
Wer durch das Rathaus von Tauberbischofsheim geht, der kommt an Thomas Bach – symbolisch gesehen – nicht vorbei. Bereits im Foyer kündet die lebensgroße Figur eines Fechters davon, welche Sportart die Stadt berühmt gemacht hat. Auf dem Weg in den ersten Stock strahlen auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen in einer Vitrine Olympiasiegerinnen und -sieger um die Wette – darunter Bach, der 1976 mit dem Florett-Team Gold bei den Spielen in Montreal geholt hat. Und vor dem Büro von Bürgermeisterin Annette Schmidt funkelt hinter Glas die offizielle Amtskette, die Bach 1991 für seine Aufnahme in das Internationale Olympische Komitee (IOC) bekommen und 2005 der Stadt überreicht hat. Damals wusste noch niemand, dass er acht Jahre später der erste Deutsche sein würde, der das Amt des IOC-Präsidenten übernimmt – und es bis heute innehat.
So kommt auch an diesem Freitag im Januar keine Besucherin und kein Besucher an Thomas Bach vorbei – diesmal am leibhaftigen. Politiker, Freunde, Weggefährten und Familienmitglieder sind auf Einladung der Stadt hier, um gemeinsam den 70. Geburtstag des gebürtigen Würzburgers, der in Tauberbischofsheim groß geworden ist, zu feiern. Dass der Ehrentag bereits am 29. Dezember war, ist nebensächlich.

Das Menü mit fränkischen Klassikern wie Kochkäs, Bratwurst und Waller dürfte dem bodenständigen und heimatverbundenen Jubilar gefallen. Vor etlichen Jahren, so erzählt es der ehemalige Tauberbischofsheimer Bürgermeister Wolfgang Vockel, soll sein guter Freund Bach in einem Berliner Hotel mit Gerhard Schröder gespeist und dabei Wein aus Tauberfranken kredenzt haben. Ob es dem damaligen Kanzler schmeckte, verriet er nicht.
Doch ist die Anekdote nicht nur ein Beispiel für die viel gelobte Verwurzelung des IOC-Präsidenten in der Heimat, sondern zeugt zugleich von der Souveränität, mit der er sich auf (welt-)politischem Parkett und in der Wirtschaft bewegt. Seit 25 Jahren ist Bach Aufsichtsratsvorsitzender der Weinig AG, einem Weltmarktführer für Maschinen und Systeme zur Holzbearbeitung. Ein Amt, dem er mit Führungsstärke und einem Händchen für strategisches Management nachkomme, wie Vorstandsvorsitzender Gregor Baumbusch in seiner Laudatio versichert.
Es sind nur einige der schmeichelhaften Worte, die das Geburtstagskind an diesem Tag zu hören bekommt. Die vielleicht schönsten stammen von einer Frau, die den mächtigsten Funktionär im Weltsport schon kennt, seit er ein kleiner Junge war. Sein ehemaliges Kindermädchen Irmgard Walisch tätschelt ihm bei der Begrüßung liebevoll die Wange. "Ist ja was geworden aus dem Jungen", freut sie sich. Noch bis 2025 ist Bach offiziell im Amt, doch werden bereits Stimmen laut, die sich eine Verlängerung seiner Amtszeit wünschen. Er wäre dann der erste IOC-Präsident, der länger als zwölf Jahre an der Spitze der Organisation stünde. Ein weiter Grund, für eine Würdigung im Rathaus von Tauberbischofsheim.