gewinnen. Auch heute noch", sagte der frühere kaufmännische Angestellte 2009.
Dietmar Diekmann: Mit sehr gemischten Gefühlen, da ich mit der Lungenkrankheit COPD auch zur Risikogruppe gehöre. Aber ich hoffe, dass wir bald das Schlimmste überstanden haben und endlich wieder Normalität zurückkehrt.
Diekmann: Mit meinen 72 Jahren bin ich ziemlich fit.
Diekmann: Für Fußball natürlich - und beim Fahrradfahren.
Diekmann: Naja, der Klimawandel und die Weltpoltik. Bekommen wir das alles in den Griff?
Diekmann: Mir hat's an nichts gefehlt, würde alles nochmal so machen.
Diekmann: Die Ruhe, aber nicht zu viel.
Diekmann: In die Zukunft, um Neues zu entdecken. Ich bin neugierig bezüglich dem, was auf mich zukommt.
Diekmann: Mein kleiner Garten.
Diekmann: Echte Freunde erkennt man daran, dass sie auch in schlechten Zeiten zu einem halten.
Diekmann: Fair, hilfsbereit - und ohne Vorbehalte anderen Menschen gegenüber - zu sein.
Diekmann: Corona-Leugner.
Diekmann: Meine Familie.
Diekmann: Sehr schön, hab mehr freie Zeit mit meiner Frau und Freunden verbracht. Ich denke, mit 42 Jahren hatte ich das verdient.
Diekmann: Die Geburten meiner Kinder. Ich war leider bei den Geburten meiner zwei Söhne auf dem Fußballplatz.
Diekmann: Bin mir ziemlich sicher, keins von beidem begangen zu haben.
Diekmann: Animateur.
Diekmann: Manuel Neuer.
Diekmann: Mit der Bayernauswahl 14 Tage in Indien zu sein. In Neu-Dehli haben wir 1978 ein internationales Turnier gespielt. Vor 40 000 Zuschauern. Im Endspiel haben wir 0:1 gegen die russische Olympia-Mannschaft verloren. Wie die für uns den Platz gewalzt haben, mit einer Riesenwalze, vor die sie 50 Leute gespannt hatten, das war beeindruckend. Ebenso, dass uns die Polizei nach den Spielen den Weg aus dem Stadion bahnen musste, weil die Leute Autogramme wollten. Wir sind mit Maharadschas verkehrt, Elefanten geritten und haben Tiger im Dschungel gesehen. Das war toll.
Diekmann: Natürlich nach der meiner Frau Angelika, mit der ich schon 52 Jahre verheiratet bin.
Diekmann: Über meine Kinder, die haben mir ein E-Bike gekauft.
Diekmann: Menschen, die alles besser wissen wollen.
Diekmann: Kanzlerin Merkel, für ihre Geduld und Ausdauer.
Diekmann: Vor dem Kamin zu sitzen und mit meiner Frau ein Gläschen Rotwein zu trinken.
Diekmann: Schwer krank und zu einem Pflegefall zu werden.
Diekmann: Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.
Diekmann: Urenkel zu bekommen.
Diekmann: Bei Bayern München Torhütertraining zu machen.
Diekmann: Es lohnt sich, sich anzustrengen.
Diekmann: Als Dietmar Diekmann, möchte dann aber gleich Holger heißen.