
Handball, 2. Bundesliga
ASV Hamm-Westfalen – DJK Rimpar Wölfe
(Samstag, 19.15 Uhr, Westpress Arena)
"Neuer Trainer, alte Sehnsucht" – so lautete Mitte September vergangenen Jahres die Überschrift der Saisonvorschau des ASV Hamm-Westfalen im Fachmagazin "Handballwoche". Mit dem Trainer war Michael Lerscht gemeint, der den langjährigen Coach Kay Rothenpieler beerbte; mit der Sehnsucht auf den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga nach zehn Jahren.
Die Ambitionen, die Hoffnungen, die Träume, noch vor sechs Monaten waren sie groß, doch längst sind sie geschrumpft. Der ASV rangiert aktuell auf Rang zehn mit 18:18 Punkten, und damit genauso vielen im Haben wie die DJK Rimpar Wölfe (12./18:22). "Vom Papier her ist Hamm wegen des besseren Kaders favorisiert", meint deren Trainer Ceven Klatt nach der Länderspielpause. "Von der Entwicklung der Saison her betrachtet ist es ein offenes Spiel." Die Westfalen gewannen allerdings die vorherigen sechs Duelle gegen die Unterfranken.
Nicht nur beide Klubs verband mal eine Fanfreundschaft, auch Klatt und Lerscht sind ziemlich beste Gegner. Denn sie sind nicht nur Kollegen, sondern auch Kumpels. Früher waren die beiden als Kreisläufer und Mittelmann zusammen beim TuS Ferndorf aktiv.
Hammer Talfahrt seit dem Hinspiel
Aufgrund seiner bemerkenswerten Arbeit dort hatte der ASV Lerscht geholt; der 36-Jährige ließ sich als Lehrer beurlauben, um seinem neuen Klub im besten Fall zu noch mehr Erfolg zu verhelfen. Am Anfang der Spielzeit sah es auch so aus, als würde Hamm erneut zu den Topteams gehören. Die Westfalen starteten mit vier Siegen, darunter einem 27:25 gegen Gummersbach. Nach dem 20:18 in Würzburg bei den Wölfen, der letzten Partie mit Zuschauern vor dem Lockdown, jedoch riss die Serie erstmals.

Die erste empfindliche Niederlage (21:27) kassierte der ASV ausgerechnet bei Lerschts Ex-Verein in Ferndorf. Es folgten vier weitere Pleiten und bis Jahresende kein einziger Sieg mehr. Stattdessen wurde der Mitfavorit in die untere Tabellenhälfte durchgereicht und plötzlich geisterte sogar das Abstiegsgespenst umher.
Mallwitz im Torwart-Ranking vor Storbeck
"Ein Hauptgrund war natürlich der Ausfall der beiden Spielmacher Sören Südmeier und Merten Krings", weiß Klatt. Ersterer fehlt immer noch, Letzterer steigerte sich jüngst wieder. Ein weiterer Grund: Torwart Felix Storbeck ist mit einer Quote von rund 29 Prozent nicht so konstant wie in den Runden zuvor. Der Rimparer Marino Mallwitz, der zuletzt beim Derbysieg gegen Großwallstadt auftrumpfte, liegt im Liga-Ranking als Achter mit knapp 33 Prozent zwei Plätze vor ihm. "Keine Frage: Ergebnistechnisch hinkt Hamm den Erwartungen hinterher – auch den eigenen", sagt Klatt.
Ein erzitterter Erfolg gelang dem ASV erst wieder Mitte Februar gegen Schlusslicht Fürstenfeldbruck (29:28), doch danach holperte es weiter. Zuletzt glückte dank der bisher wohl besten Saisonleistung ein erlösender 25:20-Erfolg bei der SG BBM Bietigheim, auch so ein strauchelnder Favorit. Ob es ein Befreiungsschlag war?
Yonatan Dayan vor Comeback
Die Unterfranken treten in der Westpress Arena mit dem kompletten Kader an, wobei für Rückraumaktuer Lukas Böhm ein Einsatz wohl noch zu früh kommt. Dafür soll Yonatan Dayan nach seiner Verletzung sein Comeback geben. Der Israeli verbrachte die freien Tage in seiner Heimat und ließ sich dort gegen Covid-19 impfen.
"Die Pause hat allen gut getan", meint Klatt, der selbst dem Corona- und Handballalltag für ein verlängertes Wochenende in seiner brandenburgischen Heimat "entfloh" und dort unter anderem "im Schneeregen" angelte.