
Haben die Würzburger Kickers in den vergangenen Wochen auf dem Transfermarkt tatsächlich ein Rettungspaket gefunden? Drei Winter-Neuzugänge spielten beim ersten Auswärtssieg der Saison eine entscheidende Rolle. Rolf Feltscher als Rechtsverteidiger, Christian Strohdiek in der Innenverteidigung und Marvin Pieringer standen beim 3:2 in Osnabrück in der Startelf und drückten dem Spiel ihren Stempel auf.
Während der bereits beim 1:1 gegen St. Pauli auffällige Feltscher bereits nach zwei Partien als Rechtsverteidiger eine feste Größe in der Viererkette ist, gab der erst am Donnerstag verpflichtete Strohdiek in Niedersachsen seine Premiere. Dem Ex-Paderborner merkte man zwar bisweilen die fehlende Spielpraxis an, doch fiel auch schon auf: Das Aufbauspiel aus der Abwehr heraus wirkte deutlich zielstrebiger und planvoller, als noch zuletzt. Der Brasilianer Ewerton, der in Paderborn wegen Muskelproblemen fehlte, dürfte aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit ein Wackelkandidat bleiben. Mit Strohdiek hat Trainer Bernhard Trares die Chance, eine feste Abwehrformation sich einspielen zu lassen. Und mit den Routiniers Feltscher (30), Strohdiek (32) und Arne Feick (32) an der Seite blühte Hendrik Hansen (26) am Samstag regelrecht auf, gewann nicht nur entscheidende Zweikämpfe, sondern inszenierte mit einem blitzgescheiten Steilpass auf Feltscher auch jenen Angriff, der zum 1:1 durch Pieringer führte.
Womit wir beim Mann des Tages wären: dem Doppelpacker Pieringer. Drei Tore hat der 21-Jährige in seinen beiden ersten Zweitliga-Spielen erzielt, mehr als jeder andere Kickers-Spieler in der bisherigen Saison. "So einen Start habe ich mir nicht erträumen können", sagte er nach der Partie: "Ich habe lange auf meine Chance gewartet. Ich hoffe jetzt in der Zweiten Liga Fuß zu fassen und versuche, in jedem Spiel einfach alles reinzuhauen." Dabei agierte der bis Saisonende vom SC Freiburg ausgeliehene Angreifer lange Zeit eher unauffällig und kleinmütig - wie ein Großteil seiner Mitspieler. Der Mut habe seinem Team in der ersten Spielhälfte gefehlt, stellte Trares fest. Da war es gut, dass die Kickers gleich mit ihrem ersten vielversprechenden Angriff Erfolg hatten. Es ist Pieringers Kaltschnäuzigkeit, sein Torinstinkt, der den Kickers bislang gefehlt hat.
"Ich hoffe, dass es so weiter geht", sagte er nach der Partie. Die Gegner werden Pieringer in den nächsten Partien auf dem Zettel haben, ihn beschatten. Das könnte freilich Räume öffnen für andere Spieler wie David Kopacz, der in Osnabrück für den letztlich entscheidenden dritten Kickers-Treffer sorgte. "Eine andere Energie und ein anderer Geist" sei bereits im Spiel gegen St. Pauli im Kickers-Team zu spüren gewesen, fand Trares. Die Neuen dürften entscheidend dazu beigetragen haben. Womöglich auch einer, der gar nicht zum Einsatz kam: Sturm-Oldie Stefan Maierhofer trug, anders als die restlichen Reservespieler, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine kurze Hose, gab den lautstarken Motivator am Spielfeldrand. Und nach der Partie versprach der gelernte Koch übers soziale Netzwerk "Instagram" eine Belohnung für den Dreier: Schnitzel für das ganze Team.