Man kennt sich, und man schätzt sich. Schon vor dem Sprungball und nach Ertönen der Schluss-Sirene fiel der obligatorische Handschlag zwischen Würzburgs Sasa Filipovski und Münchens Andrea Trinchieri betont herzlich aus. Beide sind weit rumgekommen im europäischen Vereinsbasketball, 2020 etwa beerbte Filipovski den Italiener mit kroatischen Wurzeln als Cheftrainer bei Spitzenklub Partizan Belgrad, als es diesen zum FC Bayern München zog.
So plauderte das Duo vor Beginn der Pressekonferenz auch so angeregt und vertraut auf Serbokroatisch miteinander, als seien sie alleine im Raum. Was denn dort besprochen wurde? "Secret!" – "geheim" – sagte Trinchieri und grinste. Der Trainer-Vulkan, der Niederlagen gerne als Majestätsbeleidigung betrachtet, sich bei Siegen aber umso eloquenter und gesprächiger gibt, hatte leicht Spaßen an diesem Ostermontag, schließlich hatte der amtierende Pokalsieger doch gerade Filipovskis Schützlinge in der Basketball-Bundesliga deutlich mit 67:49 (40:21) in die Schranken gewiesen. "Wir hatten nicht den Hauch einer Chance", gestand der slowenische Headchoach der Würzburg Baskets freimütig ein.
Würzburg chancenlos gegen die Aushängeschilder der Liga
Es war für die Gastgeber vor 3140 Zuschauenden in der zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften tectake-Arena die zweite schmerzhafte Pleite binnen fünf Tagen gegen eines der beiden Euroleague-Teams der Liga, nach der 47:76-Niederlage mittwochs zuvor bei Meister Alba Berlin. Beide Aushängeschilder des deutschen Basketballs machten zuletzt nicht nur gegen Würzburg deutlich, dass sie in einer anderen Liga spielen, wenn sie denn den Fokus nicht noch parallel auf die europäische Königsklasse richten müssen. "In beiden Spielen der Vorrunde haben wir gut dagegengehalten. Aber wenn sie derart gut vorbereitet, konzentriert und in Bestbesetzung auflaufen, ist das ein Klassenunterschied", so Filipovski.
So war der Start-Ziel-Sieg des bajuwarischen Star-Ensemblese nie gefährdet, fiel angesichts dessen schwacher Drei-Punkte-Quote (vier Treffer bei 22 Versuchen) sogar noch moderat aus Würzburger Sicht aus. "Wir wussten, dass Würzburg sehr gut gecoacht ist, um die Play-offs kämpft und die Mannschaft mit viel Disziplin an beiden Enden des Parketts spielt. Aber wir haben das sehr, sehr seriös und professionell gelöst, vor allem defensiv war das sehr solide", resümierte Trinchieri in selten erlebter Zufriedenheit.
Die wegweisenden Tage stehen bevor
Für die Baskets heißt es nun schnell Wunden lecken und die wohl einkalkulierten Niederlagen wegestecken. Denn tatsächlich haben es die Würzburger auch dank der Schützenhilfe der Konkurrenz weiterhin selbst in der Hand, den "großen Traum der Play-offs" (O-Ton Filipovski) zu realisieren. Vor den letzten sechs Saisonspielen stehen die Würzburger weiterhin auf Rang acht – schon jetzt mehr als ein Achtungserfolg. "Wir haben keine Zeit, enttäuscht oder frustriert zu sein. Natürlich sind solche Niederlagen nicht leicht zu verkraften, aber wir werden hoffentlich daraus lernen. Sie dürfen nicht an unserem Selbstverständnis kratzen, aber dafür gibt es keinen Grund. Die wichtigen Spiele für uns kommen jetzt", gibt sich Filipovski vor den beiden nächsten Aufgaben in Crailsheim (Samstag, 20.30 Uhr) und Oldenburg (Dienstag, 18. April, 19 Uhr, tectake-Arena) kämpferisch.
Wegweisende Tage stehen dem Klub auch abseits des Parketts bevor. Am kommenden Samstag, 15. April, ist Stichtag für die Einreichung der Lizenzierungs-Unterlagen für die kommende Spielzeit 2024/24. Und nach wie vor scheint ungewiss, mit welcher Budgetplanung die Baskets ihre Unterlagen versehen werden, vor allem, ob die selbst ausgerufene Etat-Zielmarke von vier Millionen Euro erreicht werden kann. Nicht zuletzt die Zukunft des Trainer-Stabs um Filipovski, dessen erfolgreiche Arbeit Begehrlichkeiten zuhauf geweckt hat, dürfte maßgeblich von den künftig zur Verfügung stehenden Geldmitteln abhängen.