Der Abgang von Fabio Kaufmann im Sommer vergangenen Jahres war einer, der die Würzburger Kickers besonders schmerzte. Mit 14 Toren und 14 Vorlagen war der 28-Jährige einer der Spieler gewesen, die den Rothosen den unerwarteten Aufstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga beschert hatten. Trotzdem war für den gebürtigen Aalener nach gut zweieinhalb Jahren Schluss am Dallenberg, ablösefrei ging es in Richtung Niedersachsen zum Mitaufsteiger. Unter Flutlicht kommt es nun am Freitagabend (18.30 Uhr) zum Wiedersehen, wenn Eintracht Braunschweig mit Kaufmann am Dallenberg zu Gast ist.
Kampflos ließen die Kickers den Deutsch-Italiener nach dem Aufstieg nicht ziehen. Ein "äußerst interessantes Gesamtpaket" habe Kaufmann abgelehnt, so der Verein im Juli vergangenen Jahres. Nicht nur der Vorstandsvorsitzende Daniel Sauer hatte versucht, den Publikumsliebling zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen. Auch Felix Magath, so war später zu erfahren, habe sich mehrmals mit Kaufmann getroffen, um ihn zu halten. Genutzt hat das jedoch alles nichts. Der Offensivspieler unterschrieb in Braunschweig und freute sich, für einen "echten Traditionsverein" zu spielen. Tradition alleine wird jedoch kaum den Ausschlag zu diesem Transfer gegeben haben. Nicht umsonst betont Magath seitdem die im Vergleich zur Konkurrenz finanziell eher geringen Mittel der Rothosen und den Einschnitt, den der Abgang des Angreifers bedeutete. "Das lief alles fair ab", kommentiert Kaufmann den Wechsel. "Ich kann den Leuten in Würzburg immer noch in die Augen schauen, darüber bin ich sehr froh."
Wer soll der Kaufmann-Nachfolger werden?
Der Versuch, den Dribbler in Würzburg adäquat zu ersetzen, muss dagegen derzeit als gescheitert bezeichnet werden. Zwar ist David Kopacz - auf der linken Seite unterwegs und nicht wie Kaufmann rechts eingesetzt - ein ähnlicher Spielertyp und fällt immer wieder durch gute Einzelaktionen auf. Das Prädikat "Unterschiedsspieler", das Kaufmann in der zurückliegenden Drittligasaison trug, darf sich der Deutsch-Pole trotz seiner zwei Tore und fünf Assists bislang aber noch nicht anheften.
Florian Flecker, als positionsgetreuer Kaufmann-Ersatz von Union Berlin nach Würzburg geholt, konnte nicht überzeugen und ist derzeit völlig abgemeldet. Zuletzt lief der Österreicher Ende Dezember beim 0:2 in Darmstadt als Teil der Rumpfmannschaft auf, in den vergangenen drei Partien saß er nicht einmal mehr auf der Ersatzbank. Beim 25-Jährigen gilt es jedoch zu beachten, dass er fast nie auf seiner eigentlichen Position zum Einsatz kam. Flecker agierte meist als rechter Außenverteidiger im Zusammenspiel mit einer Dreierkette in der Abwehr, während Kaufmann deutlich offensiver zum Zug kam und als Absicherung noch einen Mann hinter sich hatte.
Erst seit Trainer Bernhard Trares wieder auf eine Viererkette setzt, gibt es die ehemalige Kaufmann-Position wieder. Dort durfte zuletzt Dominic Baumann ran, der im Zentrum aber wesentlich besser aufgehoben ist. In Osnabrück versuchte sich Frank Ronstadt ab der 60. Minute als Rechtsaußen und machte seine Sache im Zusammenspiel mit Rechtsverteidiger Rolf Feltscher ordentlich. Doch unter dem Strich bleibt festzuhalten: Kaufmanns Abgang hat eine Lücke im Kickers-Kader hinterlassen, die keiner der Neuen bislang ausfüllen konnte. Ob Martin Hasek in diese Rolle schlüpfen könnte, bleibt abzuwarten.
Bislang vier Tore und eine Vorlage für Kaufmann
Wenngleich Kaufmann eine Liga weiter oben nicht im selben Takt punktet wie noch im Vorjahr, ist er ein wichtiger Baustein im Team von Trainer Daniel Meyer. Vier Tore und eine Vorlage für den Braunschweiger Turn- und Sportverein stehen auf seinem Konto, nur Teamkollege Nick Proschwitz (fünf Tore, zwei Vorlagen) ist besser. Genug ist das dem 28-Jährigen noch nicht. "Das soll noch nicht das Ende sein", sagt er, wohl wissend, dass Braunschweig in der Tabelle nicht wesentlich besser dasteht als die Kickers. "Mir ist egal, wer die Tore macht. Wir brauchen jeden Punkt." Nur fünf Zähler mehr haben die Niedersachsen in der Tasche, stehen aktuell auf dem Relegationsplatz.
Am Freitagabend erwartet Kaufmann "eine Mannschaft, die eigentlich schon die ganze Saison mit dem Rücken zur Wand steht". Gerade das mache die Kickers aus seiner Sicht gefährlich. "Sie werden kratzen, beißen, spucken und uns aber auch fußballerisch alles abverlangen." Das Wiedersehen mit alten Bekannten spiele nur eine untergeordnete Rolle. "Natürlich wird das ein besonderes Spiel für mich. Der Fokus liegt aber klar auf den 90 Minuten, das Spiel ist für uns als Mannschaft und Verein extrem wichtig." Zumindest auf dem Rasen wird Kaufmann wohl auch nicht allzu viele alte Weggefährten gegen sich haben. Beim 3:2-Sieg in Osnabrück standen mit Sontheimer, Baumann, Hägele und Hansen nur noch vier Spieler aus der gemeinsamen Saison auf dem Rasen.
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