TAUBERBISCHOFSHEIM
Das A bis Z des Thomas Bach
Von der Gattin bis zum Ziehvater: An diesem Freitag feiert der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in seiner Heimatstadt Tauberbischofsheim den 60. Geburtstag mit 200 Ehrengästen. Dazu gibt's von uns ein Alphabet seines Lebens.

A wie ALLER ANFANG: Thomas Bach aus Tauberbischofsheim ist in Würzburg am 29. Dezember 1953 geboren. Hier studierte er von 1973 bis 1979 Rechts- und Politikwissenschaften und promovierte er 1983. 1976 wurde er Fecht-Olympiasieger (siehe auch M), 2013 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC, siehe auch I).
B wie BUENOS AIRES: Argentiniens Metropole ist so etwas wie die Erfolgsstadt im Leben des Thomas Bach. Erst holte er dort im Jahre 1977 mit der deutschen Florettmannschaft einen Fecht-Weltmeistertitel, den er sportlich höherwertiger einstuft als seinen Olympiasieg im Jahr davor (siehe auch M), weil das Team gegen die eigentlich favorisierten Italiener wie 1976 gewann – und dies nach einer furiosen Aufholjagd. Sodann wurde er 2013 am Ufer des Rio de la Plata zum IOC-Präsidenten und damit zum Chef des Weltsports gewählt. Mehr geht in der Erinnerung an die südamerikanische Weltstadt beim besten Willen nicht.
C wie CLAUDIA: Die Ex-Mitschülerin vom heimischen Matthias-Grünewald-Gymnasium ist die Frau an Bachs Seite, seit er sie in der Mittelstufe ansprach. Die beiden heirateten 1977, ihre Ehe blieb kinderlos. Die meiste Zeit hielt sich die Taubertälerin eher scheu im Hintergrund und trat mit dem Gatten nur bei äußerst offiziellen, raren Anlässen auf. Dies änderte sich im Vorjahr: Gymnasiallehrerin Claudia ließ sich vom Schuldienst beurlauben, zog mit ihrem Thomas nach Lausanne um und ist nun vergleichsweise häufig mit ihm zu sehen.
D wie DISKUSWERFEN: In dieser leichtathletischen Disziplin ist Deutschland zwar traditionell stark am Start – Stichworte Lars Riedel oder Robert Harting. Letzterer hat sich intern aber längst zu einer Art Intimfeind „seines“ Sport-Chefs aufgeschwungen. Bach kann eigentlich sagen, was er will: Harting gibt ihm regelmäßig Kontra.
E wie EMIL: Ja ja ja, ohne drumherum zu reden – der 2006 ums Leben gekommene
Ex-Begründer des Tauberbischofsheimer Fechtens ist eine der zwei prägendsten und dramatischsten Figuren in der Vita des IOC-Bosses (siehe auch J) – eine Rolle, die Beck seinem Zögling allen Ernstes auch stets vorhergesagt hatte. „Der Emil“ wurde zum Ziehvater des Halbwaisen Thomas, als dessen Vater früh starb. Weil dem Heranwachsenden jedoch nicht alles passte, was sein Diktator ihm einimpfte oder vorschrieb, funkte es immer wieder zwischen Beiden. Irgendwann folgte das völlige Zerwürfnis, obwohl (oder auch weil) sich beide vor allem in ihrer unbedingten Heimatliebe auffällig geglichen haben. Erst am Sarg von Beck erfolgte posthum eine nicht mehr erwartete Form der Versöhnung: Bach hielt in der St.-Martins-Kirche die Trauerrede und weinte bitterlich.
F wie FRANKENPASSAGE: Die Heimadresse der Bach'schen Anwaltskanzlei, die der Chef nicht aufgeben mag. In den eher sachlich eingerichteten Büroräumen neben einer Apotheke und zwei Arztpraxen führt Monika Scherer leitend Regie, scherzhaft gesehen als zweitwichtigste Frau an Bachs Seite. Sie verwaltet seit drei Jahrzehnten freundlich-souverän seinen Terminkalender und war bisher die erste Ansprechpartnerin für alle Anrufer. Jetzt werden die erstmal in Lausanne ihr Glück versuchen müssen – „Frau Scherer“ bleibt freilich unabhängig davon immer irgendwie zuständig.
G wie GÄSTELISTE: Seine Heimatstadt, der Deutsche Olympische Sportbund (dessen erster Präsident er war) sowie die Michael Weinig AG, deren Aufsichtsratsvorsitz er weiterhin führt, laden an diesem Freitag gemeinsam ab 11 Uhr zum Geburtstagsempfang in der Stadthalle, wo bereits der runde Vorgänger-Anlass vor zehn Jahren fein gefeiert wurde. 200 Ehrengäste werden sich ein für hiesige Verhältnisse ungewöhnliches Stelldichein geben: darunter Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt und Franz Beckenbauer (siehe auch K). FDP-Denkmal Hans-Dietrich Genscher kommt ebenso wie Altkanzler Gerhard Schröder oder Finanzminister Wolfgang Schäuble und natürlich IOC-Amtsvorgänger Jacques Rogge. Aber auch etliche Weggefährten früherer Tage sind auf der Gästeliste zu finden, darunter der von Bach sehr geschätzte, ehemalige Stadtpfarrer Dekan Fritz Ullmer.
H wie HELMUT SCHMIDT: Der Alt-Bundeskanzler hat in der Republik viele Freunde – Thomas Bach zählte nicht nur wegen seiner FDP-Mitgliedschaft lange Zeit nicht dazu: Denn Schmidt stand hinter dem Olympiaboykott von Moskau 1980, der den Fechter in der Blüte der Athletenjahre regelrecht kirre machte. Die Abneigung gegen die Einmischung der Politik in den Sport wurde zu einer Triebfeder in Bachs Funktionärs-Handeln (siehe auch W), und immerhin hat Helmut Schmidt die Boykottidee zu Thomas Bachs Genugtuung längst als klaren Fehler eingeräumt.
I wie IOC-PRÄSIDENTEN: Seit 1894 gibt es das IOC (Internationale Olympische Komitee) – die Halbwertzeit seiner Bosse war lang. Bach ist nach Dimitrios Vikelas (Griechenland, 1894 – 1896), dem Vordenker Pierre de Coubertin (Frankreich, 1896 – 1916 und 1919 – 1925), Godefroy de Blonay (Schweiz 1916 – 1919), Henri de Baillet-Latour (Belgien, 1925 – 1942), Sigfrid Edström (Schweden, 1946 – 1952), Avery Brundage (USA, 1952 – 1972), Lord Killanin (Irland, 1972 – 1980), Juan Antonio Samaranch (Spanien, 1980 – 2001, siehe auch J) und Jacques Rogge (Belgien, 2001 – 2013) erst der zehnte. Selbst an Päpsten gab es in derselben Zeit einen mehr, nämlich elf.
J wie JUAN ANTONIO SAMARANCH: Der greise Spanier, ein Emporkömmling der Franco-Diktatur, war Bachs wichtigster internationaler Förderer – man darf sagen, dass es den Deutschen ohne den Spanier womöglich gar nicht auf dem IOC-Thron geben würde. Erst Präsident Samaranch, der kommerzielle Vollstrecker des antiken olympischen Gedankens, hievte den jungen IOC-Mann in den neunziger Jahren in die nötigen einflussreichen Positionen. Dass Bach dies von seinen Kritikern nur zu gerne moralisch zur Last gelegt wird, ist die andere Seite der Medaille.
K wie KAISER FRANZ: Auch wenn die Beliebtheitswerte der beiden Herren auseinanderdriften dürften – sie sind nicht nur gute, sondern beste Freunde, und sie verstehen sich prächtig.
L wie LAUSANNE: Die 130 000-Einwohner-Stadt, die fünftgrößte der Schweiz, ist für die zu erwartenden zwölf Präsidenten-Jahre der erste Wohnsitz der Bachs. Das Internationale Olympische Komitee residiert seit Pierre de Coubertin (siehe auch I) angemessen nobel am Quai d'Ouchy, dem breiten Ufer des Genfer Sees, das präsidiale Paar bewohnt ein Apartment im „Lausanne Palace“-Hotel, in dem auch Vorgänger Jacques Rogge logierte.
M wie MONTREAL: Bei den Sommerspielen 1976 in Kanadas zweitgrößter Stadt errang Bach seinen definitiv hochrangigsten Erfolg als Sportsmann, indem er mit den Tauberbischofsheimer Kumpanen Matthias Behr, Harald Hein und Erk Sens-Gorius sowie dem Bonner Klaus Reichert das Mannschafts-Gold der Florettmänner gewann. Diese Medaille war sogar noch bei den IOC-Präsidenten-Wahlen 2013 relevant – Hauptkontrahent Richard Carrion litt unter dem deutlichen Makel, kein großer Athlet gewesen zu sein.
N wie NÜRNBERG, 1. FC: Allen Ernstes ist der Club der heimliche Lieblingsverein des verhinderten Fußballbuben Bach. Der verfügt indes über die rare Fähigkeit, gleichwohl auch dem FC Bayern München gewogen zu sein, wegen seiner Freundschaft zu Franz Beckenbauer (siehe auch K).
O wie OBAMA: In Bachs Kanzlei (siehe auch F) hängen hinten im persönlichen Büro Bilder und Autogramme von Treffen des Sport-Chefs mit anderen Bossen des Erdballs. Von US-Präsident Barack Obama stammt eine der größten Ablichtungen.
P wie PESTALOZZIALLEE 10: Die alte Heimstatt der Tauberbischofsheimer Fechter lag im Heizungskeller der Festhalle in der Vitryallee. Doch weil vom Keller aus auch dank Florettist Bach enorme Erfolge eingeheimst wurden, konnte einen knappen Kilometer entfernt in der Pestalozziallee ein Fechtzentrum entstehen, das bis heute von seinem leicht verblichenen Weltruf zehrt und sich der schützenden Hand seines berühmtesten Sohnes sicher sein darf – auch wenn dieser allen Sportarten gegenüber zu Neutralität verpflichtet ist. Nicht nur seine regelmäßigen Besuche bei Meisterschaften und Turnieren belegen's nachhaltig.
Q wie QUART: Die wichtigste Parade der Florettfechter dient dazu, des Gegners Klinge auf Brusthöhe zu beseitigen – bei Rechtshändern nach links innen, bei Linkshändern nach rechts innen. Bach war ein Meister der Quart. Früher gab es auch noch die Quint auf Brusthöhe nach außen, die aber aus den Lehrbüchern verschwunden ist. Doch damit hat Bach nichts zu tun.
R wie RODELN: Im Winter Bachs erste Lieblingssportart als Zuschauer. Zwar schaut er sich als Sportsfreund generell jeden Wettkampf mit echter Begeisterung an. Aber am Königssee schaut er mit noch echterer Begeisterung zu.
S wie SOTSCHI: Am 7. Februar, in gerade mal 28 Tagen, wird Bach seine ersten Olympischen Spiele eröffnen. Und jeder weiß trotz gebetsmühlenartig vorgetragener Bekenntnisse – es könnten schwere Tage für das IOC und Bach werden, dem Staatschef Wladimir Putin die Rolle des ersten Mannes der Veranstaltung zu gerne abluchsen würde.
T wie TAUBERBISCHOFSHEIM: Der Tauberfranke neigt zur Beharrlichkeit: Die Main-Tauber-Kreisstadt war, ist und bleibt die Heimat von Bach. Der denkt gar nicht daran, etwas anderes zu behaupten, was eventuell einen Hauch weltmännischer klingen könnte, aber nur eventuell.
U wie UM DIE WELT: Einmal um die ganze Welt? Vermutlich deutlich mehr. Bach-Statthalterin Monika Scherer (siehe auch F) zuckt bei der Frage nach Bachs Flugkilometern nur mit den Schultern. Zu behaupten, dass es wenige Landsleute geben dürfte, die noch häufiger als er den Erdball umrunden, ist nicht aus der Luft gegriffen.
V wie VINOLOGIE: Einem guten Tropfen ist auch Bach nicht abhold – schließlich stammt der Mann aus einer Weingegend. Obwohl es heimisch nur eine überschaubare Anzahl empfehlenswerter Spätburgunder gibt – bei roten Pinots kennt er sich aus.
W wie WILLI DAUME: Der Dortmunder, deutscher Sport-Chef in der unseligen Moskau-1980-Ära (siehe auch H), war Bach bedeutendster nationaler Förderer, als es darum ging, den Ehrgeiz des Nachrückers in entscheidende Bahnen zu lenken.
X wie X-BEINE: Pardon, irgendein X braucht dieses Alphabet ja. Es sei daher betont: Bach hat keine (X-Beine).
Y wie YOGA: Nein, dieser Lehre eifert er nicht nach.
Z wie ZAUDEREI: Auch nein, Bach zaudert nicht bei der Umsetzung von Entscheidungen. Aber er galt schon zu seiner Fechterzeit als Taktiker, der lange abwartet und die Gegenseite minutiös studiert, ehe er blitzartig zur Konterattacke ausholt. Man sieht, wie weit man's damit bringen kann.
B wie BUENOS AIRES: Argentiniens Metropole ist so etwas wie die Erfolgsstadt im Leben des Thomas Bach. Erst holte er dort im Jahre 1977 mit der deutschen Florettmannschaft einen Fecht-Weltmeistertitel, den er sportlich höherwertiger einstuft als seinen Olympiasieg im Jahr davor (siehe auch M), weil das Team gegen die eigentlich favorisierten Italiener wie 1976 gewann – und dies nach einer furiosen Aufholjagd. Sodann wurde er 2013 am Ufer des Rio de la Plata zum IOC-Präsidenten und damit zum Chef des Weltsports gewählt. Mehr geht in der Erinnerung an die südamerikanische Weltstadt beim besten Willen nicht.
C wie CLAUDIA: Die Ex-Mitschülerin vom heimischen Matthias-Grünewald-Gymnasium ist die Frau an Bachs Seite, seit er sie in der Mittelstufe ansprach. Die beiden heirateten 1977, ihre Ehe blieb kinderlos. Die meiste Zeit hielt sich die Taubertälerin eher scheu im Hintergrund und trat mit dem Gatten nur bei äußerst offiziellen, raren Anlässen auf. Dies änderte sich im Vorjahr: Gymnasiallehrerin Claudia ließ sich vom Schuldienst beurlauben, zog mit ihrem Thomas nach Lausanne um und ist nun vergleichsweise häufig mit ihm zu sehen.
D wie DISKUSWERFEN: In dieser leichtathletischen Disziplin ist Deutschland zwar traditionell stark am Start – Stichworte Lars Riedel oder Robert Harting. Letzterer hat sich intern aber längst zu einer Art Intimfeind „seines“ Sport-Chefs aufgeschwungen. Bach kann eigentlich sagen, was er will: Harting gibt ihm regelmäßig Kontra.
E wie EMIL: Ja ja ja, ohne drumherum zu reden – der 2006 ums Leben gekommene
Ex-Begründer des Tauberbischofsheimer Fechtens ist eine der zwei prägendsten und dramatischsten Figuren in der Vita des IOC-Bosses (siehe auch J) – eine Rolle, die Beck seinem Zögling allen Ernstes auch stets vorhergesagt hatte. „Der Emil“ wurde zum Ziehvater des Halbwaisen Thomas, als dessen Vater früh starb. Weil dem Heranwachsenden jedoch nicht alles passte, was sein Diktator ihm einimpfte oder vorschrieb, funkte es immer wieder zwischen Beiden. Irgendwann folgte das völlige Zerwürfnis, obwohl (oder auch weil) sich beide vor allem in ihrer unbedingten Heimatliebe auffällig geglichen haben. Erst am Sarg von Beck erfolgte posthum eine nicht mehr erwartete Form der Versöhnung: Bach hielt in der St.-Martins-Kirche die Trauerrede und weinte bitterlich.
F wie FRANKENPASSAGE: Die Heimadresse der Bach'schen Anwaltskanzlei, die der Chef nicht aufgeben mag. In den eher sachlich eingerichteten Büroräumen neben einer Apotheke und zwei Arztpraxen führt Monika Scherer leitend Regie, scherzhaft gesehen als zweitwichtigste Frau an Bachs Seite. Sie verwaltet seit drei Jahrzehnten freundlich-souverän seinen Terminkalender und war bisher die erste Ansprechpartnerin für alle Anrufer. Jetzt werden die erstmal in Lausanne ihr Glück versuchen müssen – „Frau Scherer“ bleibt freilich unabhängig davon immer irgendwie zuständig.
G wie GÄSTELISTE: Seine Heimatstadt, der Deutsche Olympische Sportbund (dessen erster Präsident er war) sowie die Michael Weinig AG, deren Aufsichtsratsvorsitz er weiterhin führt, laden an diesem Freitag gemeinsam ab 11 Uhr zum Geburtstagsempfang in der Stadthalle, wo bereits der runde Vorgänger-Anlass vor zehn Jahren fein gefeiert wurde. 200 Ehrengäste werden sich ein für hiesige Verhältnisse ungewöhnliches Stelldichein geben: darunter Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt und Franz Beckenbauer (siehe auch K). FDP-Denkmal Hans-Dietrich Genscher kommt ebenso wie Altkanzler Gerhard Schröder oder Finanzminister Wolfgang Schäuble und natürlich IOC-Amtsvorgänger Jacques Rogge. Aber auch etliche Weggefährten früherer Tage sind auf der Gästeliste zu finden, darunter der von Bach sehr geschätzte, ehemalige Stadtpfarrer Dekan Fritz Ullmer.
H wie HELMUT SCHMIDT: Der Alt-Bundeskanzler hat in der Republik viele Freunde – Thomas Bach zählte nicht nur wegen seiner FDP-Mitgliedschaft lange Zeit nicht dazu: Denn Schmidt stand hinter dem Olympiaboykott von Moskau 1980, der den Fechter in der Blüte der Athletenjahre regelrecht kirre machte. Die Abneigung gegen die Einmischung der Politik in den Sport wurde zu einer Triebfeder in Bachs Funktionärs-Handeln (siehe auch W), und immerhin hat Helmut Schmidt die Boykottidee zu Thomas Bachs Genugtuung längst als klaren Fehler eingeräumt.
I wie IOC-PRÄSIDENTEN: Seit 1894 gibt es das IOC (Internationale Olympische Komitee) – die Halbwertzeit seiner Bosse war lang. Bach ist nach Dimitrios Vikelas (Griechenland, 1894 – 1896), dem Vordenker Pierre de Coubertin (Frankreich, 1896 – 1916 und 1919 – 1925), Godefroy de Blonay (Schweiz 1916 – 1919), Henri de Baillet-Latour (Belgien, 1925 – 1942), Sigfrid Edström (Schweden, 1946 – 1952), Avery Brundage (USA, 1952 – 1972), Lord Killanin (Irland, 1972 – 1980), Juan Antonio Samaranch (Spanien, 1980 – 2001, siehe auch J) und Jacques Rogge (Belgien, 2001 – 2013) erst der zehnte. Selbst an Päpsten gab es in derselben Zeit einen mehr, nämlich elf.
J wie JUAN ANTONIO SAMARANCH: Der greise Spanier, ein Emporkömmling der Franco-Diktatur, war Bachs wichtigster internationaler Förderer – man darf sagen, dass es den Deutschen ohne den Spanier womöglich gar nicht auf dem IOC-Thron geben würde. Erst Präsident Samaranch, der kommerzielle Vollstrecker des antiken olympischen Gedankens, hievte den jungen IOC-Mann in den neunziger Jahren in die nötigen einflussreichen Positionen. Dass Bach dies von seinen Kritikern nur zu gerne moralisch zur Last gelegt wird, ist die andere Seite der Medaille.
K wie KAISER FRANZ: Auch wenn die Beliebtheitswerte der beiden Herren auseinanderdriften dürften – sie sind nicht nur gute, sondern beste Freunde, und sie verstehen sich prächtig.
L wie LAUSANNE: Die 130 000-Einwohner-Stadt, die fünftgrößte der Schweiz, ist für die zu erwartenden zwölf Präsidenten-Jahre der erste Wohnsitz der Bachs. Das Internationale Olympische Komitee residiert seit Pierre de Coubertin (siehe auch I) angemessen nobel am Quai d'Ouchy, dem breiten Ufer des Genfer Sees, das präsidiale Paar bewohnt ein Apartment im „Lausanne Palace“-Hotel, in dem auch Vorgänger Jacques Rogge logierte.
M wie MONTREAL: Bei den Sommerspielen 1976 in Kanadas zweitgrößter Stadt errang Bach seinen definitiv hochrangigsten Erfolg als Sportsmann, indem er mit den Tauberbischofsheimer Kumpanen Matthias Behr, Harald Hein und Erk Sens-Gorius sowie dem Bonner Klaus Reichert das Mannschafts-Gold der Florettmänner gewann. Diese Medaille war sogar noch bei den IOC-Präsidenten-Wahlen 2013 relevant – Hauptkontrahent Richard Carrion litt unter dem deutlichen Makel, kein großer Athlet gewesen zu sein.
N wie NÜRNBERG, 1. FC: Allen Ernstes ist der Club der heimliche Lieblingsverein des verhinderten Fußballbuben Bach. Der verfügt indes über die rare Fähigkeit, gleichwohl auch dem FC Bayern München gewogen zu sein, wegen seiner Freundschaft zu Franz Beckenbauer (siehe auch K).
O wie OBAMA: In Bachs Kanzlei (siehe auch F) hängen hinten im persönlichen Büro Bilder und Autogramme von Treffen des Sport-Chefs mit anderen Bossen des Erdballs. Von US-Präsident Barack Obama stammt eine der größten Ablichtungen.
P wie PESTALOZZIALLEE 10: Die alte Heimstatt der Tauberbischofsheimer Fechter lag im Heizungskeller der Festhalle in der Vitryallee. Doch weil vom Keller aus auch dank Florettist Bach enorme Erfolge eingeheimst wurden, konnte einen knappen Kilometer entfernt in der Pestalozziallee ein Fechtzentrum entstehen, das bis heute von seinem leicht verblichenen Weltruf zehrt und sich der schützenden Hand seines berühmtesten Sohnes sicher sein darf – auch wenn dieser allen Sportarten gegenüber zu Neutralität verpflichtet ist. Nicht nur seine regelmäßigen Besuche bei Meisterschaften und Turnieren belegen's nachhaltig.
Q wie QUART: Die wichtigste Parade der Florettfechter dient dazu, des Gegners Klinge auf Brusthöhe zu beseitigen – bei Rechtshändern nach links innen, bei Linkshändern nach rechts innen. Bach war ein Meister der Quart. Früher gab es auch noch die Quint auf Brusthöhe nach außen, die aber aus den Lehrbüchern verschwunden ist. Doch damit hat Bach nichts zu tun.
R wie RODELN: Im Winter Bachs erste Lieblingssportart als Zuschauer. Zwar schaut er sich als Sportsfreund generell jeden Wettkampf mit echter Begeisterung an. Aber am Königssee schaut er mit noch echterer Begeisterung zu.
S wie SOTSCHI: Am 7. Februar, in gerade mal 28 Tagen, wird Bach seine ersten Olympischen Spiele eröffnen. Und jeder weiß trotz gebetsmühlenartig vorgetragener Bekenntnisse – es könnten schwere Tage für das IOC und Bach werden, dem Staatschef Wladimir Putin die Rolle des ersten Mannes der Veranstaltung zu gerne abluchsen würde.
T wie TAUBERBISCHOFSHEIM: Der Tauberfranke neigt zur Beharrlichkeit: Die Main-Tauber-Kreisstadt war, ist und bleibt die Heimat von Bach. Der denkt gar nicht daran, etwas anderes zu behaupten, was eventuell einen Hauch weltmännischer klingen könnte, aber nur eventuell.
U wie UM DIE WELT: Einmal um die ganze Welt? Vermutlich deutlich mehr. Bach-Statthalterin Monika Scherer (siehe auch F) zuckt bei der Frage nach Bachs Flugkilometern nur mit den Schultern. Zu behaupten, dass es wenige Landsleute geben dürfte, die noch häufiger als er den Erdball umrunden, ist nicht aus der Luft gegriffen.
V wie VINOLOGIE: Einem guten Tropfen ist auch Bach nicht abhold – schließlich stammt der Mann aus einer Weingegend. Obwohl es heimisch nur eine überschaubare Anzahl empfehlenswerter Spätburgunder gibt – bei roten Pinots kennt er sich aus.
W wie WILLI DAUME: Der Dortmunder, deutscher Sport-Chef in der unseligen Moskau-1980-Ära (siehe auch H), war Bach bedeutendster nationaler Förderer, als es darum ging, den Ehrgeiz des Nachrückers in entscheidende Bahnen zu lenken.
X wie X-BEINE: Pardon, irgendein X braucht dieses Alphabet ja. Es sei daher betont: Bach hat keine (X-Beine).
Y wie YOGA: Nein, dieser Lehre eifert er nicht nach.
Z wie ZAUDEREI: Auch nein, Bach zaudert nicht bei der Umsetzung von Entscheidungen. Aber er galt schon zu seiner Fechterzeit als Taktiker, der lange abwartet und die Gegenseite minutiös studiert, ehe er blitzartig zur Konterattacke ausholt. Man sieht, wie weit man's damit bringen kann.
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